68|See|

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Maya's POV

Der Weg zum See war zwischendurch ziemlich lustig, da sich Shawn verfahren hat. Immer noch belustigt blicke ich auf den Fahrersitz zu meinem Freund rüber. Jetzt mal ehrlich, welcher Mensch verfährt sich bei einem Weg, den er schon so oft gefahren ist?

„Könntest du jetzt mal aufhören mich so anzugucken?", lacht Shawn. Innerlich hab ich schon längst wieder einen Lachflash bekommen, allerdings halte ich mich zurück.
Mein Blick gleitet nach hinten, auf die Rückbank, wo Liam ist. Als ich feststelle, dass es ihm gut geht, gucke ich nach draußen, wo sich ein Wald auftut. Ich liebe diesen See einfach. Dort stecken viele Erinnerungen. Und das beste an dem See ist, dass nicht wirklich viele Menschen ihn kennen, was heißt, dass dort vielleicht gar keiner sein wird, was mir natürlich nur recht ist. Ich liebe es einfach, Zeit mit Shawn und Liam zu verbringen. Wäre doch auch nur mein anderer, kleiner Engel dabei.
Ich merke, wie ein, vielleicht auch zwei Tränen meine Augen verlassen und meine Wange hinunterrollen.

Shawn's Blick ist besorgt, aber er weiß ganz genau, was los ist. Ich hab Träume davon. Träume von dieser Nacht. Träume von der Nacht, in der sich mein ganzes Leben verändert hat. Die Nacht, in der ich ein Kind bekommen und eins verloren hab. Und ich werd diese Nacht nie, niemals vergessen.

Nach ein paar weiteren Minuten Autofahrt sind wir endlich am See. Als Shawn hält springe ich schon fast aus den Wagen heraus. Ich hab diesen Ort hier so sehr vermisst und bin so unendlich froh, endlich wieder hier zu sein.
Ich öffne die hintere Autotür, damit ich Liam rausheben kann, als ich bemerke, dass er schläft. Ich nehme ihn so raus, dass er auch nicht aufwacht und gehe zum Kofferraum, wo Shawn steht.

„Soll ich dir was abnehmen?", frage ich ihn, da er ziemlich viel tragen müsste sonst.
„Ne ne, geht schon. Obwohl, nehm mal bitte die Decke."
Ich tue, was er sagt, nehme die Decke und mache mich auf dem Weg zum Ufer des Sees, wo ich versuche, die Decke alleine auszubreiten. Ich bin froh, als Shawn dann kommt und mir hilft, da es nicht ganz so leicht mit einem Kind auf dem Arm ist.
Als die Decke dann komplett ausgebreitet ist, lege ich Liam drauf. Er scheint einen sehr ruhigen Schlaf zu haben, wo ich auch sehr froh drüber sein kann.
Shawn stellt den Korb, wo das Essen und Trinken drin ist ebenfalls auf die Decke und setzt sich auch hin. Ich blicke zwischen der Decke und dem See hin und her. Wie lange ich dort schon nicht mehr drin war und wie gerne ich noch mal reingehen würde.

„Maya, dein Blick verrät mir, dass du reingehen willst. Also worauf wartest du?"
Ich höre drauf, was Shawn sagt, ziehe mir mein Oberteil, meine Schuhe und meinen Hose aus und gehe langsam zum See hin.

„Oh Gott, das ist kalt", rufe ich Shawn zu, welcher lacht.
Mit langsamen Schritten und einer Gänsehaut auf meinem Körper gehe ich immer weiter rein, bis mir das Wasser bis zu meiner Hüfte reicht. Ich gebe mir einen Ruck und schmeiße mich mit meinen kompletten Körper rein und schwimme etwas. Mit jedem Armzug wird mir wärmer.
Ich gucke zu Shawn rüber. Liam scheint wach zu sein, denn er hat ihn auf dem Arm, also schwimme ich zum Ufer hin und gehe raus.

„Haben wir ein Handtuch mit?" frage ich skeptisch.
„Hab an alles gedacht, im Gegensatz zu dir", lacht Shawn.
„Jaja", gebe ich nur knapp wieder. Dann kuschle ich mich ins Handtuch ein, von welchem ich direkt die Wärme spüre, was es mir gibt. Als ich so gut wie trocken bin, ziehe ich mir meine Sachen wieder an. Ich muss sagen, dass ich durch die Schwangerschaft etwas zugenommen hab, aber um ehrlich zu sein, mag ich es sogar. Und Shawn auch, so wie er es mir jeden Tag beweist. Mit jedem Kuss, jeder Umarmung, jedem einzelnen Wort.

Wenn ich jetzt gerade mal so in die Vergangenheit zurückzucke, ist da soviel passiert. Was wäre passiert, wenn ich Brian niemals kennengelernt hätte? Hätte ich es dann wirklich getan? Würde ich dann noch leben? Oder wäre ich dann bei Mira? Würde ich dann jetzt mein Leben in wunderbaren vier Augen sehen?
All diese Fragen und noch so viel mehr, aber jetzt sitze ich hier und bin glücklich. Glücklich mit meinem Leben. Glücklich mit Shawn. Glücklich mit Liam. Glücklich mit allem.
Und dennoch vermisse ich Mira so oft. Ich wünschte, ich hätte noch so viel mehr mit ihr teilen können, sowie einer dieser Momente hier gerade, aber es geht nicht mehr. Leider.

„Alles gut?", fragt Shawn und sieht mich irgendwie mitfühlend an.
Ich nicke und lehne mich zu ihm rüber um ihn einen Kuss zu geben.

„Sollen wir gleich los?", fragt er wieder.
Eigentlich will ich gar nicht gehen. Ich will nicht, dass dieser Moment jemals auch nur endet. Ich will diesen Moment hier jetzt gerade am liebsten für immer behalten. Wie schön das doch wäre.

„Ja."
Ich sehe zu Liam, welcher bei Shawn auf dem Arm liegt und kurz vor dem einschlafen ist. Wie süß er doch aussieht. Und dann noch Shawn. Wie süß er seinen Sohn ansieht. Ich nehme mein Handy aus der Tasche raus und mache davon ein Bild. Das ist mit das süßeste was ich je in meinem ganzen Leben auch nur gesehen habe.

Dann stehe ich auf, welches Shawn mir gleich nachmacht und fange an die Sachen zusammenzupacken. Als Shawn Liam ins Auto gesetzt hat kommt er wieder zu mir, nimmt mir die Sachen ab, welche ich gerade mit aller Mühe wieder in die Hasche gequetscht habe und sieht mich an.
„Hast du alles?", frage ich ihn.
Sein Blick fällt auf die Tasche, welche in seiner linken Hand ist und dann auf seine rechte Hand, in der er nichts hält.
Schnell greift er nach meiner Hand, welche er dann mit seiner verschränkt und sieht mich mit einem breiten Lächeln an, blickt noch mal zum Auto, dann noch mal auf unsere Hände. Dann sieht er mir wieder mit dem gleichen Lächeln, was so wunderschön ist an.
„Jetzt habe ich alles!"

Ende

The Promise||S.M Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt