Truth or Lies

Kummer

Wie immer verstand ich nur Bahnhof.

"Was meinst du damit?"

Ryder ging an mir vorbei und ließ sich auf die vermüllte Couch fallen, wobei er auf einen leeren Pizzakarton stieß.

Ich suchte mir einen Platz auf dem Sessel neben dran, über den achtlos einige Shirts geworfen worden waren.

Dabei stellte ich mir einfach vor die Shirts wären ganz frisch, damit ich mich entspannen konnte.

"Eigentlich darf ich ihm kaum böse sein, vielleicht hab ich es ja sogar verdient.", sprach Ryder jetzt mehr mit sich selbst, als mit mir.

"Wovon redest du da? Ryder? Kannst du mich bitte aufklären?" Verwirrt beobachtete ich ihn.

Schließlich lehnte er sich erschöpft zurück.

"Willst du eigentlich was Trinken?", erkundigte er sich auf einmal und machte schon Anstalten aufzustehen.

"Kaffee. Wir beide brauchen dringend Kaffee.", erwiderte ich und stand auf.

Da wir wohl kaum in ein Café gehen würden, in seinem Zustand, schmiss ich die Kaffeemaschine an, während er zwei Tassen aus dem Schrank holte.

"Mit Milch oder Zucker?", fragte er dann.

"Viel Milch bitte."

Wir richteten unsere Kaffees her, seiner war schwarz, und setzten uns wieder auf die Couch.

"So jetzt musst du mir aber endlich sagen, was passiert ist.", forderte ich ungeduldig und beobachtete ihn über den Rand meiner Tasse.

"Gut. Ich fange am besten von vorne an.", begann er und nahm einen Schluck von seinem Kaffee.

"Du weiß ja, dass Mollie und ich hier eingezogen sind. Ein paar Monate bevor wir uns verlobt haben." Bei dem Gedanken daran schluckte er.

"Jedenfalls hatte ich noch einige Sachen bei Kaylen, die ich nicht vorhatte zu holen, aber dann habe ich mir überlegt, das als Vorwand zu nutzen, um bei ihm vorbeizuschauen.

Zwischen uns steht nach wie vor einfach zu viel Mist. Es war mir wichtig, das endlich alles aus der Welt zu schaffen.

Als ich also dort ankam, hat er mir die Tür geöffnet und hatte nur Boxershorts an.

Das hab ich erst gar nicht bemerkt, weil ich schon so ablenkt mit den Gedanken an das war, was ich vorhatte zu sagen.

So habe ich davon geredet, dass alles doch lächerlich ist und es mir leid tut und wir Brüder sind. Blabla. Wobei er mich nur angestarrt hat.

Dann wurde ich unterbrochen von einer weiblichen Stimme.

Sehr melodisch und auch sehr bekannt."

An dem Punkt hatte ich leider schon eine grausame Vorahnung, was als nächstes kam.

Trotzdem betete ich innerlich für Ryder, dass ich falsch lag.

"Naja, sie kam in einem schwarzen Shirt und nur in einem schwarzen Shirt ins Wohnzimmer, um Kaylen zurück ins Bett zu holen.

Aber ich möchte nicht genauer ausführen, was Kaylen und Mollie zuvor gemeinsam in seinem Bett getrieben haben." 

Bei diesen Worten verzog er angewidert und verletzt zugleich das Gesicht.

Mir wurde heiß und ich traute meinen Ohren kaum. Mollie hatte Ryder betrogen. Mit Kaylen.

Der Schock saß tief und irgendwie konnte ich deshalb nicht mal reagieren.

Mein Kopf war wie leergefegt. Nichts, was ich hätte sagen können, würde irgendetwas ändern.

"Wow.", stieß ich schließlich aus. "Einfach wow."