Dieses Thema ist für mich ein (persönliches) Tabu-Thema. Ich vermeide, über Gott zu reden (und auch direkt darüber in realem Kontext zu schreiben).
Es ist persönlich und Menschen schieben einen viel zu schnell in Schubladen.
Warum also jetzt? Weil es einmal in die Welt hinaus muss, weil es ehrlich ist, weil jeder Fragen stellen sollte und darf. Auch, wenn man keine Antworten darauf hat.
Das hier sind einige Fragen, die andere mir stellen – und ich mir selbst.
Ein Poetry-Slam.
~Jana
Wo ist dein Gott?, fragen sie
und ich stehe dort und falle und kralle
mich an Ignoranz und Intellekt
an auswendig gelernte Tatsachen
und frage mich, wie
und warum und ob dieses innere Lachen
genauso böse wie das äußere klingt.
Wo bist du?, frage ich
Und liege da und renne und kenne
dich kaum und viel zu gut
und in mir singt eine Erinnerung
wie ein brennender Traum
und die Verzweiflung nach Wut.
Wer ist dein Gott?, fragen sie.
Wenn er allgütig wäre,
flüstern die Stimmen im Kopf,
wie hält er all diese Fragen aus
und lässt mich dort stehen
und Stück für Stück vergehen.
Und wenn es allwissend wäre,
wo speichert es all die Daten
und Fakten und grausamen Taten
und tut er sie ab als Notwendigkeit der Freiheit
und entgeht der Verantwortung für alle und alles,
was wir tun, denn wir wissen nicht, was wir tun
und damit wäre es nicht meine oder deine
und wüssten wir es, dann wäre es eben unser Wille
und nicht seiner.
Und wenn sie allmächtig wäre,
dann begründen sich in jeder Sekunde
alle Taten in unendlicher Weise
und jedes Verbrechen würde sich in
jedem Moment ewig wiederholen vor ihrem heiligen Geiste
wie eine Reise im unendlichen Kreise mit ewig der gleichen Scheiße.
Wo ist dein Gott?, fragen sie.
Und ich schwebe zwischen Hoffnung und diesen kleinen Resignationen
Stück für Stück
Was im Gedächtnis bleibt sind Gewaltaktionen.
Wo ist mein Gott?, frage ich mich
Und frage mich, ob es eine richtige Antwort gibt,
höre dieses innere Lachen,
die inneren Stimmen, die alles anklagen, was in der Welt nicht stimmt
und ich stehe ein für Sachen, die ich selbst anklage
und mich frage und mit mir trage alle Tage bis an der Welt Ende,
weil ich nicht weiß, ob ich die Wahrheit vertrage,
weil mir manche Frage die gute Hoffnung nimmt
wie er/es/sie unsere Gewaltfreiheit zulässt und uns trotzdem und/oder dafür liebt
Was wäre schlimmer? Ein Gott, dem es egal ist
oder ein Gott, den es nicht gibt?
© Jana E. Appelminne
18. Juli 2017
DU LIEST GERADE
Gefühlswirbelstürme [ Poesie ]
PoetryGedichtssammlung. [ Schmerz/Trost | Drama | Romantik | Trauer | Hoffnung | Zweifel ]