Drei Stunden später sitze ich nun auf einer Straßenlaterne, maskiert, und beobachte meine Umgebung. Mein erster richtiger Auftrag wird langweilig, da ist irgendein Typ, der sich mit den falschen Leuten angelegt hat und nun einen Beschützer braucht. Nervig, aber sowas gehört nun auch zu meinem Job. Irgendjemand ruft von unten, ich solle runterklettern, bevor ich mich verletze. Hahaha, als ob ich runterfallen würde. Ich schaue auf mein Handy, kontrolliere die Uhrzeit, es ist 21:55. In fünf Minuten werde ich denjenigen treffen, der Schutz braucht. Wobei treffen nicht das richtige Wort ist, ich muss ihm unauffällig folgen, ab morgen bin ich eine Klassenkollegin. Vielleicht werde ich ja mal mit ihm reden, außerhalb der Schule, maskiert, aber derzeit soll ich unbemerkt bleiben.
Ich beginne die vorbeifahrenden Autos zu zählen, es wird langsam langweilig. Es donnert. War für heute Regen angesagt? Eine Windböe versucht mir meine Kapuze von meinem Kopf zu wehen und mein schwarzer Seidenmantel flattert mit. Na super, das kann ja noch was werden. Ein Blick auf mein Handy sagt mir, dass es soweit ist, ich erkenne auch gleich den Jungen: groß, eher schmal gebaut, mit etwas längeren schwarzen Haaren. Er rennt an meiner Laterne vorbei, ich folge ihm unauffällig mit etwas Abstand über die Dächer, bis wir irgendwann bei einem kleinen Haus ankommen. Wohnt er hier? Ich überprüfe die Adresse und tatsächlich, dies ist sein Zuhause.
Ich nutze eine meiner besonderen Fähigkeiten und werde zu Rauch, so kann ich unbemerkt mit reinkommen. Wäre das Wetter anders, würde ich ja draußen bleiben, aber Regen kann mich mal. Instinktiv suche ich den Eingang zu einem Dachboden, dort angekommen wird der Nebel wieder zu einer menschlichen Gestalt. Doch nun sehe ich etwas anders aus, absichtlich, es braucht etwas Zeit sich an einen neuen Körper zu gewöhnen und ab morgen bin ich ja in einer neuen Klasse, einem neuen Umfeld. Das schlimmste: so wenig Waffen wie möglich mitnehmen und auch Maskenverbot. Das kann ja was werden.
In der Zwischenzeit habe ich einen bequemen Platz hier gefunden, aber als sich meine Augen schließen, durchfährt meinen Körper ein Schmerz, wie ich ihn noch nie zuvor erlebt hatte, mit Mühe hielt ich meinen Mund geschlossen und versuchte mich zu beruhigen, Tränen begannen meine Wangen hinunterzufließen, aber er wurde nicht schwächer.
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Ein ganz anderer Auftrag
ParanormalEin junges Mädchen mit erstaunlichen Kräften, mit einer ungewöhnlichen, tödlichen Aufgabe.