Kagemaru

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Die schwarzen Drachen sind zurück und verkünden Unheil", ließ Sunil uns wissen. Niemand von uns wagte es etwas zu sagen. Die Stimmung war bedrückt, obwohl wir nicht wussten, wer oder was diese schwarzen Drachen waren, aber wir wussten, dass es ganz und gar nicht gut war, wenn ich davon Alpträume hatte.

Um dies zu verstehen müssen wir viele Jahrhunderte zurückschauen", fing Sunil die Geschichtsstunde an, „In dieser Zeit gab es fünf Arten der Drachen. Wasser, Feuer, Luft, Erde und Schatten. Die schwarzen Schatten. Es sind Krieger, die im Hinterhalt angreifen. Man sieht sie nicht kommen und wenn man sie sieht, dann ist es zu spät. Sie sind hinterhältig und brutal, doch wir lebten in Frieden. Die Schatten versorgten uns zusammen mit den Feuerdrachen mit Essen und allem, was wir brauchten.

Doch eines Tages wurde Kagemaru geboren. Er verkörperte den Schatten wie kein anderer, doch die Schatten zerfraßen ihn. Sie zeigten ihm Macht und lockten ihn mit finsteren Versprechungen. Kagemaru wandte sich schon früh von allen anderen Drachen ab und sammelte die Schatten um sich. Alle waren pechschwarz wie die Nacht und Kagemaru flüsterte ihnen die Verlockungen der Macht zu. Er selbst wurde immer stärker, je älter er wurde und auch immer verbitterter. Er wandte sich schließlich komplett ab und verschmolz mit den Schatten. Er glich keinem Drachen mehr, doch er hatte noch Flügel und war gefährlicher als jemals zuvor.

Nach und nach lockte der die anderen schwarzen Drachen in die Schatten, bis keiner mehr übrig blieb. Die schwarzen Drachen wurden seit jeher als Todbringer bezeichnet. Doch Kagemaru gab sich nicht zufrieden. Er wollte noch mehr Macht und so kam der Krieg. Der erste und einzige Krieg in der Geschichte der Drachen. Wir verloren viele unserer Freunde, doch die Schatten überlebten. Unsere Vorfahren konnten nur vereinzelt die Todbringer töten. Sie konnten sie nicht besiegen, weswegen sie vertrieben wurden. Weit, weit weg von Leben.

Von den fünf Drachenarten blieben nur noch vier erhalten. Es war fürchterlich. So ein Krieg, wie in deinen Träumen. Auch schon vor Jahrhunderten kündigten die Todbringer den Krieg durch Träume an. Sie schlichen sich in die Gedanken der Drachen und zeigten ihnen diesen Traum, welchen du geträumt hast. Nach einiger Zeit griffen sie an und das du nun diesen Traum hast, gefällt mir absolut nicht. Der Traum ist der Vorbote des Todes. Seit wann hast du diesen Traum Enja?" Sunil beendete seinen Vortrag und wieder legte sich die Stille über uns.

Der blaue Drache musste mich erst ein weiteres Mal auffordern, bevor ich ihm antworten konnte: Seit etwa einem halben Jahr. Es hat angefangen, dass ich erst ein oder zweimal diesen Traum im Monat hatte und vor einem Monat träumte ich ihn ein oder zweimal die Woche. Seit dem Fall kann ich nicht mehr einschlafen, ohne, dass ich diese Bilder vor meinem inneren Auge habe."

Das ist schlecht. Sehr schlecht", bemerkte Sunil und rief sofort die anderen Ältesten. Diese kamen keine zwei Minuten später in den Raum, anscheinend schon komplett informiert. „Was machen wir Sunil?", fragte Natyra. „Wir müssen die Menschen warnen und uns bereit machen. Seit die Menschen unser Tal bevölkert haben, kann jeder Drache kämpfen und glücklicherweise haben wir nicht aufgehört, den Kampf zu lehren. Wir sind bereit, doch sind es die Menschen?", erklärte Sunil. Alle Drachen schüttelten den Kopf und auch wir mussten uns eingestehen, dass wir keine Chance gegen Drachen hatten. Schon gar nicht jetzt, wo wir uns auf Drachen verließen.

Geht ihr vor, ich komme mit einer Armee nach. Wir dürfen die Menschen nicht alleine lassen. Gut, dass ihr zu uns gekommen seid", bestimmte Tian und machte sich mit Aidan auf den Weg, die anderen zu warnen. Anscheinend kannte jeder Drache die Todbringer oder hatte wenigstens davon gehört. Natyra und Sunil hingegen nahmen uns mit und trennten uns auf halben Weg. Natyra flog in die Stadt, um noch mehr Kämpfer zu holen und Sunil flog mit uns zur Akademie.

Saphira - DrachensucheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt