In der Gegenwart...
Ich hasse ihn! Meine linke Faust schlug gegen das harte Material des Boxsacks. Nur der Handschuh federte den Schlag ab. Mein Atem kam stoßweise, doch ich ließ nicht locker. Erneut holte ich aus, diesmal mit dem rechten Arm. Der Schlag saß perfekt, sowie jeder andere davor auch. Er hat mein Leben zerstört! Ich wich dem Boxsack aus, als er zurück zu mir schwang. Mit voller Wucht trat ich gegen Sack, der erneut nach hinten schwang. Ich werde ihn töten!
Unerwartet ertönte das schrille Geräusch meines Handyweckers und riss mich aus meinen Gedanken. Ich ging ein paar Schritte zurück, um nicht vom Boxsack getroffen zu werden, und streifte mir die Boxhandschuhe von den Händen. Genervt stöhnte ich auf. Schon wieder nichts geschafft! Mit der rechten Hand fuhr ich mir durch die Haare, während ich mit der anderen mein Handy vom Boden aufhob und den Wecker ausschaltete. Es war inzwischen 6 Uhr morgens und die Trainingshalle war noch leer. Ich sammelte mein Zeug ein und machte mich auf den Weg zu den Umkleiden. Bald würden die ersten Jäger kommen und ich hatte keine Lust auf Gesellschaft.
Keine 5 Minuten später verließ ich die Halle. Duschen würde ich zu Haus und das war auch gut so. Gerade als ich die Halle verließ, kam mir eine Gruppe junger Schattenjäger entgegen. Verwundert sahen sie mich an, als ich die Tür öffnete. Kein normaler Mensch würde freiwillig so früh trainieren, außer er will anderen aus dem Weg gehen. Als ich allerdings an ihnen vorbei ging fiel mir auf, dass ihre Blicke auf meinem Gesicht lagen. Kalt funkelte ich sie an, bis sie ihre neugierigen Blicke abwandten. Ich hasste es aufgrund meines Aussehens aufzufallen.
Vor der Trainingshalle schlug mir der Wind kühle Luft ins Gesicht. Die ersten Sonnenstrahlen bahnten sich ihren Weg zwischen den hohen Häuser der Stadt hindurch und fielen auf meine Haut. Eine angenehme Gänsehaut bildete sich auf meinen Armen. Gemütlich schlenderte ich über den Parkplatz und lief auf den weißen SUV, den ich liebevoll Baby nannte, zu. Es sind die kleinen Dinge im Leben, die mir eine Freude bereiteten, und dieses Auto gehörte dazu. Mein Leben war hart und nicht zu genießen. Es bestand nur aus meinem Beruf und der Verpflichtung gegenüber dem oberen Rat. Dieses Auto war dagegen ein Lichtblick.
Ich zückte den Autoschlüssel und entriegelte das Auto. Mit Schwung riss ich die Fahrertür auf und ließ mich auf den Sitz fallen, während ich mein Zeug auf die Rückbank warf. Mit den Händen umfasste ich das Lenkrad. „Wir sind länger keine größere Runde gefahren. Wie wäre es mit einem kleinen Umweg?" Ich steckte den Schlüssel ins Zündschluss und drehte ihn, bis der Motor ansprang. Das genügte mir als Antwort.
Entspannt fuhr ich über den Highway, welcher alle wichtigen Punkte der Stadt miteinander verband. Die Sonne wanderte immer höher und erhellte die Stadt immer mehr, bis die letzten Lichter erloschen. In der Ferne konnte man die Stadtmauern erkennen. Ich empfand ein leichtes Stechen in meiner Brust, als ich an meine Missionen außerhalb der Stadt zurückdachte. Die letzten anderthalb Jahre war ich dort. Ich wollte wieder raus und was erleben, etwas bewirken. Aber ich wusste, dass das nicht möglich war.
Ich drückte das Gaspedal durch und beschleunigte. Es erinnerte mich an Verfolgungsjagden. Ein leichtes Lächeln umspielte meine Lippen, als ich daran dachte. Die Mauer zum unteren Ring tauchte in meinem Blickfeld auf. In mir wuchs das Verlangen einfach weiter zu fahren, bis der Highway zu Ende war. Dann wäre ich fast im unteren Ring, ich müsste nur das Tor passieren und wäre wieder mitten im Geschehen. Ich könnte Schatten jagen. Das tun wozu ich ausgebildet geworden war. Aber das ging nicht. Dann würden alle wissen, dass ich wieder da bin. Außerdem hätte ich dann ein weiteres Problem mit dem oberen Rat. Ich durfte nichts machen. Mein Befehl lautete: „Warten". Warten, bis der obere Rat eine neue Mission für mich hat. Und mir bewusst, warum ich noch keinen neuen Befehl hatte, warum ich seit fast 2 Monaten nichts tat, warum ich wieder in dieser schrecklichen Stadt festsaß. Ich, Damian Henker, hatte versagt. Und mein nächster Befehl würde wohl die Bestrafung dafür sein.
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Schatten des Blutes
ParanormalZwei Menschen. Ein Ziel. Und unterschiedlicher könnten sie nicht sein. Beide wollen Rache. Rache für das Leid, das sie ertragen mussten. Jona. Eine Schattenjägerin in Ausbildung, Jahrgangsbeste und eine weitere neue Hoffnung der Menschheit, sie vor...