Primrose

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Ein kleines Mädchen läuft über die Wiese. Sie trägt ein weißes Sommerkleid, welches ihr perfekt passt und ihre Unschuldigkeit verdeutlicht. Wenn du ganz still bist, kannst du ihr zartes, glückliches Lachen vernehmen mit dem sie die Schmetterlinge begrüßt. Ihr blondes Haar weht in der Brise und gänzt im warmen Sonnenschein.  Sie läuft auf den nahen Wald zu, der freundlich und einladend wirkt. Ganz zielstrebig schwebt sie förmlich auf einen bestimmten Baum zu. Aus einem großen Loch im Stamm holt sie eine hellblaue und aufwendig verzierte, sogar mit Blattgold bestückte Spieluhr hervor. Mit ihren zarten Fingern zieht sie diese mühsam auf. Ihre Hände sind fast zu klein, um die Schatulle zu halten. Sie öffnet sich jedoch und eine wundervolle Melodie ertönt. Man könnte meinen, sie erfülle die ganze Wiese, den Wald, das Dorf, die gesamte Welt. Doch die Uhr gehört nur ihr. Und die Musik ist auch ihre. Niemand hat sie gesehen oder gehört. Keinen führte sie je zu dem Versteck, welches das Mädchen ausgesucht hatte, um ihren größten Schatz zu hüten. Auf dem Deckel war ihr Name eingraviert. Das in feinen Lettern verfasste Siguiriya wurde von mehreren exotischen Blüten geschmückt. Die Melodie der Spieluhr wurde langsamer und schriller, doch das Kind begann nicht, sie erneut aufzuziehen. Wie hypnotisiert starrte sie in den Wald als würde sie sich an etwas schreckliches erinnern. Das Kistchen in ihren lieblichen Hände gab immer lautere und höhere Töne von sich.               

Das Piepen wird immer lauter. Die Überreizung meines Trommelfells ist unerträglich. Und dazu dieser erdige Geruch, nein schon fast Gestank. Das ist nicht nur Erde... Ich kenne diesen Geruch... Öl. Ich kann absolut nichts sehen, denn es ist zappenduster. Dafür funktionieren meine anderen Sinne besser als sonst. Ich liege auf feuchtem Boden aber ich habe keinen Schimmer wie oder wann ich hierher gekommen bin. Ich schmecke getrocknetes Blut, meine Lippen sind aufgeplatzt. Ich überprüfe meine Hand-, und Fußgelenke auf Fesseln. Wie komme ich nur darauf? Ich stehe auf und bemerke, dass mein linkes Bein wegknickt. Aua! höllischer Schmerz zuckt durch mein Knie und ich verlagere schlagartig mein Gewicht aufs rechte Bein, welches noch unversehrt scheint.
Nun stehe ich, zwar etwas wackelig, aber aufrecht in der Dunkelheit.
Vorsichtig hüpfe ich auf einem Bein vorwärts und schon nach wenigen Metern bin ich außer Atem. Scheiß Ausdauer, hätte mehr Sport machen sollen. Hab ich überhaupt sport gemacht? Beim genaueren Nachdenken fällt mir auf, dass ich keinerlei Erinnerungen habe...
Ich lasse mich plump auf den Boden fallen autsch und versuche, mich an etwas zu erinnern. Und da ist auch was.

Mein Name ist Cinn, eigentlich Cinnamon aber das finde ich albern. Cinn klingt einigermaßen cool, natürlich nicht so wie Cat oder Mace aber es gibt schlimmeres.
Ich bin 17 Jahre alt, geboren am 27 Januar. Ein Wintermädchen. Und so sehe ich auch aus. Meine dunkelblonden Haare umrahmen mein eher zartes Gesicht mit der schmalen Nase und einem ausdrucksstarken Kinn. Ich habe, manche sagen "unnatürlich" helle Haut, die meine Hellgrauen augen besonders hervorhebt. Ich weiß noch, dass meine Augen der für mich einzig schöne Teil meines Körpers waren. Das ist alles, was ich über mich weiß, und ich bin schon sehr zufrieden mit mir. Das hilft mir jedoch in keinsterweise weiter, wenn es darum geht, wo ich bin und mit wem vor allem.
Ich betaste meine Arme um herauszufinden, was für Kleidung ich trage. Ah mein bauchfreies shirt aus weißer spitze ich liebe dieses Teil und dazu kombiniere ich für gewöhnlich (ich berühre meine Beine) richtig eine Jeans, hauteng. Schuhe trage ich keine und meine Füße fühlen sich kalt an. Jetzt merke ich, wie unangenehm kühl es hier drin ist, was auch immer "hier drin" sein mag.
Gut, das reicht fürs erste. Ich richte mich erneut auf und hüpfe mehrere Meter, immer die arme nach vorn ausgestreckt, bis ich eine Wand erreiche, ebenfalls feucht und erdig. Ich bleibe an der Wand und schleppe mich immer weiter vorwärts, um mein dunkles Gefängnis zu erkunden. Unterwegs stoße ich auf einen schweren Krug mit (wahrscheinlich) Wasser, eine leere Platte, eine feine Halskette aus Perlen, auf der ich fast ausgerutscht wäre, das alle ertaste ich mit meinen Fingern, weil es immernoch einfach zu dunkel ist.  Und da! Auf einmal spüre ich was anderes. Holz. Und weiter unten ertaste ich kaltes Metall, eine Klinke. Eine Tür!!

                     

Morning DewWo Geschichten leben. Entdecke jetzt