3.Kapitel: Gefangen

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Ein starker Ruck riss Lennox aus seinem Schlaf. Verwirrt versuchte er sich aufzurichten, doch er konnte sich nicht bewegen. Dunkelheit umhüllte ihn wie eine Decke. Der Boden war hart und kalt. Wie lange hatte er hier schon gelegen? Stunden? Oder vielleicht sogar Tage? Nachdem er mehrmals versucht hatte, das Seil, das fest um seine Hände gebunden war, zu lösen, brüllte er verzweifelt. Was war geschehen? Wo waren Alea und die Alpha Cru? Plötzlich schwankte der Boden und ihm wurde übel. Da riss ihm jemand die Augenbinde herunter. Erschrocken starrte er in ein Gesicht, das er nur allzu gut kannte. Er war es.

Auf einmal fiel ihm alles wieder ein. Bilder schossen ihm durch den Kopf:
Alea, die keine Raffnarben hatte. Die Alpha Cru, bewusstlos auf dem Sofa liegend. Ihm wurde erneut übel, aber nicht wegen dem Schwanken. Er sah deutlich Aleas Gesicht vor sich, mit Tränen in den Augen, bevor er sie alles vergessen ließ. Alles was sie über die magische Welt wusste, alles über Doktor Orion. Alles über das, was sie gewesen war. Ein Meermädchen. Eine Walwanderin.
Und auch die Erinnerungen an ihn, Lennox Scorpio, Halb-Oblivion, Krieger. Aleas Boyfriend.
„Hallo Lennox". Orion betrachtete ihn belustigt. Er schien es zu genießen, Lennox so hilflos am Boden liegen zu sehen. Lennox blickte ihn verächtlich an und dreht den Kopf zur Seite. Er lag  in einem Hubschrauber. Das würde auch das Schwanken erklären. Vorne saß einer von Orions Leuten und steuerte den Hubschrauber. Draußen war es dunkel. „Du vermisst sicher deine Freunde." Lennox ignorierte ihn. „Und Alea warscheinlich am meisten. Wie ich höre, wart ihr zusammen. Wie reizend! Und nun kann sie sich nicht mehr an dich erinnern..." Lennox konnte sich nicht mehr halten. „Halten sie ihr dreckiges Maul!" Am liebsten hätte er Orion ins Gesicht geschlagen. „Na na, du gehörst doch jetzt zu uns", sagte er, ging gelassen zu seinem Laptop und gab etwas ein. Dann drehte er den Laptop so hin, dass Lennox den Bildschirm sehen konnte. Auf einer Weltkarte waren vier rote Punkte zu sehen. Einer in Frankreich, zwei auf dem Ärmelkanal und einer in Hamburg. „Deinen Freunden geht es gut, du könntest also ruhig etwas höflicher sein", erklärte er Lennox. „Wo fliegen wir hin?" fragte er Orion. Dieser lächelte. „Zu meiner Villa, einen Virus entwickeln! Diese Magischen waren mir schon immer ein Dorn im Auge." Geschockt sah Lennox ihn an. Das hatte er ganz vergessen.

Lennox sah sich in seinem Zimmer um. Es war sehr schlicht, hier stand nur ein schmales Bett, ein großer Wandschrank und eine kleine Kommode. Das Zimmer hatte kein Fenster und die Tür war technisch gesichtert, sodass es keine Möglichkeit gab, zu fliehen. Lennox mochte keine engen Räume. Nachdem er von seinem betrunkenen Vater weggelaufen war, hatte er tun und lassen können, was er wollte.
Um sich abzulenken, öffnete er den Schrank. Erstaunlicherweise war er nicht leer wie erwartet. Lennox nahm ein paar Kleidungsstücke heraus und tauschte sie gegen seine dreckigen Sache. Sie passten perfekt. Wem gehörten die Kleider? Auf der Suche nach Hinweisen zog er eine Schublade auf. Sie war leer...außer einem in Leder gebundenes Buch. Neugierig nahm Lennox es in die Hand und schlug es auf. Auf der ersten Seite stand ein Name mit leicht schräger Schrift geschrieben:

Joel Orion Aquillius

Lennox erstarrte.
Orion hatte einen Sohn.




Alea Aquarius/ Fluss des VergessensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt