Mit trägen Augen sah ich auf die Tafel vor mir. Unser Ausbilder schrieb etwas mit einer unlesbaren Schrift an die Tafel und erzählte nebenbei etwas über den Pfeifer-Fall.
Ich spielte mit dem Stift in meiner Hand, während meine Kollegen fleißig mitschrieben. Ich hatte mich bereits häufiger mit dem Pfeifer-Fall auseinandergesetzt. Für mich war dies also nur Wiederholung.
Ein Stich in meine Seite ließ mich zusammenzucken. Genervt drehte ich mich meinem Angreifer zu. Meine Freundin Layla saß neben mir und sah mich böse an. „Willst du nicht mal mitschreiben, statt gelangweilt in der Gegend rum zu starren?"
Gelangweilt zuckte ich mit den Schultern. „Ich kenne den Pfeifer-Fall doch eh auswendig. Das wäre nur Zeit und Blattverschwendung."
Sie rollte mit ihren Augen, als ich das sagte. „Weil dumm in die Klasse starren ja eine viel bessere Beschäftigung ist?"
Kopfschüttelnd wandte sie sich wieder ihrem Blatt zu. Ihre blonden Haare fielen ihr dabei ins Gesicht und sie musste sie wieder hinter ihr Ohr streichen. Sie war ein sehr hübsches Mädchen und viele der Jungs würden mir dabei zustimmen. Sie war ebenfalls die beste Freundin, die man haben konnte. Es versetzte mir jedes Mal einen Stich ins Herz, wenn ich daran denken musste wie viel ich vor ihr geheim hielt.
Sie warf mir noch einen bösen Blick zu. „Es kann eben nicht jeder so ein Streber sein, wie du!" Ich musste schmunzeln. Durchaus, meine Noten waren gut, sehr gut. Ich kannte fast jedes Thema bevor es überhaupt genannt wurde. Viele glaubten mein Ehrgeiz und der Wunsch nach diesem Job seien der Grund dafür, aber das stimmte nur zum Teil. Ja, ich wollte diesen Job. Ich hatte ein Ziel vor Augen und bald würde ich es erreicht haben.
Belustigt grinste ich sie an. „Ich kann mir wenigstens das nervige Lernen sparen.", flüsterte ich ihr höhnisch zu, während sie die Worte von der Tafel auf ihr Blatt übertrug.
Sie drehte ihren Kopf zu mir und wollte mir gerade etwas gegen den Kopf werfen, was man deutlich an ihrem Blick erkennen konnte. Doch soweit kam es nicht.
Neben mir ertönte ein Räuspern und ich musste schlucken. Verlegen lächelnd drehte ich mich um und sah in das Gesicht meines Ausbilders, welcher mich mit einem strengen Blick ansah.
Er verschränkte die Arme vor der Brust und sah mich fragend an. „Was ist eurer Meinung nach denn so spannend, dass mein Unterricht an Bedeutung verliert."
Ich lächelte gequält während ich in meinem Kopf nach einer Ausrede suchte. „Wir haben uns nur über den Pfeifer-Fall unterhalten."
Im Augenwinkel sah ich wie Layla eifrig nickte und auf ihr Blatt deutete.
Herr Dawson, unser Ausbilder, musterte erst Layla und dann mich. Er kniff die Augen zusammen. „Und wo sind ihre Unterlagen Miss Felton?"
Eine unangenehme Wärme breitete sich in mir aus. Mein Blick wanderte auf meinen Tisch. Nur ein leeres Blatt lag darauf. „Meine Unterlagen?", war meine verzweifelte Frage.
Herr Dawson nickte. Ein leichtes Lächeln zeichnete sich auf seinen Lippen ab. Er kannte die Antwort bereits, also brachte mir Lügen auch nichts mehr.
Entschlossen wandte ich mich ihm zu. „Ich habe keine.", sagte ich mit kräftiger Stimme. In der Hoffnung, dass er mir so wenigstens nur den halben Kopf abreißt.
Er hob eine Augenbraue und sah mich neugierig an. „Und warum nicht?", fragte er nach.
Äußerlich gelassen sah ich ihm in den Augen. „Weil ich keine brauche. Ich kenne den Pfeifer-Fall in und auswendig.", war meine Antwort, die doch ziemlich respektlos klang.
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Schatten des Blutes
ParanormalZwei Menschen. Ein Ziel. Und unterschiedlicher könnten sie nicht sein. Beide wollen Rache. Rache für das Leid, das sie ertragen mussten. Jona. Eine Schattenjägerin in Ausbildung, Jahrgangsbeste und eine weitere neue Hoffnung der Menschheit, sie vor...