Prolog

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Erstmals fühlte das Mädchen einen Funken in ihrem Leibe. Er tanzte und rannte, sprang umher, wirbelte durch die Luft. Langsam glühte er auf, flog schneller in seinem Raum umher. Er fing an sich zu teilen, ein ganzes Gefühlsfeuer zu erschaffen. Es brannte, funkte, wärmte, erhellte den ganzen, kleinen Raum voller Schwarz.

Die Funken flogen, die Flammen tanzten, Asche stäubte durch die Luft, entfachte sich von neuem selbst. Niemals schien es erlischen zu wollen, brannte und fegte die Dunkelheit aus ihrem Herzen hinfort.

Die Schwärze, welche seit einem halben Jahr dort die Fläche besiedelte, sie wurde erstmals wieder vertrieben. Sie wich und flüchtete, machte dem Feuer Platz. Diese Dunkelheit, sie war endlich wieder fort, der wunderbare Brand zurück, der schon fast vergessen war.

Doch diesmal war die Finsternis sofort gewichen, der Gefühlssturm rasant und heftiger denn je entflammt. Er wollte nicht aufhören, raste durch den Raum, und schmolz schliesslich das Herz. Das Herz zerbarst in Wachsstücke, floss zu Boden und verbrannte die Unterseite des Raumes, entfachte neues Feuer.

Aber dieses war schwarz wie die Nacht, brannte Löcher in die Helle, fetzte Risse in die Wände. Und das Mädchen fing in ihrer Pein an, salziges Wasser unter ihren Lidern herausrinnen zu lassen. Bittere Trauer, von innen zerstörender Schmerz, von ihrem zerflossenen Herzen aus.

Noch immer wuchs die rasende, schwarze Brennbarkeit, zerstückelte den ganzen Raum und den Raum rundherum. Das Herz im Inneren fror durch die Kälte dieser Flammen wieder zusammen, rückte zurück an seinen Platz. Doch es war geändert, verwandelt in einen Felsen aus schwarzem Eis, der sogar der Brandung standhielt. Es war dunkel, grausam, verschlossen, zerfallen durch ein zu grosses Feuer der Liebe, die niemals wiedergekommen war.

Und nicht einmal dieses Herz konnte die Flammen der Nacht bändigen, zürnte sie nur mehr, entfachte neue, rund um es herum und riss Schrammen und Narben in die ganzen Räume im Körper des Mädchens, welches noch immer Tränennass in seinem Leinen lag.

Die Stille zwischen all den WortenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt