Schlechte Familienverhältnisse haben auch was gutes

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Jin PoV

"Ihr könnt mich mal!!!", schrie ich und knallte die Tür zu meinem Zimmer zu. Angepisst ließ ich mich auf mein Bett fallen und hasste wie immer meine Familie. Ich lag eine Weile da und schrie sie in Gedanken weiter an, bis ich irgendwann zu meinem Handy griff und Namjoons Nummer wählte. Er war der Einzige, der mich in solchen Situationen aufmuntern konnte.

"Hey Jinie", begrüßte mich mein bester Freund. Ich liebte es wenn er mich so nannte und wäre ich nicht so fucking angepisst gewesen, hätte ich darüber gelächelt. "Hey..", erwiederte ich jedoch nur. Wie immer merkte Namjoon sofort das etwas nicht stimmte. "Was ist los? Wieder dein Bruder?", fragte er, da ich in den letzten Monaten immer anrief um mich über ihn oder meine Eltern zu beschweren. "Stiefbruder", verbesserte ich ihn. "Und ja, aber diesmal sind es alle. Es pisst mich einfach nur noch an!", begann ich mit meiner langen Beschwerderede.

"Beakhyun wird einfach in allem bevorzugt! Er ist das kleine süße Lämmchen und ich das schwarze Schaf! Wenn er eine 4 nach Hause bringt ist das ja nicht so schlimm, das kann man ja ausbessern aber wenn ich eine 3 schreibe, werde ich direkt angemeckert, dass ich besser in der Schule werden soll! Und seit der Pisser eine Freundin hat, bin ich sowieso außen vor. Meine Eltern betätscheln sie, als wären die Beiden verheiratet und hätten drei Kinder! Dabei ist die Tussi fast noch schlimmer als er! Sie braucht fünf Stunden im Bad, weshalb ich ständig zu spät komme, sie jammert immer direkt rum, wenn mal ein Haar nicht ordentlich sitzt und sie und Beakhyun turteln rum als gäbe es kein Morgen! Letzten haben sie so laut gevögelt, dass ich sie sogar durch meine Kopfhörer gehört habe und deshalb nicht lernen konnte!!! Und wärend mein beschissener Stiefbruder nicht einen Finger krümmt, mache ich den halben Haushalt. Und was bekomme ich als dank dafür? Meine nette Mutter und mein ach-so-toller Stiefvater beachten mich nicht mal beim Essen. Ich hab kein Bock mehr auf die Scheiße! Wenn ich Geld hätte würde ich mich einfach von hier verpissen und diese scheiß Leute nie wieder sehen!!!"

Ich hatte mich so in Rage geredet, dass mein Mund nun ganz trocken war. Ich atmete tief durch. "Beruhigt?", fragte mich Namjoon ruhig. Er hörte mir immer bis zum Ende zu, wenn ich mich bei ihm auskotzte, wofür ich ihm sehr dankbar war. "Etwas", antwortete ich wahrheitsgemäß. "Also das mit deinem Bruder -'tschuldige Stiefbruder", verbesserte er sich selbst. "Haben wir glaub ich in den letzten Monaten oft genug besprochen. Was die Sache mit den Ausziehen angeht... du könntest eine Weile bei mir wohnen wenn du willst." "Echt jetzt?!", fragte ich überrascht, aber auch begeistert. "Klar, du kannst das Zimmer meiner Eltern nehmen, die kommen eh höchstens mal aller vier Monate vorbei." "Oh mein Gott danke Namjoon!!!", rief ich freudig. Wahrscheinlich war genau das der Grund, warum ich mich in ihn verliebt hatte. Er hörte mir immer zu und sorgte dann dafür, dass alles besser wurde. "Ich bin in einer halben Stunde bei dir! Oder eher.. je nach dem wie lang ich zum packen brauche." Ich hörte ein schmunzelt und ein "bis gleich" auf der aderen Seite, dann legte er auf.

Ich nahm mir eine große Sporttasche und meinen Rucksack und schmiss alles an Sachen rein, die ich brauchen könnte. Wobei der Inhalt meines Rucksacks zu neunzig Prozent aus Schulbüchern bestand. Ich schnappte mir noch mein Handy und Ladekabel und verschwand dann so schnell es ging aus diesem Haus. Es schien nicht mal jemand Notiz zu nehmen.

"Namjooniiie!", fiel ich meinem besten Freund um den Hals. "Danke, danke, danke!!!" Er drückte mich mit einem breiten Lächeln an sich. "Für dich immer Jinie".

Namjoon machte uns beiden einen warmen Kakao, während ich mich im Zimmer seiner Eltern ausbreitete. "Könnte etwas verstaubt sein, das Zimmer wird selten benutzt", erklärte der Jüngere, welcher gerade mit zwei Tassen in der Hand ins Zimmer kam. "Passt schon", lächelte ich. "Danke das ich überhaupt hier bleiben darf." "Oh man, hast du dich jetzt nicht schon genug bedankt?", lachte Namjoon und gab mir eine Tasse. "Sorry, ich bin dir einfach nur dankbar, das du mich aus diesem Drecksloch geholt hast", meinte ich, während mein Gegenüber sich neben mich auf das Bett setzte. "Scheint als hätten wir beide nicht die besten Familienverhältnisse", stellte er fest. "Ja. Deine Eltern sind nie da und meine zu oft", stimmte ich zu.

Namjin OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt