Prolog

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„Ist das Wasser kalt?“ Der Vater des kleinen Jungen krempelte sich die Hosenbeine hoch und zog sich die Schuhe aus.

Der Junge tappte neugierig näher ans Meer heran, die schäumenden Wellen schwappten ihm sanft entgegen, beinahe zärtlich und Sicherheit versprechend.

Mit großen Augen betrachtete er das klare Wasser, warf seinem Vater einen letzten fragenden Blick über die Schulter zu, wandte sich wieder dem Ozean entgegen und wagte schließlich den ersten Schritt.

Die Kälte kroch ihm die Haut entlang, aber der Kleine spürte es kaum.

Es zählte nur das prickelnde Gefühl rund um die Fußknöchel herum, das ihn mit plötzlicher Wärme erfüllte.

„Kalt?“, wiederholte der Vater seine Frage, und der Junge schüttelte langsam den Kopf.
Das Prickeln an seinen Füßen wurde stärker und stärker, entwickelte sich zu einem regelrechten Prasseln, und es kribbelte mittlerweile auch unter der Haut.

Der kleine Junge hatte das Gefühl, auch in seinem Kopf würde es pochen, ein klopfender Schmerz, der sich langsam ausbreitete.

Die Kälte des Wassers lähmte und der Junge merkte, wie der Boden allmählich zu beben begann.

Die Welt kam ins Schwanken - oder war es er selbst?

Ein unsicherer Blick in Richtung seines Vaters genügte, damit der Mann seine volle Aufmerksamkeit auf seinen Sohn lenkte, der mittlerweile tatsächlich um sein Gleichgewicht kämpfte.

Und auf einmal merkte er, wie alles schwer wurde, seine Kopfschmerzen sich verstärkten und die Kälte sich in seinem gesamten kleinen Körper ausbreitete.

„Lenny!“, war das Letzte, das er hörte.

Dann kippte der Boden weg.

SchattenjungeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt