KAPITEL 6: ANWESENHEIT

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Der Junge zog mich weiter und weiter bis wir an ein hochwertig aussehendes Auto gelangten. Er öffnete die linke Hintertür. Ich stieg ein. Es war düster und man konnte nur schemenhafte Umrisse erkennen. Vorsichtig Schloss er die Tür und begab sich auf die andere Seite des Fahrzeugs. Ich hatte ein komisches Gefühl. Es war keine Angst. Es war keine Paranoia. Es war als würde mich etwas beobachten. 

Wieder dachte ich an das weinende Mädchen von vorhin. Was war passiert? War sie echt? Ich spürte, dass jemand anderes anwesend war. Mit einem kühlen Gesichtsausdruck drehte ich meinen Kopf nach rechts auf meinen Nebensitz.


                                       Ich sah nichts. Doch ich spürte die Anwesenheit.


Ich hörte von draußen stimmen. Die Eltern würden wohl gleich da sein. Ich hörte, dass jemand die rechte Hintertür öffnete. Das musste wohl der Junge sein. Ich lauschte wie er sich direkt neben die Tür setzte und sich anschnallte, sodass der mittlere Sitz zwischen uns Frei zu sein schien. Aber war er das? Nun hörte man die Stimmen der Eltern deutlich. Der Vater begab sich in Richtung Fahrersitz und die Mutter Richtung Nebenfahrer. Ich schloss meine Augen.

Der Vater erreichte die Tür als erster und öffnete sie. Die ganzen Lichter des Autos fingen an aufzuleuchten. Ich öffnete meine Augen.


                                                                                    Ich sah sie.


Ein Mädchen, welches nur um ein Jahr älter zu sein schien, blickte mich mit weit aufgerissenen Augen und einem weitem joker-mäßigem Grinsen an. Kalt schaute ich sie an. Sollte das irgendwie lustig sein? Sie blieb für weitere 5 Sekunden in der gleichen Postion, gab dann aber auf und guckte wütend nach vorne. Ich hörte sie etwas murmeln. Dann bemerkte ich erst, dass die Eltern alles mitbekommen hatten und vielversprechende Blicke miteinander wechselten. 


                  

                                         Sie hatten mich für einen Grund ausgesucht.


Die restliche Fahrt war ruhig. Ich sah wie der Mond uns folgte, während das Auto tiefer und tiefer in den Wald fuhr.



ESCAPEWhere stories live. Discover now