KAPITEL 4: ADOPTIERT

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Der Junge und ich blieben in dem Korridor. Ich guckte ihn fragend an. Er starrte mir mit unveränderter Miene in die Augen. 

Neben ihm erschien ein Mädchen. Es hatte schulterlange dunkelblonde Haare, sehr weiße Haut und schien zu weinen. Der Junge bemerkte, dass ich etwas hinter ihm ins Visier nahm und drehte sich um. Er guckte dem Mädchen direkt in die Augen und drehte sich wieder zu mir um. Ich verstand nichts mehr. Sein Gesichtsausdruck schien fragend und verwirrt. Wieder guckte ich das Mädchen an. Es weinte immer noch ging aber langsam auf mich zu.

Ich merkte wie der Junge meinem Blick folgte. Sie ist doch wirklich hier. Oder? Nun war sie schon sehr nahe. Ich konnte ihre Augen sehen. Sie schien als hätte sie schmerzen. Ich streckte meine Hand aus. Ich musste wissen ob sie echt war. Ich berührte ihre Schulter. Sie war schon so nahe, sodass ich ihren Atem auf meinem Hals spürte.


                                                           Meine Hand ging durch sie hindurch.


Ich verstand nichts. Durch meinen ganzen Körper zuckte eine Welle aus Angst. Sie kam immer näher und näher. Plötzlich hörte sie auf zu weinen. Ganz langsam blickte ich in ihre Augen.

Die Tränen waren verschwunden. Sie schien sich beruhigt zu haben. Nun blickte auch sie mir in die Augen. Ich sah wie sich ihre Mundwinkel ganz leicht anhoben. 

Ich sah wie sie ihre Hand ganz langsam hob und fühlte wie sie mir etwas kaltes gegen meinen Hals drückte. Ich bewegte mich nicht. Sie war eiskalt. 


                                                   Plötzlich hörte ich einen lauten Schrei. 


Die Augen von dem Mädchen wurden schwarz. Vor lauter Angst vergaß ich zu atmen. Ich konnte mich nicht bewegen. Innerhalb von einer halben Sekunde öffnete sie meinen Mund und verschwand. 

Als ich langsam wieder in die Realität zurückgeworfen wurde, saß ich auf dem Boden. Meine eine Hand stützte mich vom Boden ab die andere hielt meinen Hals. Mir war übel. Es fühlte sich an als ob sich mein Magen mehrmals umdrehte.

Ich schaute auf und bemerkte, dass ein Heimmädchen vor mir stand und mich erschrocken anguckte. Sie musste wohl geschrien haben. Ich drehte meinen Kopf zu meiner Rechten, da ich das Gefühl hatte von da beobachtet zu werden. 

Ich hatte Recht. Neben mir saß der Junge. Er guckte mich an, schien aber wieder Emotionslos. Ich hörte das Heimmädchen irgendetwas sagen, jedoch verstand ich sie nicht. Alles war verschwommen und undeutlich. 

Ich sah wie der Junge meine Hand nahm und mich aus dem Korridor zog. Vorbei an dem Heimmädchen, welches unglaublich wütend zu sein schien. Als der Junge mich durch die Tür zu den vielen Besuchern zog, klärte sich meine Sicht wieder und meine Sinne schienen wieder zu funktionieren. 

Er blieb erst stehen, als wir an dem Hauptausgang angekommen waren. Es war dunkel geworden und die Besucher gingen Nachhause um vielleicht nach viel Papierkram ein Kind in den nächsten Wochen nachhause mitnehmen zu können. Als ich mich zurück zum Jungen drehte, standen seine Eltern mit der gleichen Helferin neben ihm. Sie schienen angespannt zu sein und in eine Art Streitgespräch mit der Helferin verwickelt zu sein.

'' Wir verstehen ihre Richtlinien, aber es wäre wirklich leider nur jetzt möglich''. Ich verstand langsam. Die Familie des Jungen wollte mich adoptieren und sogar sofort mitnehmen. Ich guckte den Jungen an. Sein Vater flüsterte ihm etwas ins Ohr. Sofort nahm der Junge meine Hand und wir liefen in Richtung der noch immer vielen Autos die vor dem Heim parkten. 

Ich konnte nicht nachdenken. Es war zu viel passiert. Werde ich wirklich adoptiert? Ich wusste es nicht. 


Ich folgte dem Jungen und wusste, dass ich womöglich nie wieder hierher zurückkehren würde. 

ESCAPEWhere stories live. Discover now