Engel sterben qualvoll (wahre Geschichte)

Nach einer kleinen Ewigkeit

Er hatte sich echt wieder gemeldet! Nach fast zweieinhalb Monaten hatte Luis mir über Snapchat geschrieben! Hatte der Nerven!                                                                                                                                 Ich unterhielt mich gerade mir Mama im Esszimmer. Mein Handy lag mit dem Bildschirm nach unten auf dem Tisch (kleine Angewohnheit, damit niemand ausversehen meine eingehenden Nachrichten lesen konnte). Mama und ich besprachen gerade, was es zum Abendessen geben könnte, da vibrierte mein Handy auf einmal und signalisierte mir so, dass Ankommen einer Nachricht. Noch plaudernd ging ich zum Tisch und nahm mein IPhone in die Hand. Mein Herz pochte wie wild. Ein Snapchat. Von luiswalch. Von Luis! Luis Walch hatte mir geschrieben!!! Mit zittrigen Fingern deaktivierte ich den Code und öffnete Snapchat. Da war sie. Die kleine 1 unten links in der Ecke, die anzeigte, dass ich einen neuen "Snap" hatte. Ich drückte darauf und sofort erschien die Seite mit all meinen letzten Chatts. Ganz oben...luiswalch. Ich wischte über seinen Namen und hielt das rote Kästchen gedrückt, welches zeigte, dass ich sein Bild noch nicht gesehn hatte. Der Bildschirm erhellte sich und zeigte einen Jungen, der in seinem Bett saß, oberkörperfrei war und der unschuldig und zugleich liebevoll in die Kamera sah. Luis. Auf dem Bild war etwas geschrieben. 

"Heyy <3"

"Was?", entgegnete ich schroff.

"Ich will nicht, dass du sauer auf mich bist!:(", diesmal blickte er entschuldigend. (Guter Hundeblick)

"Wären andere vielleicht, aber ich i.wie nicht. Reicht das jetzt?!"

"Nein"

"Was willst  du von mir?"

"Dich"

"Hast du sie noch alle? Du hast mir mehr weh getan als es jemals jemand anderes tun könnte! Du hast mich nur verarscht!"

"Willst du überhaupt noch was von mir?"

"Da ist was. Aber ich bin mir nicht sicher! Ich kann nicht entscheiden ob es wirklich Liebe, oder einfach nur Enttäuschung ist wenn ich dich sehe!"

Okay, das ging jetzt in eine Richtung, die Mama auf keinen Fall mitbekommen durfte! Sie würde ausrasten. Also stellte ich mein Handy auf leise, steckte es ein und krallte mir mein Longboard, das ich zu meinem 14. Geburtstag bekommen hatte. "Ich fahr ne Runde hinter zu den Pferdeställen!", rief ich meiner Mom zu und stürzte regelrecht aus dem Haus. Ich fuhr die Straße entlang und bog auf einen betonierten Weg ein, der zu ein paar Weiden und Pferdeställen führte und auf dem kaum Autos fuhren. Unterm Fahren holte ich mein Handy wieder aus meiner Hosentasche und schaute aufgeregt auf das Display. Und richtig! Eine neuer Snap von Luis. Ich öffnete sie und konnte nur noch glotzen wie dumm. 

"Und wenn ich mit dir rummache?", er hatte ein Bild von sich, natürlich oberkörperfrei, und es war, das muss ich leider ehrlich zugeben, verdammt sexy auf dem Foto.

"Weis ich nicht! Hast du noch nie", antwortete ich perplex, als ich wieder genug Fassung errungen hatte.

"Hast du Sturmfrei?" BITTE!? STURMFREI!? Wollte der etwa vorbei kommen zum rummachen oder was?!

"Ne sorry!"

"Hab nämlich kein Bock auf dein Vater", ja das war mehr als verständlich!

"Der is nich da aber meine Mom und der begegnest du besser auch nicht!"

"Ok gib mal deine Nummer", hatte der die etwa nicht mehr?

Naja ok, dann schickte ich sie ihm halt. Schnell machte ich ein Bild und schrieb meine Handynummer darauf. Dann wartete ich. Das Foto wurde abgeschickt. Luis machte ein Screenshot. Und dann passierte erstmal nichts mehr. Ich wartete auf eine SMS oder einen Anruf aber nichts tat sich. Die nächsten zwei Minuten waren unglaublich lang. Und dann klingelte es plötzlich. Das war aber nicht der normale Klingelton! Das war...FaceTime! Er rief über Video an. Zögernd ging ich ran. Da war Luis' Gesicht. Das Bild stockte. Mist! Das mobile Internet reichte nicht. Ich legte auf und rief Luis normal an. Er ging nicht ran. Stattdessen versuchte er es nochmal per FaceTime.  Sein Gesicht gefror schon wieder auf dem Bildschirm. Ach scheiße. Da bewegte es sich wieder, dann stockte es erneut. Ich betrachtete Luis genauer und die Position, in der er war, als das Bild wieder stehen geblieben war, gefiel mir überhaupt nicht! Man sah ihn nur bis zu den Schultern, jedoch war da etwas. Erst erkannte ich nicht, was Luis machte, doch bei näherem Hinschauen sah ich, was er andeutete. Seine Hand war zu einer leichten Faust geballt, als würde er etwas halten, dass ich nicht sehen konnte. Sie war in Richtung Gesicht gerichtet. Noch genauer. Richtung Mund! Seine eine Backe wurde von seiner Zunge ausgebeult, als hätte er einen Lolly oder ein zu großes Stück Essen im Mund. Es sah aus als...wie...ja genau! Es sah aus, wie eine Andeutung, dass ich ihm...nein das konnte nicht sein! Das machte selbst er nicht, aber ich hatte Recht. Es sah aus, als deutete er an, dass ich ihm einen Blasen solle. Gings dem noch gut!? Nicht nur, dass der Junge die Nerven hatte, mich wieder zu kontaktieren, nach allem was passiert war, sondern auch noch, dass er anscheined vorbeikommen wollte und offensichtlich mehr als geknutsche vor gehabt hatte. Okay. Ruhig bleiben! Das war es, was ich jetzt bleiben musste. Ich  versuchte möglichst ruhig zu klingen und deutlich zu sagen, dass mein Internet nicht reichen würde und ich normal anrufen würde. Dann legte ich auf. Nochmal rief ich auf seinem Handy an. Diesmal ging Luis ran. 

"Hey"

"Hey! Du, ich hab nicht genug Internet. Ich bin grad draußen."

"Ach so"

"Ja, aber was wolltest du' n sagen? Was is los?"

"Nichts. Passt schon is egal!"

"Nein des will ich jetzt wissen Luis!"

"Is egal"

"Ne sag jetzt bitte!"

*Aufgelegt*

"Gehts noch!? So ein Wichser!", rief ich verärgert in die menschenleere Seitenstraße, in der ich gelandet war. Wütend fuhr ich weiter, doch schon nach gefühlten 30 Sekunden piepste mein Handy und zeigte so das Ankommen einer Nachricht. Wahrscheinlich Luis. Und richtig! Er hatte mir einen Snap geschickt und mit diesem Bild, war es mit der Beherrschung bei mir vorbei. Ich lud das Foto und sah es mir an. Keine Schrift, kein Hundeblick, keine Entschuldigung oder lächerliche Liebeserklärung. Erst erkannte ich nur seinen Bauchnabel. Und nochwas...seine Hand? Es war unglaublich! Ich musste das Foto nochmal laden um mir vollkommen sicher zu sein. Ich hatte mich nicht verguckt! Luis hatte fotografiert, wie er seine Hand in der Hose hatte! HALLO!? Wütend schrieb ich ihm zurück.

"Verpiss dich aus meinem Leben du Penner! Lass mich in Ruhe du Arschloch! Hör auf damit!!!" Seitdem hatte Luis sich nicht mehr gerührt.

Doch es kam, wie es kommen musste! Mama hatte mich schon gefragt, bevor ich das Haus verlassen hatte, ob Luis auch Snapchatt hatte. Ich wusste, sie würde ausrasten, wenn die wüsste, dass ich mit ihm darüber schreiben konnte und das auch tat. Also sagte ich, was wohl, nein. Jedoch war Papa auch schon da, als ich Heim kam. Anscheinend hatte Sziszi etwas gewittert und Papa bescheid gegeben, denn auch er fragte mich nach Luis. Anschließend wollte er auch noch meine Kontakte in Snapchat sehen. Als er bei "L" angekommen war, musste er ihn natürlich sehen. Den verheerenden Kontakt: luiswalch. Na super! Mama, die im Esszimmer gesessen hatte, bekam natürlich alles mit. Und wie erwartet tickte sie völlig aus. Sie schrie rum, von wegen Lügen und Arschloch. Klar hatte ich sie angelogen, aber das war doch kein Grund, gleich so krass auszuticken, oder? Jedenfalls weis ich nicht was passiert wäre, wenn Papa sich nicht zwischen uns gestellt und versucht hätte, Sziszi zu beruhigen. Sie versuchte immer wieder an ihm vorbei zu mir zu kommen und ihr Gesicht war vor Wur verzerrt. Sie erinnerte mich an eine Raubkatze in Angriffsposition. Ich muss sagen, sie schüchterte mich wirklich sehr ein! Irgendwann gab sie es dann doch auf und stampfte wütend mit Alissa auf dem Arm rauf ins Schlafzimmer. Ich versicherte Papa, dass ich Luis gesagt hatte, er solle mich in Ruhe lassen (aber nichts von seinen Bildern und Absichten) und dass er das bisher immer getan hatte, wenn ich Luis das sagte. Dann lies er mich in Ruhe und ich lief schnell nach oben um mich zu duschen und umzuziehen. Danach machte ich noch einen kleinen Abstecher ins Zimmer von Alissa um ihr und Mama "Gute Nacht" zu sagen und versöhnte mich wieder mit Mama. Sie weinte und meinte, sie würde sich nur so viele Sorgen machen und nicht wollen, dass ich wegen diesem "Idioten" was dummes anstellte. Dann ging ich in mein Zimmer und legte "Fack ju Göhte" in den Blueray-Player ein, der mein Weihnachtsgeschenk gewesen war. Währenddessen schrieb ich meine Freundin Lorry an und erzählte ihr alles von Luis. Sie kannte ihn besser als alle anderen meiner Freundinnen, da sie zwei Jahre mit ihm in Ethik gegangen war. Lorry war schockiert. Sie konnte nicht glauben, was Luis alles machte, nur um mich zu verarschen. Sie war eine gute Zuhörerin und stimmte mir zu, als ich ihr sagte, dass der Typ einfach das Letzte wäre. Sie erzählte mir, dass Luis eigentlich immer total cool drauf war. Zwar ließ er öfter mal den ein oder anderen unnötigen Kommentar raus, aber das taten schließlich alle Jungs die ich kannte und nicht alle waren Arschlöcher! Deshalb wunderte es Lorry auch, dass er bei mir so anders war. So schrieben wir ungefähr den halben Film lang, bis alles besprochen war. Ich schaute zu ende, machte mir noch einen Tee und ging dann auch ins Bett und las noch ein bisschen in meinem derzeitigen  Buch "The Diviners - Aller Anfang ist Böse".