twentynine

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Sie konnte nicht schlafen. Wirklich nicht. Auch nicht, wenn sie sich fest an Chan kuschelte und sich zwang, die Augen fest zu schließen. Es war viel zu viel in ihrem Kopf, was dort herumspukte. Fragen, Ereignisse vom gesamten Abend.

Als Byul sich zum hundertsten Mal anders hinlegte, fasste Chan all seinen Mut zusammen und begann leise zu reden. „Kannst du nicht schlafen?", fragte er leise, „Dumme Frage, natürlich kannst du nicht schlafen...". Er stockte kurz. Er war nun so unsicher, weil er in der gesamten Zeit fast schon wieder ausgenüchtert war. Zumindest sah er wieder klar und nahm all seine Gefühle wieder so wahr, wie sie sein sollten - auch wenn sie nüchtern schon extrem heftig waren. „Vielleicht... sollten wir in bisschen reden...", flüsterte er, noch leiser als davor und seine Stimme war wirklich gezeichnet durch Unsicherheit.

Es war zu dunkel, dass ihr Gegenüber es hätte sehen können, aber sie starrte ihn unfassbar verwirrt an. „Ja... vielleicht.".

„Ich... ich denke, dass du die meisten Fragen hast. Fang' an.".

Byul dachte kurz nach, was sie fragen sollte. Es gab so viel, was sie fragen wollte, aber so wenig, was sie ihm heute antun wollte und was sie in Worte fassen konnte. „Woher... kanntest du diese... Männer aus dem Park?".

„Hyunjin hatte einmal Stress mit denen. Ist eigentlich gar nicht so kompliziert. Er hat sich an einem Abend, als er komplett dicht war, an ein Mädchen rangemacht. Aus den beiden... ist an dem Abend noch mehr geworden. Und dann hat sich Hyunjin eine Prügelei eingefangen mit dem Freund des Mädchens. Ja und der ist noch immer sauer auf uns, denn seine Freundin wollte nach Hyunjin nicht mehr zurück zu ihm.", Chan fuhr sich nervös durch die Haare.

Byul nickte leicht, sie hatte schon verstanden. Damit war die Sache geklärt für sie, zumindest bezogen auf die nun beantwortete Frage. Dann schwieg sie eine ganze Weile, bis sie sich doch traute, es zu fragen: „Wieso warst du so abweisend zu mir? Was hab' ich dir getan?".

Nun brauchte Chan seine Zeit. Er schwieg eine halbe Ewigkeit und versuchte die richtigen Worte zu finden. Worte, die die junge Frau nicht erneut verletzten. Er wollte ihr nicht noch mehr wehtun, als er es eh schon getan hatte. Sie verdiente das alles nicht. „Ich hatte Angst.", gab er zu und wieder einmal dankte er, dass es dunkel war, denn seine Wangen wurden ganz heiß, „Angst, dass ich dir nicht geben kann, was du von mir erwartest. Angst, dass ich dich - so dämlich das in diesem Augenblick auch klingt - verletze. Angst, dass du mich irgendwann hassen würdest. Ich weiß nicht, ich kann das nicht wirklich beschreiben.".

Byul sagte nichts dazu. Es fühlte sich nicht so an, als müsste sie etwas dazu sagen, denn für sie war es klar, dass er die Wahrheit gesagt hatte, dass er wirklich Angst gehabt hatte. Es breitete sich langes Schweigen aus, in dem die junge Frau immer wieder leicht einnickte, aber dann immer wieder auch aufwachte. Chan begann ganz sanft durch ihr kurzes Haar zu streichen und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.

„Liebst du mich?", fragte er, mit hauchdünner Stimme, „Denn ich liebe dich, Kim Byul, mehr als alles andere auf der Welt, auch, wenn ich nicht wirklich das Paradebeispiel für einen guten Freund bin-".

Sie küsste ihn. Wieder und wieder, denn konnte dieser verdammte Idiot nicht einmal seine Klappe halten?

soft kisses | bang chan ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt