Der Tod klopft an die Tür

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Wir hielten vor der Haustür. Ich sah erschrocken zur Haustür und fing an zu schreien. Die Fenster waren eingeschlagen, die Tür stand weit auf und Scherben lagen überall herum. Liam und ich sprangen aus dem Wagen und rannten zum Haus. Alles war zerschlagen, umgeworfen oder zerbrochen. Ich lief in die Küche doch niemand war dort. Liam rannte sofort die Treppe hoch. Ich sah mich noch ein Wenig um, aber bis auf Blutspuren, die die Treppe hoch führten, gab es nichts. Ich lief nach mit oben und sah Liam über meinem Vater gebeugt. Mein Vater lag auf dem Boden im Schlafzimmer. Überall Blut und Schuhabdrücke. Mir rollten Tränen über die Wange. Das hier ist alles meine Schuld. Ich ging weiter und kniete mich neben seinen leblosen Körper. Ich berührte vorsichtig seine Wunde am Hals und weinte noch lauter. Liam legte seinen Arm und mich. "Es ist nicht deine Schuld." Ich wusste sofort, dass er meine Gedanken gelesen hatte, genau wie Eleanor es mir erzählt hatte. Liam stand auf und sagte: "Ich rieche sie! Die Mentabolis sind noch nicht weit weg und sie haben einen Menschen bei sich."

'Meine Mutter', dachte ich mir. Liam sah mich erschüttert an. "Dann müssen wir sie uns wieder zurück holen!", sagte er entschlossen. "Aber zu Erst muss ich dich darauf vorbereiten." Vorbereiten? Was sollte das nun wieder bedeuten?

Ich konnte es nicht fassen, dass wegen mir mein Vater umgebracht worden war. Liam fasste um meine Hüfte und zerrte mich weg. Ich versuchte mich zu wehren, aber er war stärker.

Als ich schweigend im Auto saß, schaute ich Liam zu, wie er das ganze Haus in Brand setzte. Und damit auch meine ganzen Erinnerungen. Er hatte mir gesagt, dass niemand mitbekommen durfte, was dort drin geschehen war. -Dass Vampire meinen Vater brutal ermordet und meine Mutter entführt hatten. Ich beobachtete, wie schnell sich das Feuer verbreitete und wie groß die Flammen wurden. Das Haus zerfiel in einander. Die einzigen Sachen, die zurück blieben waren Trümmer, Scherben und Chaos. Sofort danach hörte man die Sirenen. Liam gab ruckartig Gas und wir fuhren fort. Ich sah mir unser Haus, zumindest das, was davon übrig geblieben war, ein letztes Mal im Rückspiegel an und schloss danach meine Augen. Ich spürte wie Liams Blick auf mir lag. Ich schlug meine Augen auf und sah ihm sofort in die dunklen Augen. Ich wollte nicht, dass jemand mit mir Mitleid hatte. Ich bekam mein Leben schon in den Griff...nur nicht jetzt. Ich wollte in Ruhe gelassen werden, also schaute ich aus dem Fenster. Doch Liam schien mich nicht zufriedenlassen zu wollen. Er griff nach meiner Hand und hielt sie fest, dabei zuckte ich innerlich fast zusammen "Es ist nicht deine Schuld!" Aber ich wusste, dass es doch so war. Da konnte man mir noch so viel einreden. Es war meine Schuld, dass das alles passiert war. "Mach dir keine Vorwürfe, es war nicht deine Schuld, hast du gehört?!", sagte er nun lauter. "Mir ging es genauso!" Nun drehte ich mich mit dem Rücken zum Fenster und schaute irritiert zu ihm hinüber, während er immer noch meine Hand hielt. "Was meinst du damit? Wieso ging es dir genauso?", murmelte ich leise. Wir waren vor Liams Haus angekommen. Er parkte das Auto am Straßenrand und sah zu Boden. "Ich war auch mal ein Mensch, weißt du?", sagte er gereizt. "Die Mentabolis töteten meine Familie bevor sie mich zum Vampir machten. Sie wollten, dass ich den Anblick nie vergesse. Und sie haben es geschafft. Die Vergangenheit lässt mich nicht mehr frei, sie verfolgt mich von Tag zu Tag. Ich sehe abends ihre Gesichter vor mir. Sie schreien und bitten mich um Hilfe. Überall Blut. Diese verdammten Mentabolis quälten sie so sehr." Ich merkte, wie mir Tränen über meine Wange flossen. Nun musste ich mir vorstellen, wie es meinen Eltern ergangen war. Ich erstarrte. - Wie konnte man nur so grausam sein. Liam sah zum Fenster hinaus, so dass ich sein Gesicht nicht sah. Aber ich hörte ihn schluchzen. Ich war mir sicher, dass er weinte. Langsam fuhr meine Hand zu seiner Schulter. Ich beugte mich zu ihm und hielt ihn fest in meinen Armen. Es fühlte sich nicht wirklich gut an, wenn ich überlegte, dass er ein Vampir war und genauso wie die Mentabolis Menschen umbrachte, aber ich hatte ein Wenig Mitleid mit ihm.

 Wir wollten gerade aussteigen, als er plötzlich eine ruckartige Bewegung machte und still in den Wald sah, der sich auf der anderen Straßenseite befand. Vorsichtig drehte er seinen Kopf zu mir und flüsterte: "Steig ein! Sofort!" Ich wusste nicht, was in ihn gefahren war, aber ich spürte Vertrauen in seiner Stimme, also hörte ich auf ihn und tat, was er sagte. Seine Augen schauten behutsam und 'auf alles gefasst' durch den Wald. Dann setzte er sich langsam an's Lenkrad. Er schloss die Türen im Auto ab. "Sie sind hier! Sie beobachten uns." Ich schaute aus meinem Fenster. "Die Mentabolis? Wieso gehen wir nicht ins Haus? Da sind wir sicher, oder?!" Für diesen Satz hasste ich mich. Meine Stimme hatte gezittert und meine innerliche Angst gezeigt. Ich war mir sicher, dass er es bemerkt hatte. "Sie warten schon sicherlich auf uns. Wenn du so scharf drauf bist, als Abendmahl zu enden, kannst du ja alleine dort rein gehen." Er grinste frech. "Halt die Klappe! Das ist nicht gerade eine passende Situation für Witze!", zischte ich wütend. Er schaltete den Motor ein und trat auf's Gas, so dass das Auto laut aufjaulte. "Wohin fahren wir?" Ich schnallte mich an und öffnete das Handschuhfach vor mir. "Zu Eleanor. Sie wird uns helfen... Was... was machst du da?" Er zog an meinem Ärmel, bevor ich nach einer alten Phiole greifen konnte, die etwas weiter hinten verstaut war und sah mir böse in die Augen. Er schlug das kleine Fach mit voller Kraft zu und brüllte: "Fass' es nie wieder an, hast du verstanden?!" Ich zog meinen Ärmel aus seinem Griff. "Was ist denn in dem Gefäß?" 

Unsterbliche VerführungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt