Rückblick im Untergrund

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Ich liege immernoch im Bett und starre an die Decke. Mike ist wieder auf dem Stuhl eingeschlafen.
//Was soll ich jetzt gross machen? Liegen bleiben ist mir zu blöd.//
Mein Blick wandert durch das noch dunkle Zimmer und bleibt beim Flügel hängen.
//Nein. Ich will Mike nicht wecken. Ausserdem ist es mitten in der Nacht.//
Genervt verdrehe ich die Augen.
//Mir bleibt wohl nichts anderes übrig.//
Ich stehe leise auf und gehe in mein Büro. Auf meinem Schreibtisch ist wieder ein kleiner Stapel mit Dokumenten.
//Ich bin nicht totkrank. Etwas Arbeit tut gut.//
Ich zünde ein paar Kerzen und den Kamin an, damit ich wieder Licht habe und auch Wärme. Ich setzte mich an den Tisch und ordne die Dokumente als erstes. Immer wieder muss ich husten und hoffe, dass ich Mike nicht wecke.
//Tsk... warum... mache ich mir überhaupt so viele Sorgen um Mike? Anfangs hasste ich ihn doch noch!//
Ich schaue auf das Dokument vor mir.
//Ja... anfangs konnte ich ihn nicht leiden...//
Ich drehe meinen Kopf und schaue zum Mond. Ein kleines Lächeln huscht über meine Lippen, während ich langsam beginne in Erinnerungen zu schwelgen.

Rückblick im Untergrund
Levi, Isabell, Farlan und ich sind gerade unterwegs im Untergrund. Wir hatten einen langen Tag und wollen nur noch nach Hause. Ich schaue mich immer wieder um.
„Hey, Luzia, warum bist du so nervös?"
Fragt Farlan mich. Ich schaue ihn genervt an.
„Ich bin nicht nervös Farlan. Ich habe ein schlechtes Gefühl..."
„Mach dir doch keine Sorgen, Schwesterchen! Das meinst du doch nur!"
Ruft Isabell fröhlich.
„Tsk. Wie oft hab ich dir schon gesag, dass du mich nicht so nennen sollst Isabell?"
Ich schaue sie mit meinem Wenn-Blicke-Töten-Könnten Blick an und sie zuckt etwas zusammen und schaut weg.
„Levi kann ich immer Bruder nennen. Er sagt nie was."
Schmollt sie. Ich verdrehe genervt die Augen.
„Erstens bin ich nicht Levi, zweitens bin ich nicht dein Schwesterchen oder deine Schwester."
Farlan seufzt.
„Streitet euch nicht. Isabell, du weisst, dass Luzia nicht gerne Schwester genannt wird. Besonders nicht Schwesterchen, da sie auch die Älteste unserer Truppe ist."
Farlan sieht Isabell streng an. Nun meldet sich Levi auch zu Wort.
„Macht keinen Aufstand deswegen. Es ist kein Weltuntergang. Und Luzia, was genau bereitet dir Sorgen?"
Er sieht mich an.
„Das."
Ich zeige auf einen Mann vor der Treppe zu unserem Haus. Er hat einen schicken Anzug an und graue Haare. Er kommt eindeutig von der Oberfläche.
//Ich vermute er kommt sogar aus einer Stadt hinter Mauer Sina. Womöglich sogar aus der Hauptstadt.//
Ich schaue den Mann gereizt an.
„Hey, was wollen Sie hier?"
Frage ich den Mann. Er sieht uns an.
„Ich wollte zu euch vieren."
Antwortet er. Farlan lacht.
„Sie wissen, dass Sie hier nichts kaufen können oder?"
„Ja. Ich habe einen Auftrag."
Entgegnet der Mann.
„Gehen Sie nach Hause an die Oberfläche. Wir haben kein Interesse."
Zischt Levi und drängelt sich an dem Mann vorbei zur Treppe. Kurz bevor er die Tür erreicht redet der Mann wieder.
„Ich habe allerdings schon eine Kaution bezahlt."
Nun bleiben wir alle vier wieder stehen und sehen zu dem Mann. Ich bin leicht gereizt und laufe auf den Mann zu.
