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𝕤𝕒𝕧𝕖 𝕞𝕖 𝕒𝕘𝕒𝕚𝕟.

Damon wähnte sich alleine im Zelt, als er das schabende Geräusch der Plane hinter sich hörte. Erstaunt blickte er sich um, das Shirt, dass er sich nach der Nacht mit Dean über den Kopf ziehen wollte, noch in der Hand.

Überrascht hob er die Brauen, als er eben diesen dort stehen sah. »Weshalb bist du nicht fort?« Empörung und Vorwurf schwangen in seiner Stimme, glaubte er doch, sich seinem Gast zu sehr geöffnet zu haben. Er fühlte sich nahbar und verletzlich. Einmal hatte er sich recht schmerzfrei von dem schmalen, bleichen Mann trennen können. Aber ein zweites Mal ...?

Erst, als er auf Deans Gesicht sah, wurde ihm klar, dass er sich den Unterton sparen konnte.
Zwischen den dunklen Blutergüssen und der geklebten Unterlippe lag ein ungutes Flackern in seinem Blick. Er senkte den Kopf, ballte die Hände zu Fäusten und sah weg. »Weil er gar nicht kam ...«

»Der Hubschrauber kam nicht?!« Damon zog sich das Shirt schneller über den Kopf, als dass er seinen Satz beendet hatte, und eilte auf den Kleineren zu. Er packte ihn an der Schulter und griff unter das spitze Kinn des Blonden. Sacht, aber bestimmt hob er es an und fing Deans Blick auf. Tränen ließen seine hellen Augen glasig werden. Langsam nickte der Jüngere.
»Weshalb nicht?« Die Dringlichkeit ließ den Soldaten laut werden. »Komm schon«, presste er hervor, »Wieso nicht? Ist er nur verschoben worden, oder ...?«

Deans Augen wurden riesig, als er begriff. »Sie ...« Sein Atem stockte. »Man hat ihn abgeschossen! Damon, was ... was heißt das?«

»Verfickte Scheiße!« Ohne eine weitere Antwort ließ er den Geschockten zurück, sprintete aus dem Zelt und hörte in der nächsten Sekunde schon das erste Prasseln von Schüssen. Wie Regen klopften sie irgendwo auf ein Zelt, dann wie Hagel auf eines der Automobile. Eine ohrenbetäubende Explosion folgte. Die Männer und Frauen in Tarnfarbe und Schwarz eilten an ihre jeweiligen Einsatzgebiete, jemand warf Damon eine kugelsichere Weste zu. Aus dem Waffenlager holte er sich Feuer und Munition.

Erst, als er die Angreifer sah, wusste er plötzlich, wen er schutzlos zurückgelassen hatte.

Er rannte zurück zum Zelt, preschte hinein und fand Dean noch so vor, wie er ihn zurückgelassen hatte. Keinen Augenblick zu früh packte er ihn und riss ihn mit sich zu Boden. Sein Zelt bekam plötzlich scharfe Luftlöcher, durch die die Sonnenstrahlen in das Dunkel schienen, als seien sie der Auslöser für die Verletzung der Außenhaut. Die Schüsse kamen von der Rückseite. Dort, wo sich keiner seiner Leute mehr aufhielt, weil ausnahmslos alle in kopfloser Idiotie an die Front gerannt waren.
Damon fluchte. Unter sich hörte er Dean nach Luft ächzen und spürte, wie dieser versuchte, eine angenehmere Position zu finden. Zu spät. Der Krieger presste seinen Kopf gegen den Staub. Wieder riss eine Salve Löcher in die Zeltwand.

Der Bewaffnete sah die stumpfe Angst in Deans Augen. Der Zivilist wollte etwas sagen, aber er presste ihm die Hand auf die Lippen. In der anderen hielt er die entsicherte Waffe im Anschlag. Stumm schüttelte er den Kopf. Atemlos warteten sie ab.
Erst nach einigen Minuten, als Schritte und arabisch klingende Stimmen weitergezogen waren, nahm Damon die Finger zurück. Der Blonde atmete tief ein. »Ich ... hab Angst. Ich ...«, presste er hervor, »Heute Nacht habe ich mich sicher gefühlt. Bei dir. Mit dir. Aber jetzt, ich ...« Ein Schluchzen drang aus seiner Kehle. Von seinen bleichen Wangen tropften Tränen auf den Erdboden und hinterließen dunkle Flecken. Der Rothaarige streckte die Finger nach der seidigen Haut aus, wollte das Feucht stoppen und auffangen.

Eine nahe Detonation ließ Damons Ohren klirren. Er hörte nicht mehr, was aus den dünnen Lippen seines Gegenübers drang. Aber er vernahm einen zweiten Schlag, der nicht nur das Licht um ihn herum erlöschen ließ. 

find me. kill me.  ᵐˣᵇWo Geschichten leben. Entdecke jetzt