Kapitel 6. Schmerzen frei, November 1991

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Ich wollte aufstehen. Doch die Schmerzen ließen das nicht zu. Sie waren so schrecklich und unerträglich, dass mir nicht mal ein Vergleich einfallen würde. Das hier war unvergleichbar. Meine Haut war an vielen Stellen Wund. Ich hatte schreckliche Kopfschmerzen und warm war mir auch. Ich hob langsam meinen Kopf an und sah Delilah welche an meinen Füßen lagen. Als ich nach rechts sah musste ich lächeln. Die Vorhänge waren aufgezogen und ich wurde von der Sonne angestrahlt. Er hatte es sich gemerkt. Ich bekam halbwegs mit wie sich die Tür öffnete und Jim rein kam. "Möchtest du nicht aufstehen? Ich hab Frühstück gemacht", er setzte sich zu mir. "Ja... Gleich", sogar das Sprechen fiel mir schwer. 'Der Pilz', so nannten wir das Geschwür in meinem Hals, war dicker als je zuvor. Bei jedem tiefen Ton den ich sprach, begann es zu kratzen und zu brennen. "Du hast wieder Fiber" sagte Jim leise und strich mir über die Stirn. "Mary wollte heute vorbeikommen, oder? Das wollte sie  doch..." ich sah ihn an. Er nickte leicht. "Ich werde sie gleich anrufen", versprach er und lief aus dem Raum.

Jim P.O.V.

Als ich Mary ins Haus ließ, nahm ich sie mit Tränen in den Augen in Empfang. "Ich glaube es ist so weit, Mary... Er kann ja nicht mal aufstehen... Ihm tut alles weh ich..." stammelte ich doch sie lief an mir vorbei. "Ich geh mal zu ihm"; sagte sie dann und lief hoch. Ich ging ihr nach. "Freddie", flüsterte sie als sie das Zimmer betrat. Er lächelte sofort als er Mary erkannte.

Sie begannen ein Gespräch zu führen, welches mir sehr privat vorkam weshalb ich runter ging. "Bitte Schicksal... Lass mich sterben... nicht ihn.." hauchte ich eher zu mir selbst. Es war ein unglaublich grauer Tag. Die Sonne schien nur manchmal durch die Wolken. Doch der Himmel zog sich immer mehr und mehr zu. Als würde alle Welt wissen was passiert. Ich sah wie Daves Wagen auf unseren Hof fuhr, also nahm ich auch ihn in Empfang.

"Hallo Jim", sagte er mit sehr ruhigem Ton. "Der Auftritt von Freddie letztens hat Fragen aufkommen lassen. Er sah sehr krank aus. Also sollte er jetzt besser ein Statement geben. Ich möchte nichts veröffentlichen was er nicht begutachtet hat", teilte er mir mit. Ich atmete durch. "Jetzt oder nie, Dave", sagte ich und sah ihn mit einem vielsagendem Blick an. "Bist du dir sicher?", fragte er etwas angespannt und schluckte. "Mach dir selbst ein Bild davon", sagte ich nur und brachte ihn nach oben. Dave  erklärte Freddie langsam die Lage. Freddie nickte nur sehr geschwächt. Ich war mir nicht mal sicher ob er überhaupt irgendwas verstehen konnte.

"Ich möchte, dass du etwas daran veränderst" sagte Freddie dann leise als Dave den Text vorlas den er verfasst hatte. Es war wie ein Hauchen was schon anlange verblasst war. "Beginne den Brief mit meine geliebten Darlings... und beende ihn mit: Mit teuersten Grüßen, eure Majestät. Dann bin ich zufrieden", bat er und schloss langsam seine Augen. Es war dann ganz ruhig. "Ist er...?", fragte Mary und traute sich nicht den Satz zu vervollständigen. "Nein. Er schläft nur", teilte ich mit. Ich atmete tief durch. "Wir sollten ihn jetzt alleine lassen.", sagte ich dann. Dave stand auf. "Ich werde Morgen früh wieder her kommen", er verschwand als erstes. Es war für keinen von uns leicht.

Freddie P.O.V.

Brian, Deaky und Roger verließen grade das Zimmer. Ich hatte ihnen versucht zu zeigen, dass ich bis zum Schluss der alte sein konnte. Ich erinnere mich nur nicht, ob es geklappt hat. Das war er wohl. Mein letzter Tag auf diesem Planeten. Was wäre wenn ich kein Aids hätte? Würde ich dann lange leben? Oder dennoch eher sterben? Dann würde ich jetzt grade wahrscheinlich auf Welttournee sein und mit der Band Scrable spielen. Jeden Abend mit Jim und den Katzen telefonieren und ihnen sagen wie sehr ich sie vermisse. Ich würde das machen was ich immer machte. Musik. Viele Lieder waren nicht fertig geworden. Ich ärgerte mich darüber. Sie wären bestimmt Megahits geworden. Es war unvorstellbar die Welt jetzt schon allein zu lassen. Aber sich vorzustellen wie es ohne mich weitergehen würde, lenkte mich von dem Schmerz ab der deutlich schlimmer war als eine zerbrochene Bierflasche in meiner Hand. Ich dachte so lange darüber nach, bis ich merkte wie es dunkel wurde. Jim war bald im Zimmer und schloss schnell die Fenster. "Jim Darling... setz dich zu mir... Wo ist Dave?", fragte ich und sah Jim an welcher sich nun setzte. "Er ist jeden Moment hier oben." teilte er mir mit. Und ja. Er war im nächsten Moment bei mir. Auch Mary kam dazu weshalb ich wieder lächeln musste. So war es perfekt. Es waren wichtige Leute in meinem Leben an meiner Seite. Nicht alle, aber genug. "Mir fällt da noch was ein... Ich muss Brian noch was sagen" sagte ich leise. "Ich hol das Telefon", Jim wollte aufstehen. "Nein... bleib bei mir. Ihr könnt es ihm ausrichten", sagte ich ruhig. "Kannst du ihm das nicht einfach selber sagen?", hauchte Mary mit zerbrechlicher Stimme. "Er würde sauer sein, Darling" ich versuchte ein Grinsen doch meine Muskeln schmerzten. Dann dachte ich kurz nach. Was wollte  ich noch mal sagen? Ich überlegte weiter. Jetzt fiel es mir ein. "Ich habe seine VHS Kassette noch... schon seid 10 Jahren", ich hörte Jim lachen als ich dies zu Wort brachte. Er nahm meine Hand und strich sachte darüber. Ich lächelte ihn an. "Du hast Recht... es ist ein Happyend... ich meine... ich bin Zufrieden und... das Ende ist es auch.", meinte ich leise. "Ich liebe dich Freddie..." flüsterte er nur. Ich sah Mary noch einmal an und Schloss dann die Augen. Ich atmete einmal durch. Ich konnte wirklich atmen. Ohne dabei Schmerzen zu empfinden. Jetzt war es erneut die Bierflasche die mir in die Gedanken kam. Sie tat mehr weh als das hier. Ich spürte... nichts mehr.

Hi. Ich bin's!
Ich weiß dass Freddies Tod anders abgelaufen ist. Wenn ihr wissen wollt wie es war dann empfehle ich euch Mercury and Me. Wenn ihr Englisch nicht so gut versteht, kann ich euch das Ende gerne übersetzen

Love of my life-cant you see?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt