Kapitel 24

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"Ich...", fing Taehyung an. Ehrlich gesagt, er wusste gar nicht, wie er reagieren sollte.

"Danke... Ich weiß gar nicht, wie ich darauf reagieren soll.", gab Taehyung leise zu. Tatsächlich war es ihm etwas unangenehm.

"Du könntest vor Freude weinen oder kreischen. Mich überfallen oder ermorden, weil es so eine dumme Idee ist. Tut mir leid, ich sollte es zurück nehmen!", vor Nervosität fing Jeongguk so an, so schnell zu reden, dass er am Ende Luft holen musste.

"Also erstens, das ist gar nicht dumm. Zweitens, dir muss es gar nicht leid tun. Und drittens, warum bist du so verdammt nervös?", erzählte Taehyung von seinen Gedanken und sah den Jüngeren dementsprechend an.

"Ich will nicht, dass du irgendwie unzufrieden bist.", gab er zu und sah hinunter, bloß nicht in das Gesicht des Älteren schauen.

"Ich bin nicht unzufrieden. Ich... mag die Idee. Es ist wirklich nett von dir.", lächelte Taehyung ehrlich.

"Du... magst die Idee?", fragte Jeongguk unsicher nach.

"Ja. Wie kamst du auf die Idee?", fragte Taehyung neugierig. Es interessierte ihn wirklich.

"Ich habe selbst so ein Buch.", antwortete er und zog das gleiche Notizbuch, nur in einer anderen Farbe, heraus.

"Du kannst ruhig darin blättern.", fügte Jeongguk hinzu, als er es zu Taehyung schob.

"Ich denke nicht, dass das eine gute Idee ist.", sagte Taehyung unsicher und betrachtete das Buch, ohne es anzufassen. Das Notizbuch war hellblau und vorne stand ein einfacher Spruch. "Du schreibst dein Buch und nicht andere deins. Schreibe es nach deinen Vorschriften."

"Wie ist der Spruch gemeint?", fragte Taehyung und zeigte mit seinem Finger darauf.

"Na ja, es ist ganz einfach, zu verstehen, wenn du statt dem Buch an das Leben denkst.", erklärte Jeongguk und erinnerte sich , was dazu die Inspiration war.

"Also ist damit gemeint, dass man sein Leben selbst bestimmen soll, wie es läuft und andere es nicht ändern können oder wie?", fragte Taehyung, um sich sicher zu stellen, dass er es richtig intepretierte.

"Nicht ganz. Du sollst dein Leben nach deinen Regeln leben und nicht nach den Regeln anderer, lass deine Entscheidungen nicht von anderen beeinflussen. Also, ich denke, dass es so gemeint ist.", erklärte der Jüngere.

"Was ist, wenn ich keine eigenen Regeln besitze?", fragte Taehyung.

"Entweder du machst dir Regeln oder du lebst halt mit keinen.", überlegte Jeongguk.
Verstehend nickte Taehyung.

"Darf ich... doch daran blättern?", fragte Taehyung nach längeren zögern, während es still zwischen den beiden war.

"Klar.", antwortete Jeongguk sofort.

Zögernd nahm Taehyung das Buch in die Hand und öffnete es. Auf der ersten Seite war ein Familienbild eingeklebt auf der oberen Hälfte des Papieres. Auf dem Bild war eine Frau und ein Mann zusehen und in der Hand der Frau lag ein schreiendes Baby, trotzdem lächelten die beiden Elternteile. Wahrscheinlich wurde das Bild in der Küche gemacht, denn vor ihnen stand ein Tisch, worauf Essen lag.

"Ist das deine Familie?", fragte Taehyung neugierig und deutete auf das Bild.

"Ja. Das Baby bin ich, als ich gerade einmal einen Monat als war.", erklärte Jeongguk und lächelte.

"Das ist ein schönes Bild.", gab Taehyung zu.

"Gibt es so ein Bild auch von deiner Familie?", fragte der Jüngere neugierig.

"Nein. Meine Mutter wollte kein Foto, worauf sie drauf ist. Sie ist kein bisschen fotogen.", antwortete Taehyung und erinnerte sich gerade daran, dass er eine Kiste in seinem Zimmer aufbewahrt hatte, worin Fotos von all seinen wichtigsten Freunden waren.

