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Die Eingangstür der Apotheke leutet. Wieder ist ein neuer Kunde im Laden. Während die Polizei sich darum kümmert, wo ich hin komme, verbringe ich bei Frau Link im Laden meine Zeit. Eigentlich müsste ich in der Schule sein, aber Frau Link meinte zu mir, dass ich heute besser mit zu ihr in die Apotheke komme. Ich bin nun schon seit sechs Stunden hier. Mir ist langweilig. Frau Link hat mir zur Beschäftigung ein Papier und Buntstifte gegeben. Heute habe ich keine Lust zu malen. Ich sehe ständig nur durch die Eingangstür aus Glas auf die Straße. Wenn die Kunden in den Laden kommen, bringen sie eine kalte Luft mit sich rein. Auch wenn es hier drin warm ist, zittere ich immer wieder, aber kalt ist mir nicht. Auf den Parkplatz der Apotheke fährt ein Auto. Mein Papa hat auch so ein Auto. Damit holt er uns an den Kinderwochenenden ab, wenn wir nicht mit dem Zug zu ihm fahren. Und am Samstag fahren wir damit immer zu Kaufland zum Einkaufen. Frau Link ist gerade mit ihrem Kunden fertig. "Hast du Hunger?"
Ich schüttel mit dem Kopf und sehe wieder zum Eingang. Ich bin verwirrt. Mein Papa ist hier und geht auf Frau Link zu.
"Hallo, ich wollte meine Tochter abholen. Die Beamten sagten mir, dass ich sie hier abholen kann."
"Ah, hallo. Ich bin Frau Link. Sie hat auf Wunsch der Beamten die letzte Nacht bei mir verbracht. Sie meinten es wäre besser, wenn sie heute nicht zur Schule gehen würde. Nicht das die Mutter sie dort suchen sollte. Lea kommst du mal bitte! Dein Papa ist hier."
"Hallo Maus. Hast du alles?"
"Ja Papa."
"Gut, dann können wir ja los. Danke Frau Link!"
"Tschüß Frau Link!"
"Kommt gut heim!"
Die Autofahrt wird lang. Wir fahren jedesmal fast eine ganze Stunde bis zu Papa.
"Ach Kind, Kind, Kind. Was machst du nur für Sachen..."
Das ist alles. Mehr reden wir nicht. Die ganze Autofahrt. Bei ihm Zuhause, erzählt mir Papa, dass ich mir eine neue Schule suchen und mich dort anmelden muss. Ich weiß doch gar nicht wie sowas geht. Aber egal. Jetzt sind erst einmal Zeugnisferien. Danach werde ich einfach mal in einer der Schulen anrufen. Die werden mir da schon weiter helfen können. Jetzt werde ich erstmal ein bisschen mit der Gamecube spielen. Schade, dass mein Gameboy nicht bei Papa ist. Dann könnte ich jetzt mit meinen Pokemon spielen. Aber Zelda spielen macht auch Spaß.
"Lea! Essen ist fertig!"
Meine Stiefmutter hat Essen gemacht. Heute gibt es Pommes mit Hähnchenschenkeln. Immer wenn das Essen fertig ist ruft sie uns, damit wir uns unseren Teller abholen können. Mein Papa und meine Stiefmutter sitzen beim Essen immer vor ihrem Computer und wir Kinder spielen dabei entweder am Computer, an der Konsole oder schauen dabei Fernsehen.
Meistens schaue ich mir dabei Detektiv Conan an. Papas Kater kommt dann oftmals zu mir und versucht mir mein Essen zu klauen. Ich finde das witzig, weil er nie gewinnt, es aber immer wieder probiert. Dastan ist ganz schwarz. Auf der Brust hat er fünf weiße Haare. Seine Augen sind wunderschön grün, so wie meine.
Ich bringe meinen Teller zurück in die Küche und habe mich dazu entschieden raus zu gehen. Dann kann ich mit meinen Inlinern durch die Stadt fahren. Wenn ich draußen spazieren gehe oder mit meinen Inlinern laufe, höre ich immer Musik. Dann kann ich ganz in Ruhe nachdenken. Wenn ich fahre, wenn es draußen schon dunkel ist,  macht es mir am meisten Spaß. Weil dann kaum noch Autos fahren, kann ich auf der Straße fahren. Dann fühle ich mich frei. Es ist dann so, als wenn ich fliegen könnte.
Bei Papa bin ich jeden Tag draußen. Bei meiner Mutter darf ich das ja nicht. Da habe ich eigentlich immer Zimmerarest. Wenn wir Besuch haben tut sie meist so, als wenn nichts wäre. Ich darf mich dann in der Wohnung bewegen ohne das sie mit mir schimpft. Meistens ist sie dann auch netter zu mir.  Nach der Schule begrüßt meine Mutter mich dann manchmal sogar. Das tut sie sonst eigentlich nie.
Meine Mutter ist  immer netter, wenn sie mit anderen Leuten spricht. Nicht nur  zu mir. Oft ignoriert sie mich auch einfach , aber dass ist mir lieber, als wenn sie mich anschreit. Bei ihren Freunden und ihrem Freund lacht sie immer ganz viel. Dann erzählen sie sich ganz viel Quatsch. Mit einer ihrer Freundinnen spielt sie sogar Romé. Einmal hat meine Mutter mich sogar mitspielen lassen. Das hat Spaß gemacht.
Wenn meine Mutter keinen Besuch hat malt sie manchmal mit acryl Farbe auf großen Leinwänden. Deswegen liegen bei uns Zuhause auch ganz viele Zeitschriften   herum, wo drin steht, wie man malt. Teilweise sind in den Zeitschriften sogar Vorlagen zum abpauschen dabei. In den Regalen im Wohnzimmer stehen ganz viele verschiedene Pinsel. Das ich so gerne male, werde ich wohl von meiner Mutter haben.

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