Milan schrak hoch, als etwas neben ihm begann zu klingeln. Müde drehte er seinen Kopf herum und wollte das unangenehme Geräusch einfach aussitzen. Es hörte auch für ein paar Sekunden, doch dann erklang es erneut.
Genervt öffnete er die Augen und erkannte langsam die Umrisse der Hotelzimmermöbel. Das Licht schien nur schwach durch die dunklen Vorhänge hindurch. Er setze sich auf und zuckte zusammen. Sein ganzer Körper tat weh. Bei den Erinnerungen der Nacht stahl sich ein Lächeln auf seine Lippen.
Sein Blick flog zur anderen Seite des Bettes. Die leere Seite des Bettes.
"Lyra?", rief er ins Zimmer hinein, doch er bekam keine Antwort. Er hörte keine Geräusche aus dem Bad und es schienen auch alle ihre Sachen fort zu sein.
Schnell und das Stechen ignorierend stand er auf und lief zum Badezimmer hinüber. Doch tatsächlich sah er außer seinem Spiegelbild keinen anderen.
War sie wirklich einfach gegangen?
In dem großen Spiegel erkannte er erst das ganze Ausmaß. Über seine Brust zogen sich lange Kratzer und dunkle Flecken, die seine Tattoos und Narben einzurahmen schienen. Auch auf seinem Rücken zogen sie sich weiter. Sein Körper war angespannt, als hätte er ein schweißtreibendes Training im Fitnessstudio hinter sich gebracht und nun den Muskelkater seines Lebens.
Es war der Sex seines Lebens gewesen.
Milan wusste nicht einmal mehr, wie oft er schon Sex gehabt hatte, doch er konnte sich nicht daran erinnern, je so viel dabei gefühlt zu haben. Sie waren so aufeinander abgestimmt gewesen. Noch immer konnte er ihre Berührungen spüren, ihre Hände überall auf seinem Körper, ihre weichen Lippen.
Noch nie hatte er so gleichberechtigten und wilden Sex gehabt. Lyra war nicht bereit gewesen sich lange zu unterwerfen. Sie haben stets um Kontrolle und die Positionen gekämpft. So vieles schoss durch seine Gedanken, jeder einzelne handelte von ihr.
Er lief zurück und entdeckte einen Zettel auf der Kommode.
Danke für eine der aufregendsten Nächte meines Lebens. Tut mir leid, dass ich dich ohne ein Wort verlassen habe. Doch ich habe einen vollen Terminkalender, immerhin bin ich der Boss. Das Zimmer ist bezahlt, du musst nur die Karte unten abgeben. Ich freue mich auf einige weitere Runden.
Darunter stand ihre Handynummer.
Er wusste nicht, ob er lachen oder wütend sein sollte. Milan kam sich vor wie ein Callboy. Das Zimmer ist bezahlt. Eine der aufregendsten Nächte. Mit wem war sie schon alles zusammen gewesen? Wer war schon besser als er?
In Filmen lief das doch anders ab. Die beiden Protagonisten wachten mit der Sonne im Gesicht auf, die Blicke trafen sich und Küsse wurden verteilt. Das Mädchen zog das Hemd des Mannes an und dann folgten die Szenen im Bad und Pancakes mit Ahornsirup.
Natürlich war er nicht der Typ für solchen Kitsch, aber dennoch war er enttäuscht. Sie sollte bei ihm sein und nicht allein durch die Straßen gehen, wo jeder sie betrachten konnte. Lyra gehörte ihm verdammt.
Erneut klingelte sein Handy, welches er nun mehrmals ignoriert hatte. Verärgert kramte er es aus seiner Hosentasche heraus und ging ran.
"Was?", schnauzte er in den Lautsprecher.
"Wo zum Teufel steckst du denn? Die Ware ist da, sonst willst du sie dir doch als erstes ansehen und jetzt gehst du erst nach Ewigkeiten ans Telefon?"
Milan strich sich durch die Haare und ließ sich aufs Bett zurückfallen. Robin klang sehr verwirrt, das passte zu seiner Stimmung.
"Milan?"
"Ja, ich... ich hatte noch etwas zu erledigen. Ich bin gleich da."
"Gut. Bis gleich."
Er legte auf und schmiss es aufs Laken.
Milan hatte keine Lust, doch wenn er nicht erschien, wäre das verdächtig. Vielleicht war es auch gut, wenn er hingehen würde. Offenbar lief in seinem Hirn etwas ganz verkehrt. Arbeit holte ihn womöglich auf den Boden der Tatsachen zurück.
Die Frage war nur, wollte er das?
Nach langen mal wieder ein Kapitel von @niemalsMina und mir. Wir hoffen, es hat nicht allzu sehr frustriert. Süße Träume.
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Was spielen wir?
غموض / إثارةMilan Ruß verdiente auf etwas andere Weise, als die meisten es taten sein Geld. Er hatte sein Hobby sozusagen zum Beruf gemacht. Sex, Frauen und Gewalt standen bei ihm täglich auf dem Plan. Einiges davon war legal, doch hinter geschlossenen Türen ko...