Blitzblüte

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Blitzblüte ist schön. Blitzblüte ist klug. Nicht manche, nein alle, ja selbst die eifersüchtigsten Königinnen, würden sagen, dass Blitzblüte die schönste Kätzin des Clans ist. Doch Blitzblüte ist anders. Und sie weiß das.

Auf der Lichtung saß eine Kätzin, mit einem Pelz so schwarz wie die Nacht und so glatt und glänzend wie Eis. Ihre Augen glühten in einem saftigen Grün, heller als die Blätter im Wald und mit einem warmen Schimmern in ihnen. Die Ohren waren groß, mit kleinen Pinseln und weich wie Federn. Jeder, ausnahmslos jeder nicht vergebene Kater hätte sich liebend gerne neben sie gesetzt, würde dies nicht schon ein anderer tun. Ein stämmiger Kater trat auf die Lichtung und hob prahlerisch seinen Kopf als sein Blick auf Blitzblüte fiel. Angebend ließ er seine Muskeln beim Laufen spielen, und ging zu seiner Angebeteten.

"Was willst du Borstenpelz?"

"Dich."

"Ich bin nicht interessiert. Wann gibst du endlich auf?"

"Wenn du mir gehörst."

Borstenpelz ringelte seinen Schweif um den Blitzblütes, doch diese befreite sich sofort aus dieser unfreiwilligen Umarmung.

"Ich gehöre niemandem!"

"Wem gehört dein Herz, wenn nicht mir? Löwenmaus? Wildfell? Rabenflug?"

"Nein."

"Wem dann?"

"Kein Kater aus diesem Clan."

"Also aus einem anderen Clan?"

"Nein!", während diesem einen Wort ging sie weg, löste sich von Borstenpelz Flanke, die er an sie geschmiegt hatte.

"Bleib da."

Doch sie ging weiter. Hinaus in den Wald. Sie hasste es wenn Kater das taten. Sie erobern wollten. Sie hasste es, wie grünen Husten. Sogar Hornissenstern hatte sie schon angebaggert, ebenso wie ein fettes Hauskätzchen und mehrere Streuner. Wieso sie? Sie wollte nichts von diesen Katern. Jemand anderer ließ ihr Herz höher schlagen.

"Blitzblüte?", eine samtige Stimme ließ Blitzblüte aufhorchen. Ein leises Schnurren stich in ihrer Kehle herum.

"Geht es dir gut? Borstenpelz hat dich doch nicht wieder belästigt oder?"

"Doch."

"Das tut mir leid. Wollen wir es ihnen nicht doch sagen?"

"Nein! Sie würden das nicht verstehen!"

"Was nicht verstehen?"

"Was ich fühle, Kristallfunke. Was ich für dich fühle!"

Ihre Stimme klang verzweifelt, sie musste Kristallfunkes weiches Fell spüren. Sie trabte ins Unterholz, dort wo diese Stimme, diese wunderschöne Stimme herkam. Dort stand eine weiße Kätzin, mit einem Fell flauschig wie die Wolken die am Himmel vorbeizogen. Leise schniefend drückte die schwarze Kriegerin ihre dunkle Nase in das Fell ihrer Gefährtin. Diese legte liebevoll den Schweif um ihre Schultern.

"Niemand ändert etwas daran, was ich für dich empfinde, Blitzblüte. Niemand, nicht einmal Borstenpelz Dickkopf. Ich liebe dich."

"Ich dich doch auch. Aber ich habe solche Angst., dass....dass..."

"Dass sie dich dafür verurteilen?"

"Ja..."

"Hab keine Angst. Mein Herz schlägt nur für dich."

Blitzblüte hohlte tief Luft. Kristallfunke hatte Recht. Ihre Gefühle waren nicht falsch. Die Liebe die sie für Kristallfunke empfand, das war sie selbst. Und nur sie. Ihre Gefühle, ihre Gedanken zählten. Nicht die von Borstenpelz, nicht die von Löwenmaus, Wildfell, Hornissenstern. Nein nur ihre.

"Du hast Recht, Kristallfunke. Ich will nicht mehr verheimlichen, was ich für dich empfinde."

Liebevoll legte die weiße Kätzin ihren Schweif um den ihrer Gefährtin, schmiegte sich an sie, voller Zuneigung und Verständnis.

Langsam tappten sie ins Lager zurück, ohne sich voneinander zu trennen. Sie waren wie Licht und Schatten, Sonne und Mond, Tag und Nacht. Aber nicht nur das. Sie waren eins.

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