Kapitel 2

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Eine heiße Begegnung

Ich vermisse meine Mutter. Ich habe sie seit Jahren nicht gesehen. Seit ich aus der Haft entlassen wurde, verbrachte ich eine Woche mit ihr und meinem Bruder Luca, der heute seinen fünfzehnten Geburtstag feiert.

Dann habe ich sie alleine gelassen. Ich habe Gewissensbisse und ich möchte sie anrufen, bevor ich die Jagd auf Oscar antrete.

Ich bleibe noch eine Weile in meinem Zimmer, um über mein Selbstwertgefühl zu meditieren. Ich weiß, dass ich jedem das Leben nehmen kann, der mich zum Stolpern bringt, aber ich fühle mich nicht in der Lage, meinen kleinen Bruder anzurufen und ihm zu seinem Geburtstag zu gratulieren, weil ich - egal wie kalt ich sein kann, deshalb doch etwas deprimiert bin.

Die Wirkung verschwindet nach und nach. Das spüre ich und brauche mehr.

Ich muss mit meiner Mutter und meinem Bruder sprechen. Als ich aufstehe, nachdem ich die Zigarette ausdrücke, tritt meine Großmutter ein und erschreckt mich ungewollt.

>> Komm zum Abendessen, mein Sohn. Es ist fertig. <<

Ich stehe sanft auf und schließe langsam die Tür, so wie es mir Oma beigebracht hat.

Ich sitze auf dem Stuhl am Tisch und verschlinge das Abendessen. Während meine Großmutter mit mir spricht, und sagt - dass ich eine Therapie machen soll, mit den Drogen und mit dem Trinken aufhören soll und dass es nicht so weitergehen kann, wie schön es doch ist, dass ich ihr zwar mit Kosten helfe, aber dass ich etwas aus meinem Leben machen soll, warum ich doch nicht irgendetwas studiere. Das ganze Gelaber, welches ich fast jeden Tag höre. Doch ich sitze nur zuhörend da und fresse wie ein Schwein.

Manchmal habe ich das Gefühl, meine Großmutter vergisst es, wenn sie mir Dinge erzählt, deshalb - muss ich mich entscheiden an was ich glauben soll. Ist es ihre Demenz oder mein Wahnsinn, wenn es um die Existenz von Marta geht? Ich bin nicht so naiv, dass ich glaube, dass mir ein Geist erschien.

Für mich gibt es sowas nicht. Sind es vielleicht doch die Drogen?

Am Ende des Abendessens nehme ich das Geschirr vom Tisch und stelle es in die Spüle, damit meine Großmutter schnell in die Küche gehen kann, während ich meine Beretta 92 und die Uhr aus dem Versteck hole.
>> Oh, wie aufmerksam! <<, sagt sie mir, denn ich helfe ihr nach langer Zeit zum ersten Mal beim Abräumen. - Natürlich um schneller von der Küche zu verschwinden.

Ich nehme meine Handfeuerwaffe, hake sie hinter meinen Gürtel und schließe meine Uhr an mein Handgelenk. Ich nehme etwas Geld heraus, um zu sehen, ob ich mich mit einem Mädchen aus der Nachbarschaft vergnügen kann, bevor ich Oscar töte.

Ich brauche unbedingt Sex. Ich bin sehr unruhig. Ich gehe in den Schrank und hole ein extra langes Shirt heraus, damit niemand merkt, dass ich die Waffe in der Hose trage. Ich spritze mir ein paar Funken Parfüm auf meinen Hals, setze meinen Helm auf und suche besorgt nach dem Mofaschlüssel.

>> Abuela, weißt du, wo die Schlüssel des Mofas liegen? <<

>> Dort im Flur, mein Junge. Und dann sagst du, dass ich diejenige bin, die vergesslich ist! <<

>> Oh, hier sind sie. Danke, bis später. <<, flüstere ich.

Ich starte das Mofa und verschwinde. Um genau zu sein, zuerst zu Catalina, ein Mädchen, mit der ich manchmal Sex habe. Dafür zahle ich ihr lieber ein paar Pesos und habe meine Ruhe. Das geht schon seit ein paar Jahren so und so ist es in meinem Fall besser, anstatt meine Zeit mit irgendwelchen anderen Weibern zu vergeuden, die mir dann am Arsch kleben. Ernste Beziehungen haben momentan keine Chance, nach meiner Erfahrung, die ich bis jetzt gemacht habe, ist der Wunsch nach Ruhe selbstverständlich. Zumindest bilde ich mir das so ein.

Für immer Ein Gangster (Armando líos: German Edition)Where stories live. Discover now