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Es war bereits dunkel als wir die Stadtgrenze überfuhren. Nach einiger Zeit kamen wir im French Quarter an, in dem sich wohl auch das Anwesen der Mikaelsons befand. Die Architektur war wundervoll und die Straßenbeleuchtung tauchte alles in ein warmes Licht.

"Können wir irgendwann einmal Nachts spazieren gehen?", bat ich Elijah, welcher neben mir auf dem Rücksitz saß, während ich weiterhin aus dem Fenster sah.

Der Chauveur schien genau zu wissen wo es hinging.

Ich vernahm ein leises Lachen.

"Du möchtest Nachts einen Spaziergang durch das French Quarter machen?", erkundigte er sich ungläubig, als wäre das ein völlig absurder Wunsch.

Grinsend wand ich mich zu ihm um.

"Mit einem Urvampir an meiner Seite muss ich mich wohl kaum vor Überfällen fürchten.", verträumt fiel mein Blick wieder auf die vorbeiziehende Landschaft. "Außerdem hat es etwas mystisches an sich."

Das hatte es tatsächlich. Es war beinah so, als läge etwas in der Luft, ein nicht greifbares, magisches Surren. Die Stadt hatte eine wilde Historie und war nicht nur ein Schmelztiegel der Kulturen, sondern auch vieler verschiedener Spezien. In New Orleans waren Vampire, Werwolfsrudel und mehrere größere und kleinere Hexenzirkel ansässig. Besonders der Gedanke an die Letzten jagte mir einen eiskalten Schauer über den Rücken. Ja, hier herrschte Magie. Alles an der Stadt am Ufer des Mississippi schien das Übernatürliche wie ein starker Magnet anzuziehen.

"Die Hexen wissen nichts von mir, oder?", vergewisserte ich mich, wobei ich das leichte Zittern in meiner Stimme nicht verhindern konnte.

"Niemand außerhalb meiner Familie weiß von deiner Ankunft.", wurde mir versichert.

Erleichtert atmete ich aus. Ich vertraute Elijah. Zudem hätte er mich niemals hier her gebracht, wenn ein unkalkulierbares Risiko bestanden hätte.

Die Erkenntnis wie sehr ich mich auch nach all den Jahren noch fürchtete, jemand könnte mich finden war beängstigend. Auch wenn ich mittlerweile viel mächtiger und erfahrener geworden war lähmte mich allein der Gedanke daran, das Geschehene könnte sich wiederholen. Es war ein beklemmendes Gefühl zu wissen wie viel Macht die Vergangenheit über einen hatte.

Das Anwesen befand sich sehr zentral. Wie der Rest der Architektur in dieser Gegend wirkte es als sei es aus einer längst vergangenen, glorreichen Zeit. Die Efeuranken, welche selbst im Innenhof die Wände säumten verliehen dem Ambiente etwas verwunschenes. Staunend sah ich mich um, während der Chauveur bereits an uns vorbei eilte, beladen mit meinen zwei Koffern und einer Tragetasche. Einen der Koffer hatte ich alleine schon gebraucht, um all meine Grimoires darin zu verstauen, die Elijah über die Jahre für mich angesammelt hatte. Ehrlich gesagt hatte ich mich oft gefragt, wo er sie alle herbekommen hatte. Warum kollektierten Vampire während ihrer Lebensspanne Gegenstände von welchen sie keinen Gebrauch machen konnten? Hatte er einfach gehofft, dass er irgendwann einer Hexe begegnen würde, die sie in seinem Sinne würde nutzen können? Das musste es vermutlich sein. Drei weitere Exemplare hatte ich zwischen meine Kleidung gestopft und ein kleines, sehr altes Notizbuch mit Beschwörungen der dunkelsten Sorte ruhte in meinem Handgepäck. Bisher hatte ich lediglich über schwarze Magie gelesen, sie jedoch nie selbst praktiziert. Die Anleitungen und mein theoretisches Wissen würden genügen müssen.

"Ist jemand aus deiner Familie Zuhause?", fragte ich leise, wobei ich mich während des sprechens zu ihm umdrehte.

Elijah schien dem Mann, welcher mein Gepäch trug gerade gesagt zu haben wo er es hinbringen sollte. Doch sobald ich ihn ansprach schenkte er mir seine komplette Aufmerksamkeit. An seiner rechten Hand trug er seinen Tageslichtring, welchen er nun an seinem Finger hin und her drehte. Mir war aufgefallen wie häufig er dies tat. Es war eine Angewohnheit von ihm, die ihn auf seltsame Weise liebenswert machte. Eigenheiten gaben jedem Menschen etwas besonderes.

"Wir haben das Anwesen gerade erst zurückgewonnen. Vermutlich ist Niklaus gerade unterwegs, um seine Stellung als mächtiger Urhybrid jedem Einwohner in Erinnerung zu rufen.", berichtete er mir, wobei sein Tonfall etwas abfälliges an sich hatte.

"Er macht also mal wieder einen auf den großen, bösen Wolf? Das klingt nicht gerade nach etwas Gutem."

"Das ist es in der Tat nicht. Mein werter Bruder scheint kein Gespür dafür zu haben, wann es an der Zeit ist sich zurückzuziehen."

Ich hatte das Gefühl Elijah auf andere Gedanken bringen zu müssen.

"Und was ist mit Rebekkah? Wo ist sie? Ich würde sie unglaublich gerne persönlich kennenlernen!", wechselte ich das Thema.

"Rebekkah ist leider zur Zeit nicht in der Stadt, aber ich bin mir sicher ihr werdet noch früh genug die Gelegenheit bekommen euch kennenzulernen.", brachte er die Nachricht, dass ich am heutigen Tag niemanden aus seiner Familie zu Gesicht bekommen würde sehr diplomatisch rüber.





Das Zimmer, welches ich für die Zeit meines Aufenthaltes bewohnen würde war wundervoll. Wie das ganze Anwesen hatte es einen Vintagecharakter. Es war geräumig, mit einem großen Bett und Schrank aus dunklem Holz ausgestattet. Die großen Fenster, vor denen Gardinen hingen, ließen fiel Licht hinein. Nun ja, zumindest würden sie viel Licht hinein lassen. Tagsüber. Zurzeit ließen sie lediglich das Licht der Straßenlaternen hinein. Als ich den Raum betrat knarrten die alten Dielen unter meinen Füßen. Ein sanfter Duft nach Lavendel umfing mich. Es war angenehm warm. Diese Situation, hier zu sein, fühlte sich richtig an.

To my beloved witchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt