3. Prince Charming

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Lena wusste nicht was mit ihr los war. Ihre Gedanken kreisten um diesen einen Jungen. Es kribbelte in ihrem Bauch, sobald sie an sein Lächeln dachte. Und an seine Augen. Er hatte so wunderschöne Augen. Quatsch, versuchte Lena sich rauszureden, du kennst ihn nicht und du hast noch nie ein Wort mit ihm gesprochen. Sie wartete ungeduldig auf den nächsten Tag, dann würde sie ihn vielleicht wiedersehen. Gleichzeitig hatte sie ein schlechtes Gewissen. Was wenn es doch Shellys Freund war? Sie würde sie morgen sofort fragen.

So schnell wie an diesem Tag war Lena noch nie in der Mensa gewesen. Sie war die erste und damit auch die einzige. Sie hätte überall sitzen können, ging aber zu dem Tisch, wo sie gestern auch mit Shelly saß. Nach und nach füllte sich die Mensa. Nach einiger Zeit stand auch Shelly in der Tür. Sie winkte freudig. Als sie gerade zu Lena gehen wollte, fiel ihr plötzlich etwas vor die Füße. Jemand hat einen Pudding nach Shelly geworfen. Diesem folgten Schimpfwörter. Shelly sah sich hilflos um. Ohne nachzudenken sprang Lena auf und lief zu Shelly. „Lass sie ihn Ruhe!", schrie sie den Jungen an, der für den Ärger verantwortlich war. Shelly sah sie mit großen Augen an. Auch der Rest der Mensa sah zu ihr. Lena legte einen Arm um ihre Freundin und sagte „Komm mit Shelly". Die Stimmung normalisierte sich schnell wieder, so interessant war es wohl doch nicht gewesen. Als Shelly und Lena sich setzen wollten, griff Shelly nach ihrem Handy und fing an zu tippen.
„Solche Idioten", regte sich Lena auf.
„Danke", sagte Shellys Computerstimme darauf.
„Kein Problem. Lass dir von denen nichts sagen!", Lena lächelte. Shelly lächelte zurück.
Plötzlich bemerkte Lena jemand hinter ihrem Rücken. Sie hoffte, es war nicht der Spinner von eben. Ehe sie sich umdrehen konnte fing der Jemand an zu reden: „Danke, dass du meiner Schwester geholfen hast. Das war sehr mutig von dir."
Lena sah hoch. Es war er. Dieser Junge an den sie die ganze Nacht denken musste. Sie bekam kein Wort heraus, sie konnte ihn einfach nur anstarren. Nach einiger Zeit kniff sie die Augen zusammen und sah nach unten.
„Ist doch selbstverständlich.", brachte sie heraus. Sie sollte den Augenkontakt vermeiden, das Starren wäre auf Dauer wahrscheinlich gruselig. Aber er sagte Schwester? Puh, zum Glück war er nicht Shellys Freund, dachte sich Lena. Sie sah zu Shelly, die immer noch lächelte.
„Oh, Verzeihung. Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt", fing der Junge an, „Ich bin Roman Godfrey".
Lena konnte nicht anders, sie musste ihn Ansehen. Alles andere wäre auch unhöflich gewesen.
„Lena, freut mich", sie klang böser als sie klingen wollte. Doch alles in ihr spielte gerade verrückt.
„Die Freude ist ganz meiner Seits, Lena. Klingt europäisch", Roman lächelte sie an. Bilde dir nichts drauf ein, er will nur höflich sein, versuchte Lena sich einzureden.
„Deutsch, um genau zu sein", antwortete sie und lächelte. Dann drehte sie sich zu Shelly. „Ich muss noch mal ins Sekretäriat. Sehen wir uns morgen?". Shelly schaute plötzlich trauriger. „Sie hat morgen einen Arzttermin. Sie wird nicht kommen", sagte Roman anstelle seiner Schwester. „Oh, na dann bis Donnerstag.", sagte Lena. Sie war etwas enttäuscht. Sie und Shelly verstanden sich wirklich gut. „Tschüss, Roman.", sagte sie noch und warf ihm einen tiefen Blick zu, diesmal ohne zu starren. Sie bildete sich ein, er sei etwas rot geworden.
Er sah ihr nach. Als sie weg war sah er zu Shelly, die ihn böse ansah. „Was?", fragte er überrascht. Wild begann Shelly auf ihrem Handy rumzutippen. „Ich bin mit ihr befreundet. Ich will nicht, dass du ihr das Herz brichst, wie allen anderen, und sie dann nichts mehr von mir wissen will.", sprach ihr Mini-Computer. Roman schaute ernst zu Boden. „Ich weiß Shelly. Aber sie ist nicht wie die anderen. Ich habe sie schon gestern gesehen. Sie hat irgendwas besonderes an sich.", er sah seine Schwester verwirrt an. Ihr Blick wurde sanfter. Sie nahm seine Hand und lächelte.

Roman GodfreyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt