Familienleben

185 9 0
                                    

Huhu :)

Hier kommt ein neues Kapitel für euch. Viel Spaß beim Lesen :D

*****

Shin, Momo und ich machten uns nach dem Nachmittagsunterricht gemeinsam auf den Heimweg. Da mein bester Freund mir heute eh einen Besuch abstatten wollte, hatte er kurzfristig beschlossen, einfach direkt mit mir nach Hause zu kommen. Sicherlich erhoffte Shin sich dadurch auch ein anständiges Mittagessen von meiner Mum, nachdem er in der Mittagspause ja mehr oder weniger hungern musste.
Auf dem Weg erzählte ich den beiden alles von meiner Prüfung und sorgte so für genügend Gesprächsstoff. Nachdem wir Momo daheim abgeliefert hatten, setzten Shin und ich unseren Weg gemächlich fort. Shin vergrub seine Hände in den Hosentaschen und kickte ab und an kleine Steine vor sich her. Er wirkte plötzlich ungewohnt nachdenklich und in sich gekehrt.
"Alles in Ordnung?", fragte ich ihn verunsichert.
"Mh? Ja...", antwortete er abwesend.
Ich blieb stehen und sah ihn an. Shin bemerkte mein Stoppen erst zehn Meter weiter und drehte sich zu mir um.
"Ket?"
"Ist es wegen meiner Reaktion in der Mittagspause? Ich wollte es verhindern, aber es ging nicht", gestand ich leise.
"Manchmal scheinst du zu vergessen, dass ich deine Gefühle nicht deuten kann. Also von was genau sprichst du gerade?", fragte mich Shin.
Er schien nun mit seinen Gedanken wieder in der Gegenwart angekommen zu sein.
"Dass ich mal wieder die Kontrolle über meine Emotionen verloren habe", antwortete ich.
Ich wusste, wie gefährlich diese Kontrollverluste bei mir sein konnten. Solange es sich um warme Emotionen wie Freude, Glück oder sogar Trauer handelte, war nicht viel zu befürchten. Brenzlig wurde es erst, wenn ich Angst, Neid oder Wut empfand. Letzteres war am gefährlichsten, denn da machte ich sämtliche Schotten dicht und wurde zum Tier - zu einem ungezähmten Tier. Shin und Tam waren in diesen Momenten die Einzigen, die es verhindern konnten. Selbst Momo gelang das nicht.
"Ach, Ket. Du machst dir immer viel zu viele Gedanken um nichts. Ich habe über deine Klassenkameradin nachgedacht. Mina heißt sie, glaub ich."
Jetzt war es an mir, verwirrt zu sein. Was hatte Mina in Shins Gedanken verloren?
"Sie scheint interessiert an mir zu sein", gestand mein bester Freund lachend, als er meinen fragenden Gesichtsausdruck sah.
Ähh... Ich schaffte es nicht, meinen Mund wieder zu schließen. Shins Lachen verwandelte sich in ein Grinsen, bevor er vor mich trat und seine Finger unter mein Kinn legte.
"Es ist Frühling und die Insekten fliegen tief. Mach den Mund lieber wieder zu."
Ich kam seiner Aufforderung nach und starrte ihm einen Moment länger als nötig in die braunen Augen. Er sah es nicht ein, seine Gefühle vor mir zu verbergen, nachdem er sie bereits offengelegt hatte. Das verursachte in mir stets einen Haufen Schuldgefühle.
Mit abgewandtem Blick trat ich einen Schritt zurück, sodass Shins Hand ins Leere griff und er sie langsam sinken ließ. Dabei unterdrückte ich das aufkommende Zittern meines Körpers und lenkte mich mit dem Gedanken an die Gegenwart ab. Momentan hatte Mina keine Chance bei Shin...
"Mach ihr keine Hoffnungen, wo es keine gibt", verlangte ich von ihm.
Shins Grinsen verschwand.
"Das werde ich nicht", versprach er und vergrub seine Hände wieder in den Hosentaschen.
Wir setzten unseren Weg schweigend fort. Die Liebe blieb wohl noch länger ein heikles Thema. Auch wenn mein bester Freund so locker mit diesen Momenten umging, konnte ich den tief verborgen Schmerz in seinen Augen sehen. Weitere Gedanken erlaubte ich mir zu dem Thema nicht.
Die Liebe hatte Schattenseiten und sie waren es, denen ich begegnete. Für mich war sie nicht schön, sondern schmerzhaft und schrecklich - also absolut tabu!
"Wie geht es eigentlich deiner Schulter?", fragte mich Shin, als wir in meine Straße einbogen und der steile Berg vor unseren Nasen auftauchte.
Wir hatten eine unausgesprochene Regel. Auf diesem Berg wurde nicht geschwiegen, da er uns sonst noch mühsamer und steiler vorkam. Ihn allein zu erklimmen, war wahrhaftig anstrengend, weshalb ich mich immer über Gesellschaft freute.
"Ihr geht es besser. Recovery-Girls Wunderdrop hat mir sehr geholfen", führte ich das angefangene Gespräch fort.
"Das kann ich mir gut vorstellen. So wie deine Erzählung eben klang, waren die Prüfungen verdammt anstrengend und nervenaufreibend."
"Definitiv. Und All Might hatte da auf jedem Fall seine Finger im Spiel. Dein Vater hätte es nicht so ausufern lassen", gab ich meine Vermutung preis.
"Sei dir da mal nicht so sicher. Er kann auch ganz schön fies sein", widersprach Shin grinsend.
So gefiel er mir schon besser. Wir begannen eine Diskussion über Shota Aizawa, die sich gewaschen hatte. Shin brachte mich mehr als einmal zum Lachen. Dadurch standen wir gut gelaunt und schneller als erwartet vor meinem quietschgelben Einfamilienhaus am Ende der Straße.

Saved Souls In A Dark worldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt