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Alexa kuschelte sich noch ein wenig mehr an Fayths starken Oberkörper. Sie lagen in ihrem Kissenhaufen in der einen Ecke ihres Zimmers, und kuschelten ein wenig. Sie konnte nicht anders, als es zu genießen. Wie immer, wenn sie so nahe bei ihm war, wurde sie von einem warmen Gefühl durchflutet. Sie liebte es sosehr, bei ihm zu sein, und er schien es genauso zu genießen. Er war nicht das erste Mal bei ihr, und natürlich hatten Alexas Eltern sie schon mit Fragen gelöchert, die sie nicht beantworten wollte. Die erste Frage war natürlich gewesen: 'Was läuft da zwischen euch?' Und weitere dieser Fragen folgten. Inzwischen wussten sie, dass Fayth ihr fester Freund war, und dass sie ihn wohl öfter zu Gesicht bekommen würden, wobei ihre Eltern ihn zu mögen schienen. Immerhin etwas.
„Du Fayth?"
Er gab ihr einen kleinen Kuss auf ihren Hals, knapp unter ihrem Ohr.
„Was gibt's?"
„Du glaubst doch auch an Engel, oder?", fragte sie etwas vorsichtiger, denn sie war im Begriff, ihm von ihrem Bruder zu erzählen. Sie hatte sich lange überlegt, ob es eine gute Idee war, ihm davon zu erzählen. Er könnte sie womöglich für verrückt halten. Aber sie vertraute ihm. Er würde sie verstehen.
„Ich glaube nicht an sie", sagte er. Alexa fühlte einen kleinen Stich der Enttäuschung. Er würde sie doch für verrückt erklären, wenn sie ihm von Sebastian erzählte. Wenn er schon nicht an Engel glaubte.
„Ich weiß, dass es sie gibt", fuhr er nach einer kurzen Pause fort. Sie sah ihn verwirrt an.
„Woher willst du wissen, dass es sie gibt?"
„Ich weiß es einfach."
Ihre Augenbrauen zogen sich zusammen. Er verwirrte sie. Würde er sie doch nicht für verrückt erklären? Aber sie konnte diese Antwort nicht auf sich sitzen lassen. Ohne Beweis kann man gar nichts mit Genauigkeit wissen.
„Also glaubst du daran. Du kannst es nicht wissen. Es gibt keinen Beweis." Er zeigte auf die Feder, die noch immer ihren Ehrenplatz auf dem Schreibtisch hatte.
„Und was ist mit deiner heiligen Feder?"
Ein leichtes Grinsen zog sich auf sein Gesicht. Sie schnaufte. „Die könnte theoretisch auch von einem übergroßen Vogel stammen. Fayth, es gibt keinen Beweis."
„Ich weiß trotzdem, dass es sie gibt. Es ist schließlich was anderes, an etwas zu glauben, und zu wissen, dass es etwas gibt. An dem Glauben kann man immer zweifeln, aber an purem Wissen kann man nicht unbedingt gut zweifeln, findest du nicht auch?"
Sie musste lachen. Irgendwie hatte sie eine solche Antwort von ihm erwartet. Auch er musste nun lachen, und gab ihr einen kleinen Kuss auf den Mund, als sie sich wieder beruhigt hatten.
„Ich liebe dein Lachen", meinte er mit seinem wundervollen Lächeln. Sie sah an die Decke.
„Er liebte auch mein Lachen", sagte sie. Ihre Gedanken verloren sich wieder einmal, und landeten bei ihrem Bruder.
„Mein Bruder war der beste Bruder den man haben kann. Ich wünschte, du hättest ihn gekannt. Er war immer für mich da, wenn ich gebraucht habe, und ich konnte einfach alles mit ihm unternehmen. Du hättest ihn gemocht, und er dich." Sie kuschelte sich ein wenig mehr an Fayth, der ihr mit seinen künstlerischen Fingern sanft durchs Haar strich, während er zuhörte.
„Es fing alles damit an, dass er auf einmal Kopfschmerzen bekam, die nicht mehr weggehen wollten. Es ging tagelang so, und wurde nur noch schlimmer. Mit der Zeit sank sein Appetit gewaltig, und wollte am Ende gar nichts mehr essen. Wir dachten wirklich noch, es sei nur eine Magen-Darmkrippe, da ihm ständig übel war, und er sich manchmal erbrach. Als es dann nach einer langen Zeit nicht besser wurde, gingen wir mit ihm zum Arzt. Dieser verschrieb ihm Medikamente, und sagte ihm, er solle tunlichst im Bett bleiben. Das tat er dann auch."
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Blood of the Nephilim
FantasyNach dem Tod ihres Bruders ist Alexa am Boden zerstört, glaubt jedoch fest daran, dass er noch bei ihr ist, allerdings nicht mehr als Mensch, sondern als Engel, der über sie wacht. Als dann Fayth auftaucht, in den sie sich unweigerlich verliebt, kom...