Teufelskreis

167 12 1
                                    


- Ein Brötchen? - Hakyeon reichte dem Freund ein duftendes Gebäck.

-Ne, - verzog Jin das Gesicht. Erst gestern endete sein Östrus, und am Morgen aß er vor Hunger so viel auf, dass er jetzt nicht einmal mehr auf Essen schauen konnte.

- Na ja, vielleicht Tee oder Saft, hm? - In einem fürsorglichen, väterlichen Ton fuhr Hakyeon fort, und versucht den Freund zu füttern.

-Bäh, - winkte Jin sich von den Saft und starrte die Lernnotizen an. Das dritte Jahr seines Studiums an der Universität hat gerade begonnen, und sie wurden bereits mit Aufgaben überschüttet. Hakyeon sagte aus seiner Erfahrung, dass man nur dieses drittes Jahr zu überstehen muss und dann wird die Spannung nachlassen.

-Hör zu, du sollst was essen, - murmelte Hakyeon und biss die Hälfte von Brötchen ab. In letzter Zeit hat er einen wilden Appetit und das Essen reichte ihm immer nicht aus. Er verstand nicht, wie Jin es widerstehen konnte. - Nach deiner Hitze sind nur die Augen von dir übrig geblieben, - kaute der Omega weiter vorsichtig auf dem Gebäck herum.

- Ich muss es dir nicht erklären, dass man während der Hitze nicht besonders hungrig ist? -  Jin ließ sich bequem auf der Fensterbank nieder und sah auf seine Uhr. Von der großen Pause bis zur Doppelstunde waren noch zehn Minuten übrig, und Jin hoffte sehr, Zeit zu haben, um wenigstens ein wenig den Stoff zu wiederholen. Aber so viel Glück hatte er nicht. Hakyeon, der in fünften Studienjahr war, kümmerte sich um solchen Kleinigkeiten überhaupt nicht und ließ es seinen Freund auch nicht tun.

-Apropos, - warf Hakyeon den letzten Bissen in den Mund. - Wie ist es gelaufen?

- Wovon redest du? - verstand Jin es nicht.

-Von dies, - rundete der Omega ausdrucksvoll seine Augen.

- Pf! - Errötete Jin. - Alles lief wie gewohnt, - versuchte er so gleichgültig wie möglich mit den Schultern zu zucken.

-Hast du deine Hitze allein verbracht oder ..? - sweigte Hakyeon bedeutungsvoll.

- Gott, Hyung!

-Was denn? - klimperte Hakyeon unschuldig mit dem Wimpern.

- Was für Fragen? Ich habe es allein verbracht! Allein!

- Normale Fragen. Es ist nur so, dass du dich jedes Mal so aufregst, wenn ich nur einen Hinweis auf Hitze oder Alpha geben muss.

-Es scheint dir nur so, - winkte der Jüngste in der Hoffnung, dieses Thema zu vertuschen.

-Wartest du noch auf ihn? - Fragte Hakyeon, nachdem er den Taktgefühl zur Seite geschoben hat.

- Ich warte auf niemanden! - Jin schloss die Augen und erinnerte sich an einen Stapel Briefe von Namjoon, die er sorgfältig in der Schachtel von denselben Kuchen aufbewahrte. Er behielt die alle ohne ein einziges geöffnet und gelesen zu haben. Zuerst weil er auf  Namjoon sauer war und dann aus Angst, dass eines Tages im nächsten Brief der Alpha ihm schreiben wird, dass er einen anderen Omega getroffen hat.

Die Zeit verging jedoch und die Briefe erschienen weiterhin im Seokjins Briefkasten. Manchmal gab es lange Zeit keine Briefe, und Jin wurde verrückt vor Sorgen, und dann erschien dennoch ein verspäteter Brief, der die Sammlung der gleichen weißen Umschläge in einer Schachtel befüllte, in die das Aroma von Puderzucker, Erdnüssen und Kakao noch zu riechen war.

Jeden Abend nach der Uni holte Jin die Schachtel heraus, holte ein hohen Stapel Umschläge heraus, verstreute sie auf die Couch und sortierte sie dann sorgfältig in chronologischer Reihenfolge. Die Umschläge waren exakt gleich, nur Briefmarken und Stempeln mit Eingangsdatum waren abweichend. Aber Omega brauchte das Datum nicht zu sehen, er kannte und erinnerte sich an jeden Brief. Wenn er den Brief erhielt, drehte er ihn normalerweise lange in seinen Händen und hörte den Düften aufmerksam zu. Trotz einer langen Reise mit anderen Briefen und Paketen schien ihm das schneeweiße Rechteck immer noch subtile Noten vom Aromas des Absenders zu bewahren.

Widerstand ist zwecklos _0,5Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt