natürliche Schönheit

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Milan

Die Häuser flogen so schnell an ihm vorbei, dass er sich auf kein einziges konzentrieren konnte. Seine Augen suchten sich jede Sekunde einen neuen Punkt und dieser verschwand fast sofort wieder aus seinem Blickfeld. Er lehnte mit seiner Stirn an der Scheibe und spürte die leichten Bewegungen. Der Sitz war so weich, dass er darin versank. Es tat gut, aber er wollte nicht im Zug schlafen, also setzte er sich wieder aufrecht hin.

Die Fahrt ging noch etwa zwei Stunden. Dann konnte er endlich wieder in seinem eigenen Bett schlafen. Die Woche hatte ihn viele Nerven gekostet, seine Partnerinnen hatten mal wieder ihre eigenen Vorstellungen gehabt und er musste am Ende den halben Laden zusammen schreien, damit sie endlich ruhig waren. Wie er es hasste mit Amateuren und Zicken zu arbeiten.

Ihm schräg gegenüber saß ein Mann, der in der letzten Stadt eingestiegen war. Seitdem starrte er ihn immer wieder an. Er konnte seine Blicke nicht richtig deuten, aber es war offenbar Feindschaft dabei. Der Mann war kleiner und schmächtiger, trug einen Anzug, der nicht von großer Qualität zeugte. Das erste Klasse Ticket hatte er wohl wegen des Klanges gebucht. Oh, erste Klasse. Du bist besser als die anderen. Kurz erwiderte er seinen Blick, aber er war seiner Aufmerksamkeit gar nicht wert, also schaute er wieder hinaus.

Der Zug wurde langsamer, als er in den nächsten Bahnhof einfuhr. Die wartenden Menschen auf dem Bahnsteig fingen an sich zu umarmen. Wie viele von denen würden sich wohl das letzte Mal sehen, berühren? Einige wartenden auch, eine Frau hatte eine Rose in der Hand. Das war wirkliche Emanzipation. Er rollte mit den Augen und lehnte sich zurück.

Der Typ ihm gegenüber schnappte sich seine Laptoptasche und lief zur Tür, nicht ohne ihm noch einen bösen Blick zu zuwerfen.

Milan unterdrückte sein Lachen nicht einmal. Die Menschen verhielten sich so lustig. Es war wie in einem Zoo, nur waren die Gehege alle offen und die verrückten Tiere liefen frei herum. Beobachten konnte er sie dennoch, während er seinen eigenen Weg nahm.

Nach ein paar Minuten nahm der Zug wieder Fahrt auf. Wenige Plätze wurden besetzt, um ihn herum, blieb aber alles leer.

Wieder schaute er aus dem Fenster, bis er neben sich Geräusche wahrnahm.

"Aus dem Weg, dumme Schlampe." Der Mann stieß die junge Frau unsanft zur Seite, die sich an der Sitzlehne festhalten musste, um nicht zu fallen.

Der Gang war breit genug und sein Koffer war auch nicht groß, sodass er den ganzen Bereich dafür brauchte. Doch alles an ihm schrie nach Arroganz und Geld. Vermutlich war er angepisst, dass er mit dem Zug fahren musste, anstatt fliegen zu können. Er wurde mit den unteren Menschen zusammengeworfen, die wohl nicht so viel wert waren wie er.

Milans Blick flog zu dem Gesicht der jungen Frau und sein Atem stockte sofort. Sie war eine vollkommene natürliche Schönheit. Einige braune Strähnen fielen aus ihrem Zopf in ihr Gesicht, aber dennoch erkannte man ihre feinen Züge und die vollen Lippen. Sofort stellte er sich vor, wie er diese Lippen küsste und wie sie seinen Körper entlang fuhren. Weich und heiß. Am schönsten waren aber ihre Augen. Braun leuchteten sie wie das unschuldige Fell eines Rehkitz, aber darum lag ein blauer Ring, der die Farbe des Ozeans inne hatte. Wild, ungezähmt. Milan hatte schon viele Frauen gehabt, aber noch nie hatte er eine vergleichbare Anziehungskraft gespürt.

Sein Körper bewegte sich ganz von allein. Er wollte sie beschützen und diesen Typen am liebsten dafür verprügeln, dass er sie angefasst hatte. Milan spürte das Bedürfnis sie an sich zu ziehen und nie wieder los zulassen.

Das hatte er noch nie gehabt. Dieses neue Gefühl verwirrte ihn, aber er konnte nichts dagegen tun, sich wehren war nutzlos. Normalerweise war ihm komplett egal, was mit einer Frau passierte. 

Er stand auf und wollte den Mann gerade anschreien, als die Frau sich schon zu diesem umdrehte und sagte: "Nennen sie mich noch einmal so, dann finden sie heraus, was ich wirklich bin."

Leider sah er ihren Blick nicht, aber bei ihrer Stimme bildete sich eine Gänsehaut auf seinen Armen. Ihre Stimme war fest und recht leise, aber so voller Macht, dass er einen kurzen Angstschimmer über das Gesicht des Mannes huschen sah. Die Worte hatten nicht wirklich etwas erschreckendes an sich, sie hat ihn nicht mal beleidigt, aber dennoch hatten sie eine erstaunliche Wirkung.

Ohne ein weiteres Wort, zog der Mann seinen Koffer an ihr vorbei und verschwand hastig im nächsten Abteil.

Die junge Frau strich sich die Haare nach hinten und seufzte einmal. "Sie müssen mir nicht helfen, ich komme gut alleine klar." Sie drehte sich zu Milan um und schaute ihn direkt an, schenkte ihm ein Lächeln, das ein Zittern in ihm auslöste, welches er sich absolut nicht erklären konnte. 

Was war nur los mit ihm?

"Offenbar. Dennoch gehört sich das, seine Hilfe anzubieten", erwiderte er, nachdem er ein wenig seiner Fassung zurückgeholt hatte.

"Danke für den Versuch." Sie warf ihre Tasche auf den Sitz und rutschte durch auf den nächsten um am Fenster zu sitzen, ihm genau gegenüber.

Er konnte sein Glück kaum fassen. Auch, wenn er noch nicht verstand, was hier vor sich ging, aber er wusste, dass diese Zugfahrt, dieses Mädchen sein Leben verändern würde. Dieses Mädchen war seine Zukunft. 

Das war der kurze Einstieg in eine neue Geschichte. @niemalsMina und ich schreiben zusammen an dieser Geschichte und glaubt uns, es wird heftig. Lasst uns Sterne und Kommentare da. Wir freuen uns über jeden verrückten Leser ;)

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