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Drei volle Becher, fünf Lieder und unzählige Küsse später, fand ich mich kotzend über einen Busch gelehnt wieder. Es war kalt, mein Körper zitterte und als so alles aus mir glitt, fühlte es sich so an, als würde es auch mein Leben tun. Alles drehte sich und mein Körper krampfte nur so vor sich hin. Ich hatte mich noch nie so schlecht gefühlt.

„Mr Tanaka, Sie hatten wohl zu viel." seine tiefen Worte vermischten sich gespenstisch mit der kalten Luft und ich spürte seine viel zu große Hand an meiner Schulter. Es fühlte sich gut an, er fühlte sich gut an. Er half mir dabei, nicht zu verschwimmen, zu zerfließen und ineinander zu fallen und erst jetzt bemerkte ich, dass alles zu viel wurde. Zu viel Stress und Probleme, Druck und Verzweiflung sprudelten in mir und versuchten mich aufzufressen und mitzuziehen in einen dunklen, unergründlichen Schatten, doch er war mein Licht, was mich gerade davor bewahrte. „Was bist du?" nuschelte ich unverständlich und wischte mir grinsend über den Mund. „Und warum konntest du nicht schon vorher erscheinen? Warum erst jetzt?" Ich kniff meine Augen fest zusammen. Ich kannte ihn nicht, er war ein fremder für mich, und doch gab er mir gerade halt und Sicherheit, wie niemand anderes in meinem Leben.

Ein brennend heißer Stich bohrte sich durch mein Herz, als mich die schmerzliche Erkenntnis traf: ich war zuvor in Einsamkeit versunken. Dachte ich mir verwirrt. „Jules?" ich drehte mich zitternd um, erblickte seine grünen Augen, die mich lieblich musterten. Es fühlte sich wie zu Hause an. „Ja?" mein Blut rauschte mir warm und laut in meinen Ohren und ich krallte mich in seine dünne Jacke. Ich wollte ihm alles sagen, wollte mich an ihn drücken und am besten nie wieder loslassen.

Du bist unglaublich.
So etwas habe ich noch nie gespürt.
Du fühlst dich wie endlich angekommen sein an.
Ohne dich fühle ich mich allein.

Und obwohl mir all' das durch meinen Kopf ging, hielt ich kurz inne und versteifte mich. „Ich bin nicht schwul." Seine finsteren Haare spielten mit dem kalten Wind und er nickte bedächtig. Die Zeit hielt an und Gänsehaut suchte meinen Körper heim. Er ergriff meine Hände und nahm sie in seine. Das erste mal fühlte ich mich geborgen. Und eine beißende Sehnsucht klammerte sich an mein düsteres Inneres.

𝟐 𝐀𝐌 || [boyxboy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt