Part 4

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Verschlafen kuschelte sich Jan näher an die warme Brust unter seinem Kopf und lauschte dem beruhigendem Herzschlag. Ein Arm lag um seine Taille geschlungen, die dazugehörige Hand unter seinem Shirt. Mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen, atmete Jan den vertrauten Geruch von Tim ein.

Schlaftrunken bewegte er seinen Kopf näher in die Halsbeuge des Größeren und zeichnete mit seinen Fingern gedankenverloren irgendwelche Muster auf dessen Brust.

Jan wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, doch irgendwann wurde er von einem penetranten Brummen geweckt. Verschlafen rieb sich Jan die Augen und blickte suchend durch sein Zimmer.
Sein Blick blieb jedoch an Tim hängen, der direkt neben, fast schon unter, ihm lag. Ein Arm des Größeren war noch immer fest um seine Hüfte geschlungen und zog ihn noch ein Stück näher.

Jan spürte, wie sein Herzschlag schneller wurde und ihm wurde schmerzhaft bewusst, wie nah sie sich doch waren. Jeder kleine Atemzug von Tim streifte sein Gesicht. Dieser kleine Windzug zog seine volle Aufmerksamkeit auf dessen Ursprung.

Angespannt betrachtete Jan die vollen Lippen seines besten Freundes. Wie einfach es doch wäre, die letzten Zentimeter zu überbrücken und Tim einen leichten Kuss aufzuhauchen.

Scheinbar wurde auch Gisela durch diese Gedanken wacher, denn Jan verspürte wieder das allzu bekannte Kribbeln, das er vor jedem Tic hatte.

Gezwungen vom Tourette, beugte sich Jan die letzten Zentimeter nach vorne. Er spürte, wie seine Lippen über die seines besten Freundes streiften. Um das schlimmste zu vