Der Gerichtsprozess

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Es dauert noch lange Zeit, bis endlich wieder jemand zur Zelle kommt. Es ist ein Aufklährer, welcher an der Zellentür steht und zu mir sieht.
„Luzia Danchō... ich... muss Ihnen Bericht erstatten... einige unserer Soldaten werden vermisst."
Er schluckt leer. Ich stehe auf und gehe zur Zellentür.
„Red weiter. Wer fehlt alles?"
Ich schaue ihn streng an.
„Es fehlen... Levi Heichō, Mike Buntaichō, Erwin Danchō..."
Er macht eine kurze Pause und zählt weitere Namen auf. Alles Namen, welche auf der Liste standen, die ich Levi gegeben habe.
„Also, jetzt beruhigst du dich erst Mal. Diese Soldaten sind nicht verschwunden."
Ich werde leiser.
„Sie haben sich auf meinen Befehl hin zurück gezogen. Sie sorgen dafür, dass Erwin nicht von der Militärspolizei geschnappt wird."
Der Aufklährer sieht mich leicht überrascht an.
„Das heisst Sie..."
„Ich nehme die ganze Schande auf mich."
Der Aufklährer sieht mich beeindruckt an.
„Das... ist echt unglaublich."
„Tsk. Anderst als bei manchen ist es mir egal, wenn ich sterbe oder in den Untergrund geworfen werde. Mir macht das nichts aus."
Antworte ich emotionslos. Der Aufklährer nickt.
„Verstehe... ich... muss dann auch wieder los. Wir dürfen nicht zu lange bei Ihnen sein. Tut mir leid."
„Gut. Macht einfach weiter wie bisher. Verhaltet euch normal."
„Verstanden!"
Der Aufklährer salutiert und geht danach wieder.
Nach einigen Stunden kommt wieder Marlo. Er bringt Handschellen mit.
„Sie müssen leider mitkommen. Die Gerichtsverhandlung beginnt."
Ich stehe auf und geher zur Zellentür. Ich strecke Marlo meine Handgelenke hin.
„Tsk. Na los. Dann hab ich's wenigstens schnell hinter mir."
Sage ich ihm genervt. Er legt mir die Handschellen an und führt mich aus der Zelle, hoch zum Gerichtssaal. Auf dem ganzen Weg wurde kein einziges Wort gesprochen. Erst als Marlo eine grosse Holztür aufmacht.
„Viel Glück Luzia Danchō."
Wünscht er mir.
„Tsk. Das sehen wir noch."
Mit diesen Worten betrete ich den Gerichtssaal. Links sind alle von der Mauergarnission und rechts die von der Militärspolizei. Es stehen links auch vereinzelt Personen des Aufklährungstrupps da. Allerdings nur wenige. Und vor mir auf einem Podest... steht Generalissimo Darius Zackley. Er sieht zu mir hinunter. Auch alle anderen Personen sehen mich an. Zackley zeigt auf den Boden, kurz vor dem Pfahl an welchem auch Eren war.
„Setzen Sie sich doch Luzia."
Sagt er zu mir. Ich schaue ihn genervt an.
„Ich steh lieber. Ich bin nicht scharf auf den dreckigen Boden zu sitzen."
Entgegne ich genervt, was ein Murmeln unter den Soldaten auslöst. Zackley klopft auf den Tisch.
„Ruhe!"
Er wendet sich wieder mir zu.
„Nun, wenn Sie nicht wollen, dann ist das Ihre Sache. Solange Sie nicht wegrennen."
Ich hebe eine Augenbraue.
„Wegrennen? Mit meinen Verletzungen? In meiner Situation? Tsk, ich frage mich für wie bescheuert ihr mich alle haltet."
„Werd nicht frech Luzia."
Sagt Pixis von der Seite.
„Hah, was erwarten wir von jemandem der aus dem Untergrund kommt? Manieren? Ordnung? Sauberkeit? Das sind doch Fremdwörter für die!"
Ruft ein Militärspolizist dazwischen.
Ich verdrehe genervt das Auge und schaue zu ihm.
„Man erwartet das nicht von einem Verbrecher, aber von einem Kommandanten des Aufklährungstrupps. Genauso wie Beherrschung, was dir wohl fehlt."
Entgegne ich. Erneut bricht der ganze Saal in Gemurmel aus und Zackley muss erneut alle bitten zu schweigen.
„Nun, Luzia Danchō, ich habe einige Fragen an Sie."
Beginnt Zackley. Ich widme ihm wieder meine Aufmerksamkeit.
„Stimmt es, dass Sie die Verantwortung auf der letzten Mission, auf welcher Sie Berthold Fubar und Reiner Braun fangen wollten, getragen haben?"
„Ja."
Antworte ich knapp. Das Letzte worauf ich jetzt Lust habe ist diese Fragen zu beantworten. Sie müssen sich halt zufrieden geben, mit dem was sie bekommen.
„Gut, ihre Aktionen und Befehle haben vielen Soldaten das Leben gekostet. Soldaten aus allen Regimenten. Was sagen Sie dazu?"
„Tsk, der Befehl lautete besiegt die Titanen. Um Reiner Braun und Berthold Fubar habe ich mich höchst persönlich gekümmert. Zusammen mit Erwin Danchō. Die meisten Soldaten die dabei gestorben sind waren die der Militärspolizei. Für mich zeigt das, dass sie nur auf ihren faulen Ärschen rumsitzen und alles, was sie im Training gelernt haben, bereits wieder vergessen haben. Sie haben Fehler gemacht, die nicht einmal unsere Rekruten tun."
Antworte ich genervt.
„Soll das etwa heissen meine Leute wären unfähig?"
Fragt mich Nile wütend. Ich schaue ihn mit einem eiskalten Blick an.
„Ja. Genau das soll es heissen Nile."
Ich schaue ihm direkt in die Augen.
„Sie konnten nicht ihre Arbeit erledigen. Das weiss ich aus eigener Erfahrung. Sie konnten weder Kenny the Ripper, noch mich und meine Truppe festnehmen. Auch beim Murderer of No Regrets damals hatten sie keine Chance. Zugegeben, dass ich das war. Aber selbst jetzt, bei der Mission, sie konnten die Titanen nicht töten. Nur ein paar wenige waren dazu fähig und stehen jetzt hier. Sie wissen auch, was es heisst gegen Titanen kämpfen und sie haben sich ein Lob verdient. Das steht ausser Frage. Aber, wenn man bedenkt, dass man in der Trainingszeit lernt gegen Titanen zu kämpfen und man einer der zehn Besten sein muss um überhaupt in die Militärspolizei zu kommen, dann merkt man, dass da sehr viele Flaschen in der Militärspolizei sind."
Nile und auch die anderen Soldaten sehen mich entsetzt an.
„Was soll das heissen?"
Fragt Nile mich wütend.
„Es soll heissen, dass ihr eure Arbeit nicht tut!"
Antworte ich wütend. Zackley schlägt einmal auf den Tisch.
„Jetzt ist aber Ruhe! Luzia Danchō! Als Kommandantin des Aufklährungstrupps sollten Sie wissen, dass die Militärspolizei auch nicht täglich mit den Titanen zu tun hat wie ihr. Sie haben nie die selbe Erfahrung, deshalb gab es auf deren Seite auch mehr Tote. Das sollte Ihnen bewusst sein."
„Tsk, Titanen töten gehört zur Grundausbildung soweit ich weiss."
Nile sieht mich verhasst an.
„Das kannst du gar nicht wissen! Schliesslich warst du nie in der Trainingseinheit!"
Schreit er mir wütend zu. Ich verdrehe mein Auge und höre erneutes Getuschel.
„Was meint Nile damit? Sie soll nicht in einer Trainingseinheit gewesen sein?"
„Aber wie hätte sie denn Kommandantin werden sollen oder ins Militär kommen, so ganz ohne Ausbildung?"
Ich räuspere mich.
„Generalissimo, da ich gerade ziemlich viel Getuschel und Fragen höre, warum ich nicht einer Trainingseinheit zugehörig war, werde ich noch etwas über meine Herkunft klarstellen."
Der Generalissimo nickt.
„Tun Sie das Luzia."
Ich schaue mich kurz im Saal um und sehe plötzlich Kenny in einer Ecke stehen. Er sieht mir direkt in die Augen und grinst mit seinem typischen Kenny Grinsen. Selbst ich bekomme ein schelmisches Grinsen.
„Also, wie ihr wisst, war ich nie in einer Trainingseinheit. Bis ich zum Aufklährungstrupp ging war ich gar nicht im Militär. Es war eher das komplette Gegenteil. Ich wuchs zusammen mit Levi Heichō im Untergrund auf, was einigen bekannt sein sollte. Wir waren Verbrecher im Untergrund. Mörder, das waren wir. Gelernt haben wir dies von einem gewissen Kenny the Ripper, oder auch Kenny Ackerman. Wir haben einen sehr ähnlichen Werdegang. Auch ich war gefürchtet im Untergrund. Jeder hatte Angst vor mir, schliesslich wusste jeder, dass ich eine eiskalte Mörderin war. Erst als uns Erwin Smith aus dem Untergrund geholt hat, haben wir für das Militär gedient. Vorher habt ihr uns gejagt."
Erzähle ich. Wieder bricht Gemurmel aus.
„Deshalb sollten wir dich erst recht töten! Du bist grausam und gefühlskalt! Du kommst aus dem Untergrund und bist eine Mörderin! Darum sollst-"
„Und was ist mit Kenny?"
Frage ich Nile, welchen ich unterbrochen habe.
„Warum ist dann jetzt Kenny im ersten Zweig der Militärspolizei? Wenn ihr doch so Angst vor mir habt, weil ich aus dem Untergrund komme und eine Mörderin bin, dann müsstet ihr Kenny doch genauso fürchten. Tut ihr aber nicht."
Nile weicht meinem Blick aus. Ich schüttle genervt den Kopf und schaue Zackley an.
„Ich bin jetzt ganz ehrlich. Ich habe keine Lust, dass andere in meiner Vergangenheit rumstochern und das hier vorlegen, nur um mir eins auszuwischen. All das, was hier gerade besprochen wurde hatte nur wenig mit dem eigentlichen Thema der Verhandlung zu tun. Und wenn man weiterhin vor hat, wegen Mangel an Argumenten, in meiner Vergangenheit rumzustochern, dann bitte, setzt mich wieder in meine Zelle und holt mich wieder, wenn ihr mich erhängen oder erschiessen wollt."
Das werfe ich dem Generalissimo mit einem eiskalten Blick und einer leicht genervten, aber ruhigen Stimme an den Kopf. Der Generalissimo denkt nach.
„Sie haben Recht Luzia Danchō. Ich bitte alle Anwesenden den Fall nicht aus den Augen zu verlieren und nicht mehr über Ihre Vergangenheit Ihrer Herkunft anzusprechen. Danke."
Die anderen höheren Tiere des Militärs nicken. Nile beginnt wieder zu sprechen.
„Luzia Danchō, Sie sagten vorhin, dass die Soldaten der Militärspolizei Flaschen wären, wieso überprüfen wir das nicht? Wie wäre es, wenn Sie gegen meine besten Soldaten kämpfen? Im Nahkampf dürften wir wohl stärker sein als ihr."
Sagt Nile selbstsicher. Ich zucke nur mit den Schultern.
„Von mir aus gerne. Willst du den Kampf denn mit Waffen oder ohne ausführen?"
Nile grinst.
„Alle Waffen, welche du gerade bei dir hast und an deinem Körper trägst sind erlaubt."
Ich senke den Kopf leicht und grinse wieder schelmisch. Ich schaue Nile an.
„Gerne, wenn ihr mir die Handschellen ab macht, dann können wir das tun."
Mein Blick wandert kurz zu Kenny. Dieser grinst ebenfalls. Er weiss genau, dass ich nie ohne Messer aus dem Haus gehe und sie gut irgendwie verstecken kann. Ein Militärspolizist kommt zu mir und macht die Handschellen ab.
„Viel Glück du Mörderin."
Zischt er in mein Ohr. Ich schaue emotionslos zu ihm und er geht sofort wieder zurück.
//Vollidiot. Hat schon Angst, obwohl ich nicht mal böse geguckt.//
Ich reibe mir kurz die Handgelenke, als ein weiterer Militärspolizist auf mich zu kommt.
„Ich möchte euch noch daran erinnern, dass ich gebrochene und geprellte Rippen, ein gebrochenes Handgelenk habe und vor Kurzem noch eine ausgekugelte Schulter hatte, welche immernoch verletzt ist. Also seid etwas nachsichtig."
Ich verschränke die Arme und warte, bis jemand etwas sagt oder der Soldat mich angreift. Der Soldat geht in Kampfstellung. Ich schaue ihn genervt an und gehe auf ihn zu.
//Unsicherer Stand, schlechte Körperhaltung, keinerlei Anspannung. Ich gebe ihm keine 20 Sekunden in diesem Kampf.//
Je näher ich komme desto unsicherer wird der Stand des Militärpolizisten. Ich packe den Militärpolizisten am Hals und schmettere ihn auf den Boden. Ich schaue ihn genervt an. Meine Hand ist immernoch an seinem Hals und er packt mein Handgelenk. Ich seufzte genervt und lasse ihn los.
„Ich hoffe echt, dass das nicht euer bester Kämpfer war."
Ich schaue Nile an, welcher den Kopf schüttelt und nun selber zu mir kommt.
„Nein, aber jetzt wirst du gegen mich kämpfen."
Sagt er selbstsicher. Ich schaue ihn genervt an.
„Tsk, von mir aus."
Nun geht Nile in Kampfstellung. Nur geht er offensiver an, denn er stürmt auf mich zu. Ich weiche geschickt aus.
//Das Zackley das zulässt wundert mich.//
Erneut greift Nile mich an. Dieses Mal wehre ich den Schlag ab. Ich grinse ihn leicht an.
„Lange her seit meiner letzten ernsten Prügelei."
Sage ich ihm. Nile sieht mir in die Augen.
„Das fällt mir schwer zu glauben, so kampflustig wie du bist."
Ich zucke kurz mit den Schultern und hake mein Bein in seinem ein und ziehe es nach hinten.
(Ok ist jetzt komisch, aber... ich hoffe man versteht es dennoch)
Nile verliert seinen Stand und knallt auf dem Boden auf. Ich verschränke wieder die Arme.
„Tsk. Nicht mal du kannst was ausser Büroarbeit."
Nile sieht mich wütend von unten an und steht auf.
„So schnell gebe ich mich nicht geschlagen!"
Er greift mich wieder an.
//Jetzt!//
Ich ziehe mein Messer und halte es ihm an die Kehle. Ich schaue zu ihm hoch. Ich habe einen eiskalten und furchteinflössenden Blick. Nile ist wie erstarrt.
„Das... ist nicht erlaubt. Ich sagte keine Waffen!"
Versucht er sich zu retten. Ich schüttle den Kopf.
„Nein. Du sagtest ich darf alle Waffen benutzen, die ich bei mir trage und dieses Messer hatte ich bei mir."
Nile schluckt leer.
„Ich... gebe mich geschlagen."
Ich nehme das Messer runter, klappe es zu und stecke es in meine Hosentasche. Ich drehe ihm den Rücken zu.
„Blöd gelaufen für dich."
Kaum habe ich diesen Satz gesagt, kickt mir jemand in den Rücken und ich falle nach vorne. Ich stöhne kurz wegen den Schmerzen auf und drehe mich um.
„Habe ich dir nicht immer gesagt, drehe dem Feind nie den Rücken zu? Das ist dein Todesurteil!"
„Tsk, ich hätte rechnen müssen, dass sie dich noch schicken, Kenny."
Kenny grinst mich an und dreht ein Messer zwischen den Fingern.
„Mal sehen wie viel du verlernt hast, Luzia."
Ich schaue Kenny emotionslos an.
„Du weisst, ich war länger als du im Ungergrund als du."
„Ja, aber du weisst ja nicht was ich in der Zeit getrieben habe."
Ich nicke.
„Das stimmt auch wieder."
Kenny und ich schauen uns an und Kenny holt sein Messer hervor. Ich greife ebenfalls sofort in meine Hosentasche und hole meines raus. Ich drücke auf einen Knopf und die Klinge springt raus. Kenny sieht auf mein Messer.
„Neues Messer hm?"
„Ja. Mein altes nehme ich nicht mit, wenn die Möglichkeit besteht, dass es mir weggenommen wird. Dafür ist es mir zu wertvoll."
Kenny lacht etwas.
„Verstehe."
Wir konzentrieren uns wieder auf den Kampf. Dieses Mal greife ich Kenny an. Ich schwinge das Messer nach oben, wer wehrt es mir seinem ab. Jedoch hole ich ein zweites aus der anderen Hosentasche und schneide ihm leicht ins Bein. Kenny springt zurück.
„Mist!"
Er sieht mich an.
„Ich hatte mich noch gewundert warum du das Messer mir rechts hältst, obwohl du Linkshänderin bist. Ich dachte mir noch ich hätte dich einfach mit Levi verwechselt und er wäre der Linkhänder oder es sei wegen dem gebrochenen Handgelenk."
Ich richte mich auf.
„Spiele deine Trumpfkarte erst dann aus, wenn du sie auch wirklich brauchst. Schon vergessen, alter Mann?"
Kenny grinst mich an.
„Nein, aber ich muss sagen, du hast einen interessanten Kampfstil entwickelt."
Kenny rennt auf mich zu und holt aus. Er will mir genau ins Gesicht boxen. Ich weiche aus, jedoch packt er meine Bandage um mein Auge und reisst sie weg. Er bleibt stehen und sieht mich an.
„So, meine Damen und Herren, wie ihr sehen könnt, hat sie, Luzia Ackerman, ein verlorenes Auge. Und allgemein, ihr ganzes Gesicht ist vernarbt. Diese Narben und Verletzungen hat sie nicht vom Untergrund."
Kenny sieht mich an.
„Diese Verletzungen hat sie von Titanen. Weil sie sich geopfert hat. Für die Menschheit. Und ihr dankt es damit, dass ihr sie hier vor Gericht zerrt wegen ein paar toten Soldaten."
Ich schaue Kenny zunächst skeptisch an.
//Warum hilfst du mir wieder Kenny?//
„Darf ich fragen, warum du ihr jetzt hilfst Kenny?"
Fragt Nile wütend.
„Instinkt. Man muss seiner Familie schliesslich helfen, nicht?"
Ich schaue zu Kenny hoch.
„Dir ist klar, dass das keiner weiss ausser wir beide?"
Frage ich Kenny. Dieser nickt.
„Was meinst du mit Familie?"
Fragt Nime erneut. Kenny sieht ihn an jnd grinst.
„Luzia Ackerman und ich sind verwandt. Sie ist meine Nichte. Ausserdem kenne ich sie."
Zackley sieht mich und Kenny an. Er denkt nach.
„Es ist eine schwere Entscheidung. Ich muss mich kurz mit jemandem beraten."
Die Soldaten nicken und gehen aus dem Gerichtssaal. Nur Kenny und ich bleiben zurück.
„So, warum hast du mir wirklich geholfen Kenny?"
Ich schaue zu ihm hoch. Kenny grinst.
„Es stimmt. Du bist meine Familie und es wäre langweilig, dich so sterben zu sehen. Am Galgen zu baumeln. Nein, das muss nicht sein."
Ich schüttle genervt den Kopf, als Zackley mich ruft.
„Luzia, komm bitte mit."
Ich nicke und gehe zu ihm.
„Was ist? Warum brauchst du mich?"
Fage ich ihn. Er geht mit mir in sein Brüo neben dem Gerichtssaal.
„Setz dich bitte."
Er zeigt auf einen Stuhl gegenüber vom Schreibtisch und ich setzte mich hin. Er setzt sich auf den Stuhl hinter dem Tisch. Ich schaue mich um.
„Ganz schön unordentlich. Du solltest mal aufräumen Zackley."
Er schüttelt schmunzelnd den Kopf.
„Erwin hat nicht gelogen, du hast einen Ordnungsfimmel. Naja, wie dem auch sei, ich habe ein paar Fragen an dich."
„Schiess los."
„Wo sind die Aufklährer die verschwunden sind?"
Fragt er mich als erstes.
„Wo genau weiss ich nicht. Sie haben sich nur auf meinen Befehl hin zurück gezogen. Ich habe ein schlechtes Gefühl und wollte nicht, dass dann der ganze Aufklährungstrupp dran ist."
„Aha. Verstehe ich. Nun, dann eine andere Frage. Hattest wirklich nur du alleine das Kommando? Egal was du sagst, Erwin wird keine Konsequenzen daraus tragen. Ausnahmsweise."
Ich schaue Zackley ernst an.
„Ich hatte bei dieser Mission alles, aber sicher nicht das Kommando. Ich wurde von Berthold Fubar und Reiner Braun verschleppt. Erwin hat den Befehl gegeben uns zurück zu holen. Die meiste Zeit über war ich nicht mal in der Nähe von den Soldaten. Nur wenigen habe ich Befehle erteilt."
Ich gestehe diese Wahrheit Zackley, im Vertrauen, dass er sein Versprechen hält. Zackley nickt.
„Verstehe. Danke für deine Ehrlichkeit. Ich sage dir nun, was wir tun werden. Ich werde dafür sorgen, dass du nicht getötet wirst und aus der Zelle kommst. Es kann aber sein, dass du weiterhin überwacht wirst."
Erklährt mir Zackley. Ich zucke mit den Schultern.
„Ist für mich okay. Teilweise."
„Ich schau was ich machen kann. Aber bitte, tu mir den Gefallen und setzt deine Bandage wieder auf."
Ich nicke und stehe auf.
„Werde ich. Nur hat Kenny die Bandage noch."
Ich verlasse das Büro und gehe wieder in den Gerichtssaal. Kenny steht immernoch am selben Fleck.
„Hey Kenny! Gib mir meine Bandage wieder. Ich muss nicht noch ein Kommentar hören, dass ich sie anziehen soll."
Kenny wirft mir die Bandage zu und ich binde sie um.
Nach einigen Minuten beginnt der Gerichtssaal sich wieder zu füllen. Zackley setzt sich wieder an seinen Platz.
„Alle bitte ruhig. Ich teile nun das Urteil über Luzia Ackerman mit!"
Der ganze Saal schweigt. Ich stehe mit verschränkten Armen an dem Pfosten in der Mitte und schaue zu Zackley. Dieser räuspert sich.
„Ich habe beschlossen, dass die Angeklagte Luzia Ackerman, 13. Kommandantin des Aufklährungstrupps zusammen mit Erwin Smith, nur ihre Pflicht erfüllt hat und deshalb keine Strafe bekommt."
Alle im Saal sehen zu mir. Ich habe einen gefühlslosen Ausdruck und schaue zu Zackley.
„Was soll das denn? Sie hat Menschen in dieser Mission getötet!"
Schreit ein Soldat.
„Mein bester Freund ist dabei gestorben! Das können Sie nicht machen!"
Schreit ein weiterer Soldat. Es ist ein Durcheinander, bis ich plötzlich bei der Tür stehe, diese öffne und laut zuschmettere.
„So! Jetzt ist erstmal Ruhe!"
Ich schaue alle genervt an. Ich habe wieder einen Blick, der anderen Gänsehaut verpasst.
„Auf Missionen sterben Soldaten! Das ist normal!"
Ich gehe wieder zum Pfosten und lehne mich daran.
„Auf den Missionen sterben die besten Leute. Manchmal. Meine Freunde sind vor langem bei einer Mission gestorben. Fast der ganze Aufklährungstrupp wäre gestorben, wenn ich damals nicht den Abnorm weggelockt hätte. Levi wäre gestorben, hätte ich ihn nicht gerettet. Mike Zacharius Buntaichō wäre gestorben wenn ich nicht da gewesen wäre, aber auch ich wäre gestorben, wäre er nicht da gewesen. Merkt ihr was? Es gibt fast keine Mission ohne Tote!"
Ich schaue streng in die Runde.
„Ja, dieses Mal gab es mehr Tote, aber wir können auch nicht überall sein! Wir versuchen die Verluste so klein wie möglich zu halten, aber bei Titanenwandlern als Gegner ist das sehr schwer."
Ich schaue Nile direkt in die Augen.
„Und wenn ich dich daran erinnern darf Nile, der Aufklährungstrupp hatte bei der Rückeroberung in Trost am Meisten geleistet. Ausserdem wäre ohne der Aufklährungstrupp Mauer Rose wahrscheinlich gefallen und deine Familie wäre jetzt tot. Also hör auf zu jammern! Wenn du nicht kämpfen kannst oder willst, dann überlass das uns, dem Aufklährungstrupp, und greif uns nicht ständig an."
Nile sieht zu mir runter.
„Ich habe dir meine Soldaten zur Verfügung gestellt!"
„Und sie haben gute Arbeit geleistet, aber dennoch Anfänger Fehler begangen. Und diese Disskusion ist nun zu Ende!"
Ich gehe wütend aus dem Gerichtssaal und nach draussen. Dort stehen einige Reporter.
„Luzia Danchō! Wie lief's? Sind Sie frei? Müssen Sie in Gefängnis?"
Ich schaue die Reporter genervt an.
„Ich sage nur so viel: Ich bin nach wie vor Kommandantin des Aufklährungstrupp und werde es auch noch bleiben."
Ich dränge mich durch die Menschen und gehe zum Durchgang des Untergrunds. Ein Reporter folgt mir bis zu den Treppen.
„L-luzia Danchō? K-kann ich S-sie noch etwas fragen?"
Fragt der schüchterne Reporter. Ich schaue zu ihm.
„Was denn?"
Ich schaue ihn genervt an.
„Warum... gehen sie in den Untergrund?"
„Abkürzung. Und jetzt geh besser."
Der Reporter nickt und geht schnell weg. Ich gehe die Treppe runter und durch den Untergrund. Dort begegne ich wieder Jan.
„Hey! Luzia!"
Er rennt zu mir.
„Man, siehst du mürrisch aus. Was ist denn passiert?"
Ich schaue ihn an und seuftze genervt.
„Ich war bei einer Gerichtsverhandlung und es ging nicht gerade nett zu und her."
Jan nickt.
„Verstehe. Ich komme auch gerade von der Arbeit und habe echt tolle Nachrichten bekommen! Ich kann tatsächlich an die Oberfläche gehen und dort wohnen, wenn Shiganshina vom Aufklährungstrupp zurück erobert wird."
„Freut mich für dich."
Antworte ich in einem mürrischen Ton. Jan nickt und verabschiedet sich wieder von mir. Ich gehe zum alten zu Hause von mir, Levi, Isabell und Farlan. Dort gehe ich wieder durch den Geheimgang.
//Ich muss aufpassen, dass keiner diesen Geheimgang findet. Sonst habe ich echt ein Problem.//
Ich schaue nochmal, ob mir wirklich keiner folgt, aber zu meinem Glück ist das wirklich nicht der Fall. Ich laufe also weiter durch den dunklen Gang. Wie immer dauert es eine Weile, bis ich am Ende ankomme. Dort will ich die Klappe öffnen, aber sie bewegt sich nicht.
„Tsk. Stimmt, die anderen sind ja jetzt hier."
Ich klopfe gegen die Luke. Nichts. Ich klopfe erneut. Wieder nichts.
„Mist! Die sind doch nicht etwa verhaftet worden?"
//Aber keiner weiss wo sie sind. Und selbst wenn sie es herausgefunden hätten, dann wären die doch noch nicht hier. Schliesslich könnte es keiner schon sehr lange wissen.//
Dieses mal haue ich stärker gegen die Luke. Nun höre ich eine Stimme.
„Gott verdammt! Könnt ihr mal aufhören auf den Tisch zu schlagen! Eren, bist du das etwa?"
Der Stimme nach vermute ich, dass es Jean ist. Ich haue erneut gegen die Luke.
„Wenn ihr nicht in den nächsten zehn Sekunden öffnet, dürft ihr alle im Titanengebiet ohne Ausrüstung einen Ausflug machen!"
Schreie ich wütend.

Tote kommen zurück (Attack on Titan)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt