4👄

518 35 1
                                    

Endlich wieder zu Hause setzte Jimin sich sofort an den kleinen Tisch im Wohnzimmer, legte sein Schulzeug ab und erledigte das zuerst.
Da er keine Noten auf die Unterrichtsmitarbeit bekommen konnte, musste er versuchen, schriftlich die bestmöglichen Noten abzugeben. Er mochte es zwar nicht gern zugeben, aber Jimin war ein kleiner Streber, nicht nur für seine Mutter, sondern auch für sich selbst. Der Ehrgeiz war einfach nicht abzustellen.

Außerdem hatte er ja auch noch etwas anderes zu Lernen: Zeichensprache.
Er wollte sich verständigen können, un wenn das nur mit den Händen funktionieren würde, dann müsste er es eben lernen.
Und das, obwohl die Ärzte, die er und seine Mutter immer noch regelmäßig besuchen müssen, allesamt behaupteten, Jimin würde nur bluffen. Einer hatte sogar angefangen, zu schimpfen und ihn anzuschreien, anscheinend, um ihn zum Reden zu bringen, aber vor Frustration hatte er nur angefangen, zu weinen, was ihm äußerst peinlich war.

Nachdem er seine Schulsachen fertig hatte und ihm von den vielen verschiedenen Gesten der Kopf schwirrte, ließ er sich nach hinten sinken und schloss die Augen.
Per Gehör versicherte er sich, dass weder die Nachbarn von nebenan noch die von über ihm da waren - eine leichte Aufgabe, da die Wände dünn waren.
Dann versuchte er es erneut.
„Ich bin Jimin." Das wollte er sagen. Nur diesen einen Satz.

Er wusste noch ganz genau, wie es sich anfühlte, was man tun musste, um zu sprechen, obwohl es jetzt schon knapp zwei Jahre her war, seit er das letzte Mal gesprochen hatte, doch trotzdem verließ kein Wort seine Kehle.
So sehr er sich anstrengte, das einzige, was er zusammenbrachte, war ein Krächzen.
Deshalb wollte er nicht, dass irgendwelche Nachbarn oder seine Mutter da waren; Sie sollten diese kläglichen Versuche nicht hören.

Dann kam ihm der gleiche Gedanke wie immer: Vielleicht waren es einfach zu schwierige Wörter. Darum versuchte er es mit einzelnen Buchstaben, doch nichts wollte richtig klappen. Klar, manche Laute konnte er erzeugen, aber sie aneinanderreihen war auf irgendeine Weise unmöglich.

Dann war seine Übungszeit vorbei, denn er hörte, wie sich ein Schlüssel im Schloss drehte - anscheinend war seine Mutter wieder zu Hause.
Und tatsächlich hörte er schon kurz danach ihre Stimme, stand auf und lief zur Wohnungstür, um ihr zu helfen. Mit der Zeit hatte er starke Armmuskeln entwickelt, indem er den Rollstuhl seiner Mutter - sehr oft mit ihr in ihm - herumhieven musste.
So auch jetzt. Ihr über die kleine Schwelle helfend betrachtete Jimin sie.
Er wusste nicht, ob er es sich nur einbildete, aber es kam ihm so vor, als sähe sie etwas entspannter aus als sonst. Wenn sie ab jetzt für jeden Tag, den er in der Schule verbrachte, danach nur halb so entspannt aussah, hatte es sich gelohnt, dort hin zu gehen.

„Und, Schatz, wie war die Schule? Hoffentlich nicht zu schlimm. Hast du es ausgehalten?"
Lächelnd nickte Jimin.

Mute (YoonMin Shortstory)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt