Die Akademie

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„Aufwachen!", brüllte ich in den Raum, in dem meine Brüder noch seelenruhig schliefen. Naja, bis jetzt. „Was willst du Enja?", maulte Asker und Kalani fügte noch hinzu: „Nerv net Schwesterherz! Es ist erst kurz vor fünf!" Wie ich die Zwillinge doch liebte. Naja, ich war wach und jetzt mussten sie eben auch dran glauben. Langsam schlich ich mich erst zum einen, dann zum anderen, nur um dann einen Sicherheitsabstand aufzusuchen. Ich klopfte mir kurz selbst auf die Schulter und ließ dann mit einem Ruck zwei Wassereimer über ihren Köpfen los. Jetzt waren sie nicht nur wach, sondern auch nass. Pech gehabt.

„Du...!", weiter kam er nicht, denn ich rannte schon aus dem Zimmer mit den Worten: „10 Minuten, dann seid ihr unten!" Ich selbst musste mich auch noch fertig machen und so schnappte ich mir meine Klamotten, meine Waffen und band mir die Haare zu einem Zopf. Dann griff ich mir noch schnell nach meiner Wasserflasche und nahm mir ein wenig getrocknetes Fleisch mit und war keine 10 Sekunden vor den Jungs unten. Deren Haare waren zwar immer noch nass, aber das war nun auch egal. Wir mussten los, sonst kamen wir noch zu spät. Eigentlich kam ich nie zu spät, aber ich hatte leider zwei Schlafmützen als Geschwister und musste einen auf große Schwester spielen. So kamen wir zwar nie zu spät, aber auch nicht zu früh. Dabei hatte ich es heute besonders eilig.

Als die beiden endlich bei mir waren, rannte ich auch schon los, wurde aber keine zehn Meter weiter von meiner Mutter eingeholt. „Zu spät?", fragte sie mich mit einem Schmunzeln. „Die beiden Schlafmützen haben mal wieder zu lange gepennt", erwiderte ich. „Na dann spring rauf. Ich bring euch hin", bot mir meine Mutter auf und stand kurz darauf als Drache vor mir. Es war ein wenig komisch, aber man gewöhnte sich daran, dass seine Mutter zu einem anderen Volk gehörte. Leider leider war ich selbst keine Wandlerin, wie ich meine Mutter im Geheimen nannte. Sie bekam immer einen Anfall, da sie dieses Wort nicht so sehr mochte. Aber genug der Worte. Meine Brüder saßen bereits auf ihrem Rücken und ich sprang hinterher.

Von oben hatte man immer die beste Aussicht. Am Rande der Lichtung war unser Haus. Klein, aber schön. Meine Eltern hielten nicht so viel von Protz. Sie liebten die Schlichtheit und auch ich war dem nicht so abgeneigt. Unser Haus war ein schönes, aber schlichtes Familienhaus aus Holz. Wir hatten drei Etagen, eine zum Wohnen und Kochen, eine für meine Eltern und eine teilten meine Brüder und ich. Wir hatten in jeder Etage mindestens ein Badezimmer und diverse andere Räume. Meine Brüder und ich hatten drei Räume noch frei, in denen wir ein weiteres Badezimmer einbauten, da sie immer ewig brauchten... Wobei... Ich brauchte meistens ewig, wenn ich einmal unter der Dusche stand. Was soll's. Jetzt kamen wir uns wenigstens nicht mehr ins Gehege.

Dann hatten wir noch einen coolen Gaming Raum mit Leinwand und allem drum und dran und im letzten Raum lagerten wir all unsere Waffen. Wir bauten sie uns selber und lagerten sie dann dort. Wir hoben dort auch alles für die Jagd auf, aber auch Proviant und Wasserflaschen. Ich wusste jedoch nicht, was unsere Eltern in ihre Räume eingebaut hatten. Ich wusste nur, dass in einem eine kleine Art Bücherei war, aber sonst hatte ich keine Ahnung, akzeptierte dies aber. Jeder hatte Geheimnisse. Unten im Keller hatten wir unseren Trainingsraum, in dem wir uns noch auspowern konnten, wenn wir mal einen schlechten Tag oder einfach nur Lust hatten.

Dann waren auf der Lichtung aber auch noch andere Häuser von anderen Familien. Emily lebte auch irgendwo hier. Meine Mutter redete immer über sie, aber ich habe sie nicht oft und  auch lange nicht mehr gesehen. Immer wenn sie kam verschwand sie mit meinen Eltern in einem der Räume. Wenn sie dann raus kamen, flogen Moon und Emily auch schon meistens wieder weg. Nur ein paar Mal blieben sie länger, um noch Dinge zu erledigen und manchmal auch nur um ein paar Tage zur Ruhe zu kommen.

Das größte und imposanteste Gebäude war aber immer noch die Akademie. Genau dorthin flogen wir gerade. Die Akademie war mein Leben. Seit ich denken konnte wurde ich dort ausgebildet. Ich war deshalb meinen Brüdern noch mehr voraus als eh schon. Seit ich denken konnte hatte ich mich in die Räume geschlichen und heimlich trainiert. Mein Vater hatte es dann herausgefunden und mich ausgebildet. Offiziell. Ich war nun allen meinen Kameraden Jahre voraus, aber ich wollte nicht überspringen, da auch meine Brüder in der Gruppe waren. Die beiden liebten es so wie ich, das kämpfen. Unser gemeinsames Ziel war der Fall.

Saphira - DrachensucheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt