Mute (YoonMin Shortstory)

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Am nächsten Morgen verlief alles fast genauso wie am Tag davor: Jimin kam kaum aus dem Bett, sie aßen gemeinsam, verließen gemeinsam das Haus und gingen dann getrennt voneinander ihre eigenen Wege - wobei Jimins Mutter rollte und nicht ging.
Auch die ersten paar Schulstunden waren genauso wie vorher und wieder tat Jimin die Hand vom fleißigen Mitschreiben weh.
Seine Aufregung hatte sich schon gelegt und es überraschte ihn, dass es so schnell ging. Er war wirklich ruhig in der Schule und hatte das Gefühl, als ob er schon lange hier gewesen wäre, obwohl es wirklich erst der zweite Tag war.
Sie hatten immer im gleichen Klassenzimmer Unterricht, deshalb saß Jimin immer auf dem gleichen Platz - immer alleine, abgesehen von Musik und Kunst, diese Fächer hatten sie allerdings noch nicht gehabt, aber Jimin ging fast schon davon aus, dass er dort auch alleine würde sitzen müssen.

Er wurde zwar nicht direkt unfreundlich behandelt, freundlich aber auch nicht unbedingt.
Den Großteil der Zeit wurde er einfach ignoriert, aber Jimin hatte kein Problem damit. Tatsächlich war er ziemlich zufrieden damit, denn Kontakte zu knüpfen stellte er sich jetzt als ziemlich schwer vor. Vorher hatte er ein paar Freunde gehabt, aber nach dem Unfall hatte er den Kontakt zu jedem von ihnen abgebrochen. Er hatte einfach zu viel Schuld verspürt.

Doch obwohl ihm keine offene Verachtung entgegengebracht wurde, war Jimin noch immer stumm, nicht taub, und das war ein Fakt, den seine neuen Mitschüler ganz offensichtlich leicht vergaßen. Er konnte nämlich sehr wohl hören, was hinter seinem Rücken über ihn gesagt wurde, auch, wenn er nicht darauf reagierte.
Er hatte sich darauf eingestellt, nicht unbedingt freundlich aufgenommen zu werden, und dass ihn bisher noch niemand offen heruntergemacht hatte, stufte Jimin als großen Erfolg ein.
Ansonsten lief sein zweiter Tag ereignislos ab - genau wie die darauf folgenden, bis es endlich Donnerstag war, der Tag, an dem die einzigen Unterrichtsfächer Sport, Musik und Kunst waren, immer als Doppelstunden.

Sport verlief sehr gut, Jimin erklärte es sofort zu seinem neuen Lieblingfach, weil es da nicht sonderlich auffiel, dass er nicht redete. Es wirkte sogar kurzzeitig so, als hätten seine Mitschüler komplett vergessen, dass er nicht reden konnte.
Nur ein Junge saß die ganze Zeit außerhalb, versteckt in einem riesigen Hoodie und monoton auf seine Füße starrend. Jimin nahm sich vor, ihn anzusprechen, dann allerdings fiel ihm auf, dass der Junge wahrscheinlich keine Zeichensprache sprechen konnte. Sofort verflog seine gute Laune.

So schnell, wie sie gegangen war, so schnell kam Jimins gute Laune allerdings auch wieder, als er in Kunst seiner Fantasie freien Lauf lassen durfte. Er ließ einfach seiner Fantasie und seinen Gedanken freien Lauf, was seinen Kopf klarer und seine Gedanken ruhiger werden ließ. Und noch dazu wurde er dafür von der Kunstlehrerin gelobt! Dadurch wirkte er zwar auf jeden in der Klasse wie ein Streber, aber das Lob tat ihm gut.

In Musik fiel die Achterbahn seines Gemüts allerdings wieder steil nach unten, da sie singen mussten. Jimin öffnete seinen Mund nicht einmal und wurde dafür von dem leicht seltsam wirkenden Musiklehrer angefahren. Anscheinend war er noch nicht informiert worden, und so musste Jimin umständlich erklären, wieso er nicht mitsang - seine Erklärung fand schriftlich in sehr krakeliger Handschrift auf einem überschüssigen Blatt Papier statt.

Nach der Schule verlief sein Tag wieder genauso wie an den vorherigen - Hefteinträge säuberlich abschreiben, lernen und Zeichensprache üben. Dann allerdings befiel ihn ein Bedürfnis, sich endlich mal wieder vor den Computer in seinem Zimmer zu setzen und eine Runde online zu spielen.
Gesagt, getan.
Kaum hatte er seinen Computer komplett hochgefahren, schrieb er V an. Wie zu erwarten war er ebenfalls online und erklärte sich sofort bereit, ein paar Runden mit Jimin zu spielen.

"Hallöchen", begrüßte ihn Vs fröhliche Stimme, und sofort begann er, zu erzählen.
Ein Lächeln stahl sich auf Jimins Gesicht.