"Gibt es denn Fotos von dir?", fragte Jeongguk weiterhin neugierig.

"Vielleicht ein paar, wahrscheinlich nicht viele.", antwortete der Ältere und widmete seine Aufmerksamkeit wieder dem blauen Notizbuch.

Unter dem Bild stand der volle Name von dem Besitzer. Der Name war ordentlich und groß auf dem Papier wahrscheinlich mit einem Füller geschrieben, denn es war blaue Tinte und keine Eindrücke von einem blauen Kugelschreiber. Wenn man genauer hinsah, konnte man auch erkennen, dass an manchen Stellen es dunkler war, als an anderen Stellen, so als hätte sich die Tinte dort versammelt.

Langsam blätterte Taehyung um und sah den ersten Eintrag. Es war ein anderer Stift und auch eine anderen Schrift. Da Taehyung nicht zu sehr in die Privatsphäre von Jeongguk eindringen wollte, las er nichts. Wahrscheinlich waren es irgendwelche Sprüche. Taehyung vermutete es, weil viele Zeilen in Anführungsstriche gesetzt worden waren und öfter dazwischen Zeilen unbeschrieben blieben. Also blätterte Taehyung weiter, so als hätte er gar nichts gesehen.

Einige Seiten waren auffällig bunt gestaltet worden und bei anderen Seiten stand nur irgendwas geschrieben. Wirklich alle Seiten waren mit irgendwas beschrieben, bei manchen standen auch ein Datum oben drüber. Wahrscheinlich, damit er nicht vergessen würde, wann genau das war.

Auf der tatsächlich letzten Seite erkannte Taehyung seinen Namen, weswegen der Junge sich entschied, diesen Eintrag zu lesen.
"Taehyung hat mir indirekt erzählt, dass er etwas nicht loslassen kann. Ich weiß nicht, ob ihm das helfen wird, aber ich werde ihm auch so ein Buch schenken. Ich hoffe so sehr, dass es ihm gefällt und er sich freuen wird. Außerdem hoffe ich, dass es ihn nicht all zu viel quält. Das wäre wirklich kacke. :(", stand darin ordentlich geschrieben. Die letzte zwei Sätze waren etwas kleiner geschrieben worden, so als würde Jeongguk noch darunter etwas schreiben wollen, aber das ging Taehyung nichts an.

Daher schloss er das Notizbuch wieder und legte er vor Jeongguk auf den Tisch.

"Danke... für den Einblick. Es ist sehr privat, ich weiß, das zu schätzen.", murmelte Taehyung.

"Immer wieder gerne.", lächelte der Jüngere.

Bevor die beiden noch etwas sagen konnten, klingelte es zum Pausenende, weswegen sich alle Schüler in Bewegung setzten, um die Mensa zu verlassen und in ihre Klassenräume zurück zu kehren. Also setzten sich auch Taehyung und Jeongguk in Bewegung, keiner vergaß etwas.

Gedanken verloren folgte Taehyung dem Jüngeren einfach. Er dachte über die Worte nach, die Jeongguk ihm noch vor weniger Zeit gesagt hatte. Taehyung solte die Gedanken, die ihn im Prinzip plagten, einsperren. War das wirklich eine gute Idee? Würden sie nicht irgendwann ausbrechen wollen? Oder war Taehyung stark genug, um sie nicht rauszulassen?
Taehyungs letzter Gedanke, bevor die Stunde begann, war mit dem Inhalt gefüllt, Jeongguk zu danken und dem Notizbuch eine Chance zu geben.

"Ich möchte die Stunde mit einer Ankündigung beginnen. Nächste Woche Freitag schreiben wir eine Klassenarbeit. Bitte öffnet euer Hausaufgabenheft und schreibt es euch auf.", begann der Lehrer die Stunde, weswegen alle Schüler aufstöhnten. Wahrscheinlich weil so gut wie niemand das Thema verstanden hatte.

ѕαу gσσ∂вує  ~KTH×JJGWo Geschichten leben. Entdecke jetzt