4 - Du willst also Beweise

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Glücklich lehnte ich mich zurück und betrachtete zufrieden die verschiedenen Seiten meiner Powerpoint.

Endlich geschafft.

Jetzt könnte ich genussvoll mein Schokokeis genießen, das schon im Gefrierschrank den ganzen Tag sehnsüchtig auf mich wartete, und dazu würde ich eine neue Serie auf Netflix anfangen.

Es hörte sich perfekt an.

Schnell speicherte ich alles auf einen Stick ab, packte meine Sachen weg, bevor ich mich beschwingt auf den Weg nach unten machte, um strahlend die Finger nach dem Griff des Kühlschranks auszustrecken - als die Hausklingel ertönte.

Irritert hielt inne.

Wieder hörte ich die penetrante nervige Klingel.

Meine Eltern konnten es nicht sein, die würden bis morgen Mittag bei Freunden bleiben. Und Carly war auf der Party, von der Gordan gesprochen hatte.

Apropros Gordan.

Bestimmt war sie nur wegen ihm dort hin, um sich einen neuen und aktuellen Überblick zu erschaffen, wen er als nächstes im Visier hatte.

Ich hatte es nicht eilig zur Tür zu kommen, lieber suchte ich mir erstmal noch einen Löffel heraus, um unterwegs schonmal ein wenig zu essen. Summend öffnete ich die Tür langsam - um dann den eben gezückten Löffel fast fallen zu lassen.

Nur fast.

"Gordan", entwich es mir überrascht, dann jedoch setzte ich eine verägerte Miene auf. "Was zur Hölle machst du denn hier? Und woher weißt du, wo ich wohne?"

Ernsthaft, wie klischeehaft war er denn, dass er einfach so vor meiner Tür auftauchte, anstatt schon längst auf der Party zu sein und dort irgendein beliebiges  Mädchen anzubaggern? Ich hatte bei diesen Stellen, wenn sie in Büchern geschahen, das Buch immer genervt zugeklappt.

Jetzt hatte ich immerhin den Türgriff in der Hand.

"Jane", sprach er meinen Namen wieder so sanft wie möglich aus und schenkte mir ein charmantes Lächeln. "Ich wollte dich überreden, dass du doch noch mit zur Party kommst. Ich würde dich sogar mitnehmen."

Wie bitte?

Ich steckte den Löffel in mein Eis fest, sodass ich ihn nicht noch nach ihm schmiss. "Sag mal, wie selbtstüberzeugt bist du eigentlich, dass du denkst... nein, dass du ernsthaft annimmst, dass du mich überreden und mitnehmen kannst? Alleine, dass du schon hier auftauchst, als wären wir gute Freunde und du machst diese Aktion jeden Samstag..." Finster funkelte ich ihn an. "Ernsthaft, Gordan. Was willst du von mir? Ich will nicht dein nächstes Püppchen sein, also such dir jetzt einfach eine andere auf dieser tollen Party und fahr los."

Wow, das hatte ich ja alles gesagt... als hätte ich es irgendwo abgelesen. Nun ja, besser, als weiter herumzustottern wie ein unterwürfiges Schoßhündchen.

Den Atem anhaltend wartete ich gespannt darauf, was er nun machen würde. Denn eigentlich duldete er es nicht, wenn ihn jemand so ankeifte - hatte ihn überhaupt schonmal jemand so in der Schule angekeift?

Ich konnte mich nicht daran erinnern...

Sicher war, dass ich seine Geduldsfäden mächtig spannte, die Aktion mit ihm auf dem Korridor sprach ja auch für sich.

Gordan neigte seinen Kopf leicht zur Seite, in dem schwachen Licht unserer Hausbeleuchtung wirkten seine Haare pechschwarz, obwohl sie schokoladenbraun waren. Ein Anflug von Belustigung überflog sein Gesicht, dann wurde seine Miene entgegen aller Erwartung ernst - und jagte mir einen eiskalten Schauer über den Rücken. "Du wärst nicht mein neues Püppchen", kam es schließlich von ihm, er redete langsam und unheimlich bedacht.

Ich wollte meine Arme trotzig verschränken, dann fiel mir jedoch ein, dass ich ja in einer Hand nach wie vor die Eisschale festhielt. "Was wäre ich denn dann? Ein neues Schoßhündchen oder was?", bemerkte ich spitz.

Er biss sich auf die Lippe, um sein Grinsen zu verstecken, allerdings hatte ich es trotzdem gesehen, während er zwei weitere Schritte auf mich zu machte. Nun befand er sich wieder so dicht vor mir wie am Freitag im Korridor. Sein atemberaubender Duft kroch langsam auf mich zu, seine respektverlangende Präsenz grub sich erneut in meine sich nun erhitzende Haut. "Jane... du hast das doch am Mittwoch gemerkt... zwischen uns..." Wieder fiel sein Blick auf meine Lippen. Anscheinend konnte ich ihn doch recht schnell ablenken... "Zwischen uns ist etwas-"

"Zwischen uns ist gleich wieder eine Tür-"

Er stoppte mein Protestieren, in dem er einen Finger auf meine Lippen legte. Mühsam versuchte ich nicht verräterisch aufzukeuchen. "Jetzt sag nicht, zwischen uns ist nur eine Schale mit Eis... und bald eine Tür. Komm. Du hast sicher schon länger bemerkt, dass ich dich im Auge behalten habe", raunte er mir zu, sein Finger glitt von meinen Lippen herunter, nun strichen seine Fingerknöchel hauchzart über meine freie Schulter und hinterließen eine Spur aus Feuer.

Verkrampft hielt ich die Plastikschale weiter umklammert, komplett perplex, was hier gerade abging. "Das sagst du bestimmt zu jeder, die du um den Finger wickeln willst", stieß ich mit zusammengepressten Zähnen hervor.

Ruckartig schaute er zu mir, da er die ganze Zeit verträumt meine freie Haut betrachtet hatte. "Du willst also Beweise, ja?"


Da bin ich wieder und ich entschuldige mich an dieser Stelle mal dafür, dass so lange nichts kam. Ich steckte tief im Stress und freue mich aber jetzt umso mehr, dass dieses Buch einfach schon über 1K Reads hat.

Danke dafür.

Ich hoffe, dieses Update hat euch wieder gefallen... wir lesen uns und bleibt in diesen Zeiten gesund.

Ally

🌹

BadboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt