18 | Abmachung?

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A I D E N

Als ich das nächste mal einen unbekannten Anruf erhalte, drücke ich ihn nicht wie sonst auch weg, sondern gehe ran und als wie erwartet Rafaels Stimme am anderen Ende der Leitung zu hören ist, bin ich alles andere als erleichtert, denn ich bin in alte Zeiten zurückversetzt und verspüre wieder diese altbekannte Wut, die ich mit diesem Kerl verbinde.

"Aiden, na sieh mal einer an. Du versteckst dich nicht mehr, dass freut mich.", reißt mich Rafaels Stimme aus meinen Gedanken und als ich nicht antworte, lacht er heiter. "Keine Sorge, ich verstehe, ich hab dir die Sprache verschlagen. Passiert öfter... Komm auf den Hinterhof, südlich des Hauses. Ich stehe bei dem großen Baum weiter hinten. Du kennst die Bedingungen."

Ehe ich die Chance habe, etwas einzuwerfen, legt er auf und ich atme tief durch. Ich muss mich zusammenreißen und das durchziehen. Egal was Rafael will, ich muss es tun, damit er mich dann ein für alle mal in Ruhe lässt. Denn wenn ich eines auf der Welt nicht will, dann ist es weiterhin ein Teil seiner Gang zu sein.

Während ich mich wieder durch das Wohnzimmer und durch all die tanzenden Menschen dränge, denke ich widerwillig an das komische Mädchen von vorhin zurück. Sie ist wirklich überall. Es reicht nicht nur, dass ich ihr im Supermarkt begegne, sie läuft mir auch noch vors Auto, taucht an Orten auf an denen ich mich zuvor noch nie befunden habe wie dieser Highschool und ist nun auch noch auf dieser Party.

Nenn es Zufall oder Schicksal, egal welches es von beidem ist, es nervt. Sie nervt, mit all ihren Stimmungsschwankungen und alles drum und dran.

Ich seufze, schüttle den Kopf und verwerfe die sinnlosen Gedanken, als ich die Glastür zum Garten aufschiebe. Ich laufe auf den Hinterhof und suche nach dem Baum, den ich recht schnell erblicke, um mich dann langsam auf ihn zu zubewegen. Wie es scheint, hält auch Rafael sein Wort ein, denn als ich um den Baum herum laufe, erblicke ich nur ihn allein, ganz ohne seine Leibwächter.

"Aiden", bemerkt Rafael lächelnd, doch der Blick in seinen leblosen Augen ist alles andere als freundlich. Ich erschaudere einwenig und komme nicht drumherum, zu bemerken, dass niemand untertreibt, wenn er behauptet, Rafael sei ein Monster. "Wie geht es dir? Ich meine, nach dieser Sache.... naja, du weißt schon..", fährt er fort und setzt dabei ein falsches mitfühlendes Gesicht auf, was meinen Puls zum rasen bringt.

Genau das ist sein Ziel. Er möchte mich provozieren. Und das schafft er. Und wie er es schafft.

Ich beiße die Zähne zusammen und balle meine Hände zu Fäusten, was Rafael nicht entgeht. Er lacht nur und hebt die Schultern, so, als würde er nicht genau das sehen wollen. "Hey, tut mir leid. Ich wusste nicht, dass es dir so nah geht.", schmunzelt Rafael, doch ich atme nur tief durch und zwinge mich dazu, nicht darauf einzugehen.

"Komm zum Punkt. Was willst du von mir, Rafael?", frage ich dann direkt.

Rafael zieht die Brauen in die Höhe und schweigt für einen Moment, ehe er sich in Bewegung setzt. Ich beobachte seine Schritte genau, während er langsam um mich herum läuft und mich dabei ebenso wachsam betrachtet. "Nicht so stürmisch. Ich dachte, wir wären sowas wie Brüder."

Ich schnaube spöttisch und halte mich nur noch schwer zurück. "Du weißt genau, dass wir alles andere sind als das. Also, sag schon, was willst du?"

Rafael hält in der Bewegung inne und lächelt wieder kalt. "Du tust mir einen Gefallen und du bist raus, so einfach ist es."

"Okay, was verlangst du?"

"Nur eine einfache Sache" Rafael sieht in den dunklen Himmel und lacht plötzlich, als würde er sich an seinen eigenen Gedanken erfreuen. Gott, dieser Typ ist krank, "Ich will, dass du Kyle beobachtest. Du spionierst ihn für mich aus und findest alles über ihn heraus. Seine Stärken, seine... Schwächen. Ich will alles wissen, mir egal, wie genau du das anstellst."

Sobald er zu Ende gesprochen hat und ich seine Worte halbwegs verdaut habe, werde ich stutzig. "Warum willst du, dass ich das tue? Ich dachte Kyle und du habt irgendeine nahe Bindung. Schließlich hätte kein anderer dich dazu kriegen können, jemanden aus der Gang treten zu lassen." Und das meine ich auch wirklich so. Anfangs war ich zwar noch stutzig, wie ein einfacher Highschool Junge mich aus dieser Situation kriegen will, doch nun weiß ich, dass mehr hinter ihm stecken muss.

Sonst würde Rafael nie wollen, dass ich ihm ihn ausliefere.

Rafael schmunzelt. "Sagen wir es mal so, ich muss ihn loswerden."

Einen Moment sehe ich ihn einfach nur an, ehe sich ein wissendes Lächeln auf meine Lippen schleicht. "Er hat dich in der Hand, stimmt's?"

Rafael sieht mich an und ich kann an seinem Blick feststellen, dass ich mit meiner Vermutung richtig liege. "Tust du es jetzt, oder nicht?"

Ich zögere. "Ich weiß nicht recht."

Rafael lacht erneut, dieses Mal ist es aber ganz klar ein böses Lachen. "Entweder du tust es, Aiden, oder du wirst mit den Konsequenzen leben müssen." Sein Blick verändert sich plötzlich und da ist wieder dieser Überlegene Ausdruck in seinen Augen, "Das hätte deine kleine Freundin sicher nicht gewollt..."

Das Blut in meinen Adern gefriert und für einen Moment fühle ich mich, als würde mein Herz stillstehen. Eine enorme Emotion zuckt durch meinen Körper und ich bin plötzlich wieder außer Kontrolle. "Du elender Mistkerl..."

Rafael grinst schief. "Ist das etwa ein ja?"

Ich mahle mit dem Kiefer und drehe mich um, ehe ich zum gehen ansetzte. "Ich hoffe du brichst dir beide Beine."

Ich höre Rafael im Hintergrund schnauben. "Ich melde mich in einpaar Tagen bei dir und erwarte Fortschritte. Ich hoffe du bist dir dem Ernst der Lage bewusst, Aiden!", ruft er dann noch, doch ich drehe mich nicht mehr zu ihm um.

Denn er selbst wusste, dass ich keine andere Wahl habe.

Er selbst hat es besiegelt.

Entweder ich tue was er verlangt, oder das war's mit mir.





A/N:

Ein unerwartet entstandenes Kapitel, ich hoffe, ihr seht irgendetwas darin.

Wie gefällt euch die Geschichte bisher?

Habt ihr Bock, dass das nächste Kapitel morgen schon kommt?

Wir lesen uns,

ciao🖤

One Last ChanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt