Eiskalt

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Durch die kahlen, blattlosen Bäume sprang ein Kater, mit dichtem Fell, das nach Fliegenpilzen roch. Im Maul trug er ein kleines Junges, kaum zwei Monde alt. Immer wieder fiel Schnee von den Baumkronen auf ihn hinab, eiskalt sickerte das Schmelzwasser durch seinen Pelz auf seine Haut. Seine Augen glitzerten in einem kalten bernstein. So schnell seine Pfoten ihn trugen rannte er durch die Äste, stieß sich ab und landete auf den Boden, das Junge quiekte ängstlich als seine Hinterbeine in den Schnee getaucht wurden.

"Schweig!", knurrte der Kater und das Junge hielt abrupt den Mund. Es zitterte, ob vor Angst oder vor Kälte konnte man nicht erkennen.

Der scharfe Geruch der Grenze stieg dem großen Kater in die Nase und er grinste, wobei er die Zähne noch tiefer in dsas Nackenfell des kleinen Jungen grub. Der Geschmack von Blut erfüllte seinen Mund, doch das ließ ihn nur noch fester zubeißen. Etwas kaltes, unberechenbar verrücktes glitzerte in seinen Augen. Seine kräftigen Pfoten überquerten die Grenze, gingen weiter weg von ihr, bis er das Junge unsanft auf den nassen, kalten Boden fallen ließ. Es quietschte nach seiner Mutter aber der Kater hielt ihm das Maul zu.

"Schweig still, Hirschjunges!"

Hirschjunges kroch verängstigt von ihm weg, doch seine Pfoten konnten ihn kaum tragen, so sehr schwächte ihn die Kälte. Er wollte zu seiner Mutter, an ihren warmen Bauch und sich in ihr Fell kuscheln. Er wollte zurück in sein milchwarmes Nest, das er mit Magnolienjunges teilte. Er wollte nach Hause. Mit großen angsterfüllten Augen sah der kleine Kater zu seinem Entführer auf, Blut floss aus seinem Nacken.

"Jetzt wirst du büßen. Und deine Mutter. Ihr werdet alle büßen, für das was ihr mir angetan habt."

"Fostpel"

"Genau Hirschjunges. Frostpelz. Denk immer an diesen Namen, wenn dich jemand nach deinen Narben fragt!"

"Narben?"

"Ja, Hirschjunges. Narben.",antwortete Frostpelz überfreundlich und mit einem haifischmäßigen Lächeln im Gesicht.

Hirschjunges sah Frostpelz Krallen aufblitzen, sie glitzerten wie der Schnee der ihn frieren ließ. Ein heftiger Schmerz fuhr durch sein Gesicht, er roch den metallartigen Geruch von Blut. Ein stetiges Brennen erfasste seine Wange, es brante wie Feuer. Nein schlimmer. Blut färbte den Schnee rot und er wimmerte. Wieder traf ihn ein Schlag, diesmal an der Flanke, Krallen schlitzten seine Haut auf, das dünne Jungenfell konnte ihn nicht schützen. Zähne packen seinen Schweif, er verlor den Boden unter den Füßen, schwebte in der Luft. Wild verschwamm die Welt vor seinen Augen als Frostpelz ihn heftig hin und her schüttelte. Dann flog er, kaum noch wahrnehmend was mit ihm passierte, alles war nur noch verschwommen, bedeutungslos. So wie er, als Frostpelz ihn behandelte wie ein totes Tier. Der Schneeknirschte als Hirschjunges hineinfiel, sofort breitete sich ein blutroter Fleck in den Kristallen aus.

"Grüß den SternenClan von mir.", Frostpelz flüsterte ihm ins Ohr, das kleine Junge erwartete den finalen Schlag, ersehnte ihn, damit der Schmerz endlich aufhörte. Doch er kam nicht. Unter den Pfoten von Frostpelz krachte die dünne Eisschicht des Schnees zusammen als er weggging. Das Junge zurückließ. Allein

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