Kapitel 39

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"Erinnerst du dich an unser erstes Treffen?", fing Jeongguk langsam an. Taehyung überlegte kurz und nickte dann, als er sich an den Tag erinnerte.

Er hatte sich am Morgen rausgeschlichen und war dann zu seiner Oma gegangen, weil er bei sich Zuhause einfach nicht zur Ruhe kam. In der Nacht hatte er nicht ein Auge zu gemacht, weswegen er dann bei seiner Oma geschlafen hatte. Es war ein anstrengender Tag gewesen.

"Ich wollte fragen, weswegen du bei deiner Oma geweint hast und was meintest du mit dem "Er war wieder da"?", fragte Jeongguk vorsichtig.

"Mit dem Satz meinte ich einen wiederholenden Albtraum, ich habe zuvor geschlafen.", antwortete Taehyung und erinnerte sich an den Traum. Es war ein schrecklicher Albtraum gewesen.

"Wiederholenden Albtraum? Darf ich fragen, was in dem Traum passiert?", fragte Jeongguk weiterhin vorsichtig. Sofort schüttelte Taehyung seinen Kopf, er wollte darüber nicht sprechen.

"Okay. Das werde ich akzeptieren.", sagte der Jüngere und lächelte leicht. Solange Taehyung ehrlich war, akzeptierte Jeongguk jede Antwort, selbst wenn Taehyung eine Frage nicht beantworten wollte.

So beobachteten sie gemeinsam die Enten weiter, gingen ihren eigenen Gedanken nach, während Taehyung die Enten mit dem Brot von Jeongguk fütterte und Jeongguk guckte zu, wie sich die Tiere um das Brot stritten.

Immer wieder tauchten Bilder in Taehyungs Kopf von dem Traum auf, als er den Jüngeren zum ersten Mal traf. Es war fast so, als würde er es erneut erleben. Solche Träume waren seit der Klassenfahrt immer sehr intensiv und der Schock saß oft lange in Taehyung. So unglaublig oft fühlte es sich so an, als würde die Klassenfahrt erneut passieren. Irgendwann würde es Taehyung noch umbringen, wenn diese Gefühle, Schock und Träume weiterhin so intensiv sich anfühlten, wie am ersten Tag.
Normalerweise war das doch so, dass Erinnerungen und Gefühle nach einiger Zeit verblassen und vergessen werden, doch so war es nicht bei Taehyung. Immer wieder war da dieses eine Gefühl, welches immer wieder aufs neue Taehyung die Panik erneut fühlen ließ. Es war mehr als grausam.

Er gab sich die Schuld für das Leiden anderer Menschen, obwohl er nichts dafür konnte. Für etwas, was die Erde angerichtet hatte, konnte nicht ein Mensch etwas. Nun, da sich niemand um die Vorwürfe, die sich Taehyung machte, kümmerte, würde er sich weiterhin Vorwürfe machen.
Gäbe es auch nur eine Person, die die Vorwürfe zu nichte machen würde, sähe die Welt sicher für Taehyung anders aus. Denn dann würde sich mindestens eine Person für Taehyung interessieren.

Auch wenn es im Moment Jeongguk in Taehyungs Leben gab und er sich für demn Älteren interessierte, glaubte er kaum, dass er sich Jeongguk richtig anvertrauen konnte. Auch wenn sie in etwa den gleichen Schmerz spürten, war er doch so verschieden.
Angefangen damit, dass Taehyung mit Yoongi eine Beziehung führte und Jeongguk und sein Bruder soweit eine normale Brüderbeziehung zueinander pflegten. Außerdem war nicht sicher, ob Jeongguks Bruder wirklich tot war, Yoongi war es definitiv. Der Unterschied endete damit, dass Taehyung zugesehen hatte, wie Yoongi starb.
Auch wenn es so wenige Gründe waren, der Unterschied zwischen dem Schmerz war so groß wie eine Kluft. Trotzdem war das Gestein gleich, es war so verschieden und gleichzeitig so gleich.
Fast schon faszinierend.

"Taehyung, das Brot ist leer. Du kannst die Enten nicht weiter füttern.", riss Jeongguks Stimme den Älteren aus den Gedanken. Die Stimme hörte sich etwas besorgt aber auch gleichzeitig belustigt an.
Taehyung sah zu seinen Händen, sie waren leer, es war kein Brot mehr da.

"Oh... Das habe ich nicht bemerkt.", gestand Taehyung und sah wieder auf den See, die Enten waren verschwunden.

"Das habe ich gesehen.", grinste Jeongguk, doch das Grinsen verschwand schnell.

"Was ist los? Und komm mir bitte nicht mit nichts.", fragte Jeongguk und man konnte deutlich heraushören, dass er sich Sorgen machte.

"Nur dumme Gedanken.", wimmelte Taehyung den Jüngeren ab. Jeongguk seufzte leise.

"Gut, aber solltest du reden wollen, dann hören ich dir gern zu.", sagte der Jüngere und lächelte etwas aufmunternd. Er wollte nicht, dass Taehyung schweigend litt. So etwas wollte Jeongguk auf gar keinen Fall.

"Ich werde darauf zurück kommen.", sagte Taehyung nur. Er wollte weiterhin nicht über den Traum oder anderes reden. Er wollte das Notizbuch, welches er von dem Jüngeren geschenkt bekommen hatte, unbedingt nutzen, so wie es Jeongguk erklärt hatte. Dort die Gedanken einsperren und erst in die Freiheit lassen, wenn er die Tür dzu öffnete. Taehyung nahm diesen Rat sehr ernst, er wollte es versuchen, ob das wirklich hilft.

"Aber vorerst werde ich das mit dem Notizbuch versuchen.", fügte der Ältere hinzu, weshalb Jeongguks Mundwinkel in die Höhe schoss. Jeongguk lächelte, es freute ihn, dass Taehyung es versuchte. Immerhin hat es ihm auch das ein andere mal geholfen. Taehyung lächelte nur etwas leicht, aber das Lächeln verschwand sofort.

"Lass uns gehen. Es wird spät.", sagte Taehyung plötzlich, stand auf und schaute zum Sonnenuntergang. Jeongguks Blick wanderte auch in diese Richtung. Wäre das hier ein Date gewesen, wäre es sicher sehr romantisch gewesen. Doch es war nur ein Treffen, um Enten zu füttern.

"Du hast recht. Aber... könntest du mir aufhelfen?", fragte der Junge, der immer noch dort auf dem Boden hockte, und sah bittend zu Taehyung auf. Seine Stimme klang etwas verlegen.
Taehyung nickte und zog an Jeongguks Hand, nachdem er sie genommen hatte. Dankbar lächelte der Jüngere

ѕαу gσσ∂вує  ~KTH×JJGWo Geschichten leben. Entdecke jetzt