„Ach ja? Und wieso stehen wir hier mit leeren Händen hm?"
„Nun, die Kaution ist nicht direkt für euch, sondern für ihn."
Er zeigt nach hinten. Ein paar Männer tragen Jan, einen guten Freund, in eine Kutsche. Farlan reisst die Augen überrascht auf.
„Jan!"
„Seine Beine sind in einem sehr kritischen Zustand und können nur noch in einem Krankenhaus an der Oberfläche behandelt werden. Wir bringen ihn dort hin. Das ist aber nur ein Minimaler Teil der Zahlung."
Ich hebe misstrauisch eine Augenbraue.
„Ach ja? Ihr tut das also einfach in der Hoffnung, dass wir euch helfen ja?"
Der Mann sieht mich an.
„Ich weiss, dass ihr keine Wahl habt. Ich bringe euch zum Auftragsgeber. Der erklärt euch das Ganze."
Farlan und Isabell sehen Levi fragend an.
„Levi? Sollen wir?"
Fragt Farlan. Levi sieht zu mir runter.
„Ich denke es ist ein Risiko wert. Allerdings will ich sehen, was Luzia dazu sagt."
Antwortet Levi mit verschränkten Armen. Ich schaue immernoch den Mann an.
„Also gut. Wir reden einmal mit dem Auftragsgeber. Unter einer Bedingung."
Der Mann sieht mich nun leicht interessiert an.
„Und die wäre?"
Fragt er.
„Ich will jetzt und hier seinen Namen wissen."
Der Mann sieht mich an.
„Lobov."
Sagt er ganz leise. Ich bin mir sicher, dass nur ich es hören konnte.
„Aha. Nun gut. Dann bring uns zu diesem Herren, der sich offensichtlich zu fein war uns selbst aufzusuchen."
Ich verschränke die Arme und der Mann dreht sich um.
„Folgt mir bitte."
Er geht zu den Treppen nach oben. Zur Oberfläche. Ich bleibe kurz stehen und sehe den Mann an.
„Tsk. Jetzt also noch hoch hm? Und das ist sicher keine Falle?"
Frage ich den Mann. Man hört meine Missachtung gut aus meiner Stimme heraus. Der Mann sieht mich an.
„Sie wissen, dass es uns nichts bringen würde. Ausserdem braucht der Auftragsgeber eure Fähigkeiten."
Antwortet der Mann ruhig. Ich schaue zu Levi, Farlan und Isabell und nicke, um zu signalisieren, dass wir ihm folgen, aber vorsichtig sein sollen. Alle drei nicken zurück und wir setzten uns wieder in Bewegung und folgen dem Mann. Als wir um die Ecke gehen scheint uns die Sonne ins Gesicht. Jedoch sticht mir die Kutsche eher ins Gesicht. Ich erkenne die Sillhouette von einem Mann, welcher in der Kutsche sitzt, jedoch nicht das Gesicht. Mein Blick verfinstert sich.
„Sie sind also dieses grosse Arschloch, dass uns einfach mal hier her zitiert und uns den Auftrag gibt hm?"
Der Mann in der Kutsche ignoriert meine Worte gekonnt.
„Ich habe euch herbestellt, weil ich einen Auftrag für euch habe."
Der Mann erklärt uns den Auftrag.
„Und was haben wir davon?"
Fragt Levi. Der Auftragsgeber sieht uns an.
„Ihr bekommt das Privileg an der Oberfläche leben zu dürfen. Hier in dieser Stadt."
Levi sieht ihn überrascht an.
„Und selbst wenn ihr ablehnt, das Ziel wird Kontakt mit euch aufnehmen. Also denkt gut nach."
Ich knirsche leicht mit den Zähnen.
„Los. Wir gehen. Sie werden merken, wie wir uns entschieden haben."
Sage ich genervt. Der Auftragsgeber lächelt etwas und zieht ab. Ich drehe mich um und gehe nach unten.
„Tsk. Was für ein Mistkerl!"
Sage ich.
„Wer war das denn überhaupt?"
Fragt Isabell uns. Levi und Farlan zucken mit den Schultern.
„Dieser alte Mann war Nicolas Lobov. Ein sehr einflussreicher Mann. Allerdings warum er genau uns den Auftrag gibt... weiss ich nicht genau. Wahrscheinlich hofft er, dass er uns ködern kann und wir zuverlässig den Auftrag erledigen."
Entgegne ich aus Isabell's Frage. Farlan sieht mich an.
„Woher weisst du das so genau Luzia?"
„Ich weiss es einfach."
Ich schaue nochmals kurz nach oben.
„Leute... macht mir einen Gefallen und geht schon voraus. Ich will noch etwas überprüfen."
Levi sieht mich fragend an.
„An der Oberfläche? Und dass soll gut ausgehen? Hast du dir das gut überlegt?"
Fragt er mich. Ich schüttle den Kopf.
„Nein. Ich habe den Entschluss gerade eben gefasst. Allerdings bin ich schnell wieder zurück."
Farlan sieht mich geschockt an.
„Luzia! Das könnte böse enden!"
„Nein. Habt Vertrauen in mich. Bis am Abend bin ich spätestens zurück also macht euch keine Sorgen."
Ich gehe wieder nach oben. Levi will mir folgen, weshalb ich stehen bleibe.
„Levi, du gehst auch wieder nach Hause!"
Befehle ich Levi. Dieser sieht mich an.
„Und was wenn du erwischt wirst? Denk daran, dass du die 3-D Manöver Ausrüstung nicht trägst!"
„Tsk."
Ich hole ein verstecktes Messer hervor.
„Glaubst du ich gehe je ohne das raus? Ausserdem mache ich nichts illegales. Immerhin wurde ein kurzer Aufenthalt an der Oberfläche bezahlt. Und bis jetzt haben wir den Untergrund offiziell nicht verlassen."
Levi nickt.
„Wenn du bis am Abend nicht zurück bist, komme ich dich irgendwie suchen!"
Ich nicke.
„Keine Sorge. Bis dann werde ich längst zurück sein."
Mit diesen Worten verlasse ich die Gruppe und gehe raus. Mein Messer habe ich wieder unter meinem Oberteil versteckt. Offen laufe ich den Strassen entlang. Viele Leute sehen mich an. Allerdings nicht, weil man mir ansieht, dass ich aus dem Untergrund komme. Es ist mehr, weil ich einen düsteren Blick habe und so ziemlich die einzige Frau bin, welche kein Kleid trägt.
//Wie nervig die Leute doch sind!//
Genervt laufe ich die Strassen entlang und gehe gezielt zum Krankenhaus. Dort angekommen erkundige ich mich nach Jan. Ich erfahre, dass er tatsächlich ins Krankenhaus eingeliefert wurde und behandelt wird, bis es ihm wieder gut geht.
Danach gehe ich wieder weiter durch die Stadt. Dieses Mal um mich wegen Lobov zu erkundigen. Ich bekomme einige Interessante Informationen heraus. Als ich auf dem Rückweg bin, kommt mir ein Soldat entgegen. Allerdings sehe ich durch das Wappen auf seiner Jacke, dass es kein Militärspolizist, sondern ein Aufklärer ist. Dieser hat eine ziemlich grosse Nase, blonde Haare und einen kleinen Bart. Er sieht mich genau an, während er mir entgegen kommt. Kurz bevor wir passieren, versperrt er mir den Weg.
„Sie sehen anderst aus als die Frauen hier."
Sagt er mir. Ich hebe genervt eine Augenbraue.
„Tsk. Begrüssen Sie so Leute, die Sie zum ersten Mal sehen?"
Frage ich genervt. Anstatt mir zu antworten schnuppert er an mir.
„Nüsse... Wald... hm... interessanter Geruch. Den habe ich noch nie gerochen."
Ich schüttle genervt den Kopf und will weiter laufen, als er mich am Arm packt. Meine linke Hand wandert sofort in die Richtung von meinem Messer.
„Was soll das??"
Ich schaue ihn wütend an.
„Woher kommen Sie?"
„Das geht dich einen Scheiss an! Und jetzt lass mich los! Du wirst es sonst bereuen!"
