Gedanken

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Milan

Sein Herz pochte wie verrückt. Er kannte diese Situation nicht, aber er war Profi genug um diese unbekannte Unsicherheit zu überspielen. Er ließ sich nichts anmerken und strich sich einmal durchs Haar.

Er setzte sich ebenfalls wieder hin und betrachtete sie. Sie sah etwas müde und geschafft aus, aber es nahm ihr nichts von ihrer Schönheit. Die leichte Blässe machte sie vielleicht sogar noch ein wenig hübscher. Wie eine Märchenprinzessin in Nöten.

Was dachte er denn plötzlich an Prinzessinnen? 

Das schöne Mädchen saß ihm gegenüber und schaute ihn ebenfalls an, legte den Kopf leicht schief. Milan kannte diesen Blick. Die Frage war nur, woher sie ihn kannte.

"Bis wohin fahren sie?", fragte er in ihre Gedanken hinein.

"Ähm-bis Berlin. Und sie?" Sie schüttelte kurz den Kopf, bevor sie ihm antwortete. Wie süß. Er würde ihr gerne die Strähne hinters Ohr streichen. Ihre Wange berühren.

Noch nie hatte er so zärtliche Gedanken für eine Frau gehabt. Er fragte sich, was an ihr anders war, dass er so über sie dachte, obwohl er sie erst seit ein paar Minuten kannte. 

"Ebenfalls. Wohnen sie dort oder sind sie nur auf der Durchreise?"

"Ich habe dort auch Arbeit zu erledigen, wie in Hamburg. Seit wann fahren sie mit?" Auch sie hatte sich wohl gefasst und zog nebenbei ihr Handy aus der Tasche. Seine Frage, ob sie hier wohnte, hatte sie gar nicht beantwortet.

"Ich bin in Kiel eingestiegen. Hatte ebenfalls Geschäfte zu erledigen."

"Aha, ja", murmelte sie, obwohl er sich nicht sicher war, ob sie ihm zugehört hatte. Sie tippte auf ihrem Handy herum, suchte.

Er stützte sein Kinn auf seiner Hand ab und wartete geduldig bis sie es fand. Nach etwa einer Minute, drehte sie ihr Handy quer und lachte auf, ehe sie sich die Hand vor den Mund hielt. Ihre Augen trafen wieder auf seine und er zwinkerte ihr zu. Ihre Wangen wurden leicht rot. 

Daher kannte sie ihn also. Das hätte er nicht von ihr erwartet. Sie sah sehr unschuldig aus, so zart und klein. Er hatte beinahe Angst, dass sie zerbrechen würde, wenn er sie berührte. Vor allem, wenn er sie so berührte. 

Innerlich fragte er sich noch immer, woher diese netten Gedanken kamen. Seit wann kümmerte ihn das Wohlbefinden einer Frau? Die hatten nur einen Job und wenn sie den nicht erledigten, mussten sie den Schmerz eben ertragen. 

"Oh man, das fasse ich nicht", flüsterte sie. 

"Haben sie was schönes gesehen?", fragte er spielerisch.

Sie nickte lachend. "Für wen ist das jetzt peinlicher?"

"Mir ist das überhaupt nicht peinlich." Er hatte absolut kein Problem mit seiner Arbeit oder seinem Körper. Er war einfach froh, dass ihr offenbar gefiel, was sie sah. 

"Also nur mir, schön." Die Rötungen auf ihren Wangen wurde tatsächlich noch intensiver, aber dennoch schaute sie weiter auf ihr Handy.

"Ich hätte aber wirklich nicht erwartet, dass sie so etwas schauen", bemerkte er neugierig. 

"Sind es meine unschuldigen Augen, die sie das glauben lassen? Sie können sich ja kaum von ihnen lösen", neckte sie ihn.

"Verzeihung, aber sie sind wirklich außerordentlich schön."

"Danke. Ich wünschte, ich hätte sie auch gemacht, dann würde ich nicht nur für mein Aussehen Komplimente bekommen."

"Ich denke, sie sind auch in anderen Bereichen vieler Komplimente würdig."

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