II. Bokuaka

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Keiji lag mal wieder ganz alleine im Bett, im großen Schlafzimmer. Die Tage wurden immer kürzer und nachts war es kühler, verglichen zu anderen Tagen. Das lag an einem Grund : Der Herbst kam zum Schluss und der Winter naht. Für Keiji war es nicht fremd, immerhin war ihm die Jahreszeit bekannt. Es war eher die Einsamkeit, die jedesmal aufs Neue aufkam,wenn die Nacht aufbrach. Seit Wochen teilten er und Koutarou nicht mehr das Bett. Deswegen machte er sich sorgen, dass sein Ehemann ihn nicht mehr für attraktiv hält. Seit ihrer Ehe ließ er sich gehen, dabei war Koutarou der Grund dafür gewesen. Er meinte ständig, dass Keiji ein Stückchen mehr essen sollte, da man seine Knochen sah und das nicht gesund ist. Deswegen nahm er ein bis zwei Kilo's zu, aber das es so einen drastischen Unterschied machte, konnte er selber nicht glauben. Es gab einen anderen Grund, aber nichts wollte ihm einfallen. Er musste aufmerksamer werden und Koutarou scharf beobachten, damit er das Geheimnis lösen kann. Und wenn man gerade vom Teufel spricht, erschien er. Keiji blickte von seinem kleinen Roman auf und richtete seinen Blick auf die Tür, die in Sekundenschnelle aufgemacht wurde. Er legte das Buch auf den Nachttisch ab und kreuzte seine Arme, ohne die Augen von Koutarou zu lassen. Sein Ehemann aber bemerkte nichts. Die scharfen Blicke von Keiji konnten ihm nichts anhaben. Er schleifte seinen todmüden Körper noch gerade so auf seine Seite des Bettes und ohne darüber nachzudenken,sich umzuziehen, schloss er schon seine Augen und war am schnarchen. Keiji räusperte sich, aber Koutarou machte keine Faxen. Er war schon am schlafen. Jetzt wäre es der Moment gewesen, indem Keiji ihn aufwachen würde und ihn zur Rechenschaft zieht. Aber der Moment, indem er seine Augen auf den müden Koutarou legte, war der selbe ,indem er beschloss, es für diesen Moment sein zulassen. Es könnte bis morgen warten. Koutarou jetzt aufzuwecken würde den beiden nur Ärger bringen, denn Koutarou war so geschaffen von seinem Job. Das könnte selbst ein alter Mann mit Krückstock sehen. Das Leben als Arzt beschäftigte ihn so sehr, dass er schon in dem jungen Alter weiße Haare bekam. Keiji atmete enttäuscht aus und rutschte rüber zu seinem Ehemann. Zurzeit mögen die beiden kaum reden, aber dennoch sind die beide immer noch die selben und Keiji liebte diesen Mann. Er legte Koutarou's Kopf auf seinen Schoß und fing an über sein Haar zu streichen. Seine Haare sind viel länger geworden und anstatt sie zu hochgelen, ließ er sie unten. So sah er viel besser aus und jetzt wie er da auf Keiji's Schoß lag, so friedlich und ruhig, verliebte sich Keiji ein Stück mehr in seinen Ehemann.
Am nächsten Tag war Koutarou früher auf den Beinen und ohne ein Wort zu sagen, war er schon weg und am arbeiten. Keiji konnte mal wieder am Morgen nur die leere und kalte Stelle neben sich auffinden und enttäuscht darüber stand er auf und startete seinen Morgen. Zuerst lief er mit einer Tasse Tee im Garten herum, sowie er es jeden Morgen tat. Und auch dieses Mal waren die Diener dabei, den Garten in Ordnung zu halten. Keiji tauschte mit allen ein freundliches Lächeln aus. Als er aber seinen Blick auf das Haus warf, bemerkte er ,dass im zweiten Stock das Licht brennte. Keiji fand es irritierend, denn der Raum wird normalerweise von Koutarou als ,,Zweiter Arbeitsplatz" benutzt und um dieses Mysterium zu lösen, begab er sich schnell in das Haus. Er beeilte sich die Treppen hoch und tatsächlich war die Tür ein Spalt offen. Er näherte sich der Tür ,aber er schaute nicht hinein. Stattdessen lauschte er nur, während er da leise stand. Und tatsächlich war da etwas zu hören. Es war Koutarou, so wie er es ahnte. Ohne weiter zu lauschen, machte sich Keiji vom Acker. Aber während er da stand, konnte er etwas hören. Keiji war eigentlich eine Person, die sich nicht in die Privatsphäre von anderen hineinmischt, aber es war sein Mann, um den es hier ging. Ein kleiner Blick durch die offene Tür würde ihm nicht schaden.Als er sich umdrehte und durch das kleine Loch spähte, sah er Koutarou am Arbeitstisch. Ständig wiederholte er den Satz :,,Ich werde es durchziehen." und Keiji konnte hören, wie er nach jedem Ende etwas durch die Nase zog. Sofort sprang Keiji die Türen weit auf und rannte in Koutarou's Richtung. Sein Verdacht war also richtig.

,,Koutarou, was soll das ?!"

,,Keiji, ich habe dir verboten diesen Raum zu betreten !"

,,Ach ,ja ? Ist es das, was du ständig machst, wenn du ,,alleine gelassen" werden willst ? Koutarou, ich verlange eine Erklärung !"

Doch Koutarou gab nicht nach. Stattdessen stand er so schnell auf, sodass er sein Gleichgewicht verlor und umfiel. Sofort fing Keiji ihn auf und half ihm, sich auf den Stuhl hinzusetzen. Als Koutarou ein wenig wieder zu seinen Sinnen kam, reichte Keiji ihm ein Glas Wasser. Koutarou wollte anfangen, die Situation zu erklären,aber Keiji unterbrach ihn mit einer Umarmung.

,,Ich weiß,ich weiß es. Bitte sag es nicht laut, denn du musst es nicht. Ich weiß, was du denkst. Und ich fühle das selbe. Aber das ist nicht der richtige Weg,mein Schatz. Natsuo kommt so nicht zu uns zurück."

Koutarou hörte immer wieder den Namen ,,Natsuo" in seinen Ohren. Wie ein Echo wiederholte er sich. Immer,immer und immer wieder. Wie ein Fluch, würde er sagen. Obwohl es der Name seines verstorbenen Sohnes war, war es wie ein Fluch der nicht aufhören wollte. Er weiß nicht, wie lange er das ertragen konnte ,den Namen zu hören. Es musste stoppen, aufhören. Sein Herz konnte den Schmerz nicht ertragen. Langsam griff er nach Keiji's Taille ,legte seine Arme um ihn, rückte ihn näher zu sich und schloss seine Augen. Beide sagten nichts, ließen einfach diesen Moment laufen. Aber Koutarou's Herz tat ihm weh. Er musste es durchziehen. Beide waren schnell müde geworden und Keiji schlug vor, ob die beiden nicht lieber im Bett liegen sollen. Koutarou stimmte ihm zu und beide machten sich auf ins Schlafzimmer. Dort lagen beide eingekuschelt ineinander da und ließen die Zeit einfach laufen. Am nächsten Morgen aber war der Zauber schnell wieder weg, denn Koutarou war nicht aufzufinden. Keiji reibte sich die Augen, um wirklich sicherzustellen, dass Koutarou nicht aufzufinden ist. Und als er es bemerkte, stand er enttäuscht auf und startete den Morgen wie jedesmal. Er war gerade dabei seine Tasse Tee zu trinken, als er ein Geräusch hörte. Es hörte sich an wie ein Knall und Keiji rannte in Koutarou's Büro. Die Tür war weit offen und mit langsamen Schritten machte Keiji sich vorsichtig auf zur Tür. Als er hineinblickte, ließ er die Tasse fallen und legte seine rechte Hand auf seinen Mund, während er erschrocken Koutarou anblickte. Koutarou zog noch mal das weiße Pulver durch die Nase und als er jubelte, drehte er sich um. Sofort leuchteten seine Augen auf bei Keiji's Anblick.

,, Liebe meines Lebens, Mutter meines Sohnes ! Komm, ich muss dir was zeigen !"

Aber Keiji blieb erstarrt. Langsam legte er seine Hand hinab und begann zitternd zu fragen, was Koutarou angestellt hat.

,,Du wirst es lieben, mein Engel ! Wenn du es gesehen hast, wirst du mich noch viel mehr bewundern, als du es jetzt schon tust ! Tritt näher, komm schon !"

Keiji aber blieb wie angewurzelt und sagte kein Wort. Er suchte Halt am Türrahmen,aber Koutarou kam zu ihm und legte eine Hand um Keiji's Taille und die andere griff nach Keiji's Hand.

,,Nicht so schüchtern. Er wartet auf seine Mutter."

Dann gab Koutarou ihm ein Lächeln und Keiji bekam Gänsehaut. Er wusste nicht, was ihn erwarten würde. Aber als er mit jedem Schritt näher trat und er nun davor stand, ließ er einen fürchterlichen Schrei aus. Dort lag ihr Sohn, zusammengenäht wie eine Puppe.

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