Meine Hand bewegt sich immer weiter zu meinem Messer, bis ich den Griff in der Hand halte. Der Mann sieht mich an.
„Sie sind ganz schön aggressiv, wissen Sie das?"
„Ich werde auch nicht gerne von Fremden gepackt! Dort wo ich herkomme ist das normalerweise gar kein gutes Zeichen!"
Zische ich ihn an. Der Mann grinst etwas und lässt mich los. Ich schaue ihn wütend an, meine Hand immernoch um den Messergriff. Langsam entferne ich mich von ihm.
„Du hast echt Nerven."
Er grinst nur weiter.
„Vom Untergrund richtig?"
Fragt er. Ich weite meine Augen.
„Was?"
Ich schaue ihm direkt in die Augen.
„Ich habe wohl ins Schwarze getroffen was?"
Ich balle meine Hände zu Fäusten.
„Und wenn schon. Ich habe den Durchgang bezahlt. Ich habe ein Recht für einige Stunden hier zu bleiben! Ausserdem wollte ich grad wieder runter gehen. Mach also keinen Aufstand!"
Der Mann lacht. Er lacht laut. Das bringt mein Blut zum kochen.
„Halt deine Fresse!"
Schreie ich ihn an. Der Mann sieht mich immernoch an und lacht etwas.
„Du willst Freiwillig wieder dort hin? Warum warst du dann überhaupt hier?"
Fragt er mich.
„Ja. Ich gehe wieder zurück. Ich war hier nur einen Freund besuchen. Also sei still du Mistkerl!"
Ich ziehe mein Messer hervor.
„Lass mich einfach in Ruhe du Bastard!"
Ich richte mein Messer auf den Mann, dieser sieht mich an.
//Sie ist aggressiv, aber scheint die Wahrheit zu sagen.//
„Beruhige dich. Geh doch dann wieder zurück. Mir ist es egal, was du tust, solange du mich nicht abstichst oder illegal hier bleibst."
„Tsk."
Ich verstaue mein Messer und gehe wieder weiter. Ich schaue zurück und sehe, dass der Mann seinen Weg auch wieder fortsetzt.
//Was für ein gottverdammter Idiot!//
Als ich bei der Treppe nach unten ankomme, sehe ich mich nochmal rasch um. Ein paar Einwohner sehen mich an und flüstern. Sie scheinen mich zu verachten. Ich schüttle genervt den Kopf und gehe wieder runter. Danach gehe ich schnell wieder zu unserem Haus. Levi und Farlan sitzen am Tisch und sehen mivh an, als ich die Tür laut aufmache und wieder ins Schloss fallen lasse.
„Es scheint wohl nicht gut gelaufen zu sein."
Bemerkt Levi.
„Tsk. Ein dämlicher Aufklärer ist mir begegnet und ist mir auf den Senkel gegangen. Ansonsten verliefs nach Plan. Jan ist tatsächlich im Krankenhaus und auch der Auftragsgeber... ist genau wie ich gesagt habe Nikolas Lobov. Ich habe noch ein paar Informationen. Falls die Leute morgen tatsächlich auftauchen sollen, dann starten wir den Auftrag. Aber..."
Ich mache eine kurze Pause und schmeisse das Messer in die Tür meines Zimmers.
„Wir werden diesem Lobov die Dokumente nicht einfach aushändigen. Ich traue ihm nicht. Wir werden die Dokumente nutzen um ihn zu erpressen."
Ich schaue beide ernst an.
„Das halte ich für die beste Lösung."
Farlan nickt.
„Ich verstehe. Ich hätte auch ein Plan."
Farlan erklärt mir und Levi den Plan, danach verschwinde ich in meinem Zimmer. Vorher nehme ich noch das Messer wieder aus der Tür. Im Zimmer angekommen schmeisse ich mich aufs Bett.
//Was war das eigentlich für ein komischer Typ vom Aufkärungstrupp? Und warum hat der an mir gerochen?//
Ich schüttle den Kopf.
//Egal. Mal sehen, was morgen alles passiert.//
Irgendwann mitten in der Nacht schlafe ich ein.

Tote kommen zurück (Attack on Titan)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt