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Zart trommelte der Regen gegen die Scheibe. Im Takt dazu, die Finger der Gestalt vor dem Computer. Das von einem simplen Mundschutz zur Hälfte verdeckte Gesicht des Albinos wirkte durch das Licht des Monitors noch bleicher als sonst, die graublauen Augen von dunklen Ringen geziert, nur abwesend auf den Bildschirm gerichtet. Es hatte einiges von seiner Zeit abverlangt, jegliche zurückführbaren Spuren zu beseitigen. Er hatte alles getan, was er konnte, mehr verlangte er von sich selbst auch nicht. Schlussendlich stand er einfach auf und trat ans Fenster. Ein zarter Seufzer entwich ihm, er unterdrückte das Verlangen, seine Hand an die kühle Scheibe zu legen und in kindlicher Neugier den Regen zu beobachten. Ein Lächeln, versteckt. Ob es aufgrund einer weiterer, gelungenen Tat oder etwas anderem war, blieb wohl für immer ein Geheimnis. ,,Welch ein Klischee. England, das Land, in welchem es immer regnet". Sein Atem beschlug die Scheibe. Vorsichtig wischte er mit einem desinfizierten Tuch darüber. Er durfte keine Spuren hinterlassen, heute schon musste er weiter. Ein weiterer Spieler hatte diese Welt verlassen, diesmal war es Suizid. War dem jungen Mann ganz recht, je weniger er mit dem Opfer zu tun hatte, desto weniger würde die Polizei später gegen ihn in der Hand haben.
Er schüttelte amüsiert den Kopf, Strähnen seiner weißen Haare flogen ihm dadurch ins Gesicht. Da er ein Albino war, würde es für die Polizei natürlich nicht allzu schwer sein, ihn zu finden, wenn sie je darauf kommen würden. Deshalb musste er genauestens aufpassen, dass man ihn nicht mit irgendetwas Verdächtigem sah.

Ein Blick auf die Uhr. Ein leises Gähnen entwich ihm. Um diese Zeit würden die Nachrichten laufen. Welch ein Zufall. Wollte er sehen, was die Menschen wieder nicht auf die Reihe bekommen. Wollte er sehen, in welch ein Elend sie sich alle selbst hineingezogen haben und nun zu dumm waren, es zu beseitigen?
Ja, Ja das wollte er. Sich daran ergötzen. Er sah sich schon lange nicht mehr wirklich als ein Mensch. Menschen waren naiv, dumm, manipulierbar. Er war die Kontrolle. Das Gegenstück zum Chaos. Das Chaos konnte man nicht kontrollieren. Das würde auch er ein Mal schmerzlich zu spüren bekommen, irgendwann. Vielleicht auch sehr bald. Wer weiß? Es war unvorhersehbar. Aber Menschen, Menschen konnte man kontrollieren. Er konnte Menschen kontrollieren. Und es war zu einfach. Viel zu einfach.

...

..Und nun kommen wir zu den weniger erfreulichen Themen..Immer mehr Jugendliche fallen dem Mörder -Simon- zum Opfer. Erst gestern wurde eine weitere Leiche gefunden, der Mörder hintererließ mit Blut das Zitat des berühmten, gleichnamigen Spiels ,,Simon Says" an die Wand. Polizisten gehen zwar davon aus das es Mord war, Experten rätseln aber an der Todesursache des Opfers und-

Amüsiert schaltete der junge Mann den Fernseher wieder aus, sich die weißen Haare mit einer einfachen Handbewegung aus dem aschfahlen Gesicht streichend. Was sind Menschen doch dumm. Sie suchen einen Feind, der direkt vor ihrer Nase steht, in dem Glauben das sie ihn finden müssen. Dabei haben sie ihn schon gefunden..

Sie selbst sind der Mörder, sie selbst begangen die Taten, sie selbst sind für das Leid der Opfer zuständig.

Er, war nicht der Mörder, er zeigte den Menschen nur ihre wahre Natur, wie sie wirklich ticken, was sie wirklich können.

,,Simon says, kill one Person of your choice"

Würdest du es tun?
Nein?
Überlege genau..würdest du es tun?
Rache an der Person, die dich vor ein paar Tagen im Unterricht ausgelacht hat, weil du etwas Dummes geantwortet hast.
Die Person, die dich ständig nervt, nicht in Ruhe lassen will.
Deine ehemals beste Freundin, die dich nicht für mehr gut genug befand.
Dein Ex.
Die Person, die dein gutes Herz für ihren Zweck missbraucht hat.
Mobber.
Ein Vergewaltiger.
Ein Tierquäler.
Ein Kinderschänder.
Sünder...
..Sind wir das nicht alle?

Hast du es dir überlegt?

Gut.

Simon says, kill them~

•Simon Says•Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt