Kapitel 1

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Gangster und Gespenster

Juni, 1982

Bevor ich das Haus von Großmutter betrat, trug ich bereits Wut in mir. Diese schlechte Laune trage ich seit ein paar Stunden, weil die honduranische Fußballnationalelf ihre letzte Chance für die Endrunde gegen Jugoslawien verpasste, das Ganze auch noch kurz vor Schluss - mit einer 0:1- Niederlage .

Vor dem Anpfiff, habe ich in der Garage der Jungs zwei Linien Kokain geschnupft, was einen eher rückständigen Effekt zu haben scheint.

Ich merke, dass ich total nervös bin, aber ich spüre keinerlei Euphorie, wie die anderen Male, sondern eher Gewaltbereitschaft.

Als ich das Haus verlasse, gehe ich in die selbe Garage, wo ich mit den Leuten aus dem Prado-Viertel das Spiel schaute, welches drei Blocks vom Haus meiner Großmutter entfernt ist. Ich hoffe, dass sie immer noch am Trinken sind, um etwas Zeit mit ihnen zu verbringen, bis das Abendessen, das meine Großmutter vorbereiten wird, fertig ist, um die kalten Baleadas mit den Sesamkugeln alleine verspeisen zu können, wenn das Waisenkind nicht mehr da ist.

Ich will nur mein Abendessen in Ruhe essen, denke ich und werde während ich drüber nachdenke fast von einem Auto angefahren.

>>Hast du keine Augen, du Bastard? Was stimmt mit euch Fahrern nicht? <<, brülle ich hinterher.

Da will ich gerade meine Knarre herausziehen und merke, dass ich weder meine Waffe unter meinem Hemd, noch meine Uhr an mir trage. Das kotzt mich noch mehr an, also laufe ich hinter dem Fahrzeug her, bis sich dieser verdammte schwarzen Chrysler in eine entfernte Rauchwolke verwandelt. Verdammt, selbst die Reichen haben Angst vor mir.

Auf der anderen Straßenseite finde ich endlich meinen Lieblings-Mexikaner Jefferson - mein Geschäftspartner in guten und in schlechten Zeiten, seit dem ich in Monterey lebe. Er spielt nur mit seinem lockigen Haar und setzt sich die Sonnenbrille auf, die dicht auf seiner Nase liegt, in die Vordertasche seines Hemdes und begrüßt mich.

>> Was geht ab, Armando? Alles in Ordnung?<<, fragt er mich und gibt mir einen informellen Händedruck.

>> Außer dass ich gerade fast von irgend so einem dämlichen Hurensohn überfahren wurde, der nicht auf die Straße schaut, ist alles in Ordnung. Naja, außerdem bin ich immer noch ein wenig angepisst auf das heutige Spiel. <<

>> Ach, Armando, komm runter. Du bist nicht derjenige, der die Millionen mit dieser WM gewinnt. Fußball ist dafür da, damit der bessere gewinnt, oder nicht?<<

>>Ja, da muss ich zustimmen<<, seufze ich.

>> Zum Glück ist die nächste Weltmeisterschaft hier in Mexiko, was bedeutet, dass wir ins Stadion gehen können, um meine Mannschaft spielen zu sehen.<<

>> Wenn sie sich für die nächste Weltmeisterschaft qualifizieren, was ich stark bezweifle. <<,antwortet Jefferson.

Ich frage nach einem Bier und versuche mich zu entspannen, was mir ziemlich schwer fällt. Dieses Koks bringt mir nichts, als innere Unruhe.

Jefferson, mit dem ich einen Teil meiner späten Jugend verbracht habe, seit ich vor sechs Jahren nach Mexiko floh; ist nicht nur ein guter Freund, sondern auch mein Geschäftspartner. Seit wir uns kennen, machen wir zusammen Geschäfte. Wenn ich von Geschäften spreche, meine ich Geschäfte, die mit Geld zu tun haben. Natürlich haben alle Geschäfte mit Geld zu tun, aber exklusiv unseres - hat mit Falschgeld zu tun - so wie es die Regierung dieses Landes nennen, nur weil es von einem unserer Partner und nicht von einer Wirtschaftseinheit gedruckt wurde. Wir machen das schon seit Jahren, aber in letzter Zeit wurden viele Aufträge geplatzt, was uns dazu zwingt nach Geschäftsmöglichkeiten in anderen Bereichen zu suchen. Jefferson hat enge Beziehungen zu einigen Politikern, um Befehle zu erhalten, die sie nicht selbst ausführen können.

Für immer Ein Gangster (Armando líos: German Edition)Where stories live. Discover now