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Zehn Jahre später...

~Yuuka~

"Mama?" Rufe ich laut durch das Haus und bekomme ein kleines Murmeln als Antwort.
Schnell husche ich durch den Flur in die Küche und entdecke sie dort.
Sie sitzt zum Glück noch in ihrem Rollstuhl und starrt gedankenverloren in das Fenster nach draußen.

"Da bist du ja," seufze ich erleichtert.
Vorsichtig hocke ich mich vor sie hin, nehme ihr Gesicht in meine Hände und drehe es zu mir.
"Hast du deine Medizin schon genommen?" Frage ich sie, wobei ich langsam und deutlich spreche, damit sie mich versteht.

Mama starrt weiterhin in mein Gesicht ohne etwas zu erwidern. Danach murmelt sie etwas, was für mich unverständlich klingt.
Tief einatmend stehe ich wieder auf, hole die Tabletten aus dem Schrank und verabreiche ihr die verschriebene Menge.
Mama schluckt diese ohne zu zögern hinunter und dreht danach ihren Kopf wieder zum Fenster.

Mit einer schnellen Handbewegung öffne ich das Fenster und sauge die frische Luft in mich hinein.
"Heute ist ein wundervoller Tag, stimmt's?" Rufe ich melodisch und schenke ihr ein warmes Lächeln, doch sie zuckt nur mit dem Kopf.

Seit Sora verstorben ist, ist Mama psychisch sehr instabil geworden. Sie verfiel in einen so schlimmen Schock Zustand, dass ich sie in eine Klinik einsenden musste.
Dort blieb sie zwei Jahre und nun lebt sie seit Jahren wieder bei mir.
Ohne ihre Tabletten würde sie kaum etwas wahrnehmen. Sie ist also in einer Art Wachkoma und kann weder gehen noch richtig reden.

Sora verstarb bei einem erneuten Überfall auf das Dorf. Bei dem Versuch Mama und mich zu retten ist er ums Leben gekommen.
Es tut mir sehr weh Mama in einem solchen Zustand zu sehen, aber ich versuche das Beste aus der Situation zu machen.

All die Jahre musste ich mich selbst versorgen, was nicht gerade einfach war, doch ich habe es geschafft, wenn auch mit viel Anstrengung.

Das Klingeln an unserer Tür lässt mich zusammenfahren.
"Ich bin gleich wieder da," gebe ich Mama Bescheid und eile zur Tür.

Draußen steht ein Postbote, der mir einen Umschlag überreicht.
"An Yuuka Genda," gibt er mir Bescheid und ich schenke ihm ein freundliches Lächeln.

"Das bin ich," antworte ich und nehme den Brief in die Hände.
"Vielen Dank und auf Wiedersehen!" Rufe ich ihm noch zu.
Auch er lächelt und verabschiedet sich.

Der Brief kommt aus... Suna?
Schon lange habe ich keine Post mehr aus meinem Heimatdorf bekommen, doch das macht es umso spannender.
Vor circa zehn Jahren haben Mama, Sora und ich Suna verlassen.
Damals wusste ich nicht wieso, doch Mama erklärte mir später, dass mich Männer gejagt haben und das aufgrund meiner Fähigkeit.
In einer gewissen Art und Weise war es mir schon klar, doch es dann aus dem Mund der eigenen Mutter zu hören war dennoch ein großer Schock.
Wir haben es geschafft ihnen zu entkommen und bis jetzt haben sich diese Männer nicht oft blicken gelassen.

Eilig öffne ich den Brief und muss überrascht feststellen, dass er von meiner Kindheitsfreundin Mina ist.
Drinnen steht, dass sie mich vermisst und mich gerne besuchen kommen würde.
Die habe ich ewig nicht gesehen!
Ich werde ihr unbedingt zurückschreiben, dass sie mich jederzeit besuchen kann! Ich war sehr traurig am Anfang, als wir Suna einfach verlassen haben, doch hier in Iwa Gakure sind die Menschen zu mir freundlich und sie haben uns aufgenommen.

Ein plötzliches Poltern reißt mich aus meinen Gedanken, sodass ich zu Mama zurück renne.
Sie hat wohl versucht aus ihrem Rollstuhl herauszukommen und ist dabei hingefallen.

"Mama, ich habe dir doch gesagt, dass du nicht alleine aufstehen darfst," tadele ich sie, während ich sie behutsam wieder hochhebe und den Rollstuhl zurücksetze.
Sie reagiert nicht auf meine Worte.
Normalerweise murmelt sie immer etwas oder sagt Wörter, die zwar wenig Sinn ergeben, aber sie sagt etwas.
Doch schon tagelang redet sie kaum, starrt nur stumm vor sich hin und versucht ab und zu aus dem Rollstuhl zu fliehen. Ich glaube wir müssten der Klinik mal einen neuen Besuch abstatten...

Eine Puppe Mit HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt