Kapitel 8 ~ Shopping

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** Zeitsprung **

*Bill´s Sicht*

Fast die Hälfte der Tour hatten wir schon geschafft. Ich liebe es, auf der Bühne zu stehen und lebe dafür, aber manchmal hatte ich einfach so Phasen, in denen einfach nichts klappen wollte. Aber seltsamer Weise nicht während einem Konzert. Da lief im Großen und Ganzen alles super. Aber irgendwie haben Tom und ich und ein Bisschen von einander entfernt. Ich hasse es ihn an zu lügen. Naja, eigentlich hab ich ihn ja nicht direkt angelogen. Ich wusste ja selbst nicht, was mit mir nicht stimmte, ich wusste nur, dass ich mich total schlapp fühle, Stimmungsschwankungen habe und irgendwie wegen jeder Kleinigkeit anfange zu weinen. Aber auch wenn ich dies manchmal gerade noch zurück halten konnte, sah man mir es trotzdem fast immer an.Mir war klar, dass ich irgendwann mit Tom, Georg und Gustav reden musste, und mir war auch klar, dass sie mir nie abnehmen, wenn ich sage, alles wäre in Ordnung. Aber um mit ihnen reden zu können, musste ich selbst erstmal wissen, was mit mir los war. Da unser nächstes Konzert erst in 4 Tagen ist, beschloss ich, mit Tom shoppen zu gehen. Wir gingen extra erst am Abend, denn da war die Chance um Einiges geringer von einem Schwarm kreischender Mädchen umzingelt zu werden. Irgendwie dachte ich, es würde mich ablenken, aber das tat es nicht wirklich.Tom bemühte sich wirklich, mich auf andere Gedanken zu bringen, aber eigentlich war ich ja nicht wirklich in Gedanken, mir ging es nur nicht so gut. Selbst in der Umkleidekabine brauchte ich eine Ewigkeit. Ich hatte zwar eine ganze Menge zum Anprobieren ausgesucht, aber hab davon nicht mal die Hälfte geschafft. Ich fühlte mich, als würde ich jede Sekunde umkippen. Und das Letzte was ich jetzt brauchte, waren Tom´s dämliche Sprüche. „Bill, wie lange brauchst du denn heute? Du bist schon seit 15 Minuten da drin. Sonst bist du in Sekundenschnelle umgezogen." „Halt die Klappe Tom, heute bin halt nicht so schnell." Meine Güte, hat dieser Mensch denn nicht mal ein winziges Fünkchen Geduld?? „Warum? Was ist los?" fragte Tom und klang auf einmal besorgt. Genervt trat ich aus der Kabine und hang die Sachen an den Kleiderständer. Irgendwie fühlte ich mich schon so komisch, als wir los gefahren sind, aber durch das Hin- und Herlaufen und das An- und Ausziehen wurde es immer schlimmer.„Ich hab keine Lust mehr. Können wir wieder nach Hause fahren?“ „DU hast keine Lust mehr zu shoppen?? Und willst nach Hause ohne etwas gekauft zu haben? Ist das schon jemals vorgekommen?" fragte Tom ungläubig. „Ich hab nicht mal die Hälfte anprobiert. Aber ich möchte jetzt wirklich nach Hause." „Okay, dann fahren wir nach Hause. Was hältst du davon, wenn wir uns noch schnell einen Film ausleihen und uns dann auf die Couch vor den Fernseher werfen? Die Videothek ist ja gleich gegenüber." „Ja das klingt gut. Welchen Film wollen wir uns ansehen?" fragte ich, als wir durch die Eingangstür liefen. „Keine Ahnung, mir ist eigentlich alles recht, solange es keine traurige Liebesschnulze ist." „Tom du hast doch nur wieder Schiss zu weinen. Und außer mir sieht dich doch keiner." „Bill ich weine NIE und schon gar nicht bei Filmen. Das tun nur Mädchen und du." Ich musste mir wirklich das Lachen zu verkneifen, was mir aber nicht wirklich gelingen wollte. Als ob Tom noch nie geweint hätte. Aber er muss ja immer den Helden spielen. Tom drehte sich zu mir um und fing ebenfalls zu lachen an. „Hey lachst du mich etwa aus?" „Neeeiin gar nicht, wie kommst du nur darauf?“ Ich sah ihn grinsend an und fand es toll ihn ein Wenig ärgern zu können. Aber trotzdem wollte ich langsam wirklich nach Hause.„Aber können wir jetzt bitte uns schnell für einen Film entscheiden? Ich muss jetzt echt hier raus, mir wird grad irgendwie ein Bisschen schwarz vor Augen." „Hey nicht dass du mir hier drin umkippst. Das ist in letzter Zeit aber öfter so, ich meine wir sollten vielleicht lieber doch mal zum Arzt gehen. Irgendwie ist es nicht normal, dass dir seit mittlerweile über einem Monat ständig so schlecht ist." „Ach Tom du machst dir viel zu viele Sorgen. So schlimm wird das schon nicht sein. Ich brauche keinen Arzt, wirklich nicht. Wahrscheinlich liegt das nur am Stress und vor allem am Singen. Durch das Singen bekomme ich mit der Zeit Kopfschmerzen und durch die Kopfschmerzen wird mir immer schlecht." „Naja okay...also welche Film möchtest du sehen?" „Wie währe "Stadt der Engel“?" „Oh man.. na gut aber nur, weil es dir eh schon nicht gut geht. Und du gehst am besten schon mal raus, ich komme gleich nach ja?" „Okay:"Ich lächelte Tom an und ging dann nach draußen. Dort setzte ich mich auf eine der Bänke und wartete auf ihn. Draußen an der frischen Luft, ging es mir dann auch wieder ein Bisschen besser. Aber es kam mir schon auch ein Bisschen komisch vor, dass es irgendwie immer so in Schüben kam. Mir ging es ja nicht durchgehend so beschissen. Halt nur alle paar Tage mal. Aber zum Arzt wollte ich auch nicht. Ich redete mir zwar immer ein, dass es schon nichts weiter sein wird, aber ehrlich gesagt, hatte ich eher Angst davor, dass es doch mehr dahinter steckte. Ich war so tief in Gedanken versunken, dass ich gar nicht bemerkt hatte, wie Tom aus der Videothek kam. Erst als er sich neben mich setzte und seinen Arm um mich legte, bemerkte ich ihn. „Bill? Alles gut? Du siehst total müde aus." „Nein schon okay. Fahren wir jetzt?" „Jop, komm. Willst du fahren oder soll ich?" „Ne fahr du lieber. Mir ist grad nicht so nach Autofahren." „Okay, dann setz dich schon mal ins Auto." Ich stieg auf der Beifahrerseite ein und versuchte eine einigermaßen bequeme Position zu finden. Aber als wir fuhren, hatte ich bei jeder Kurve das Gefühl, mich übergeben zu müssen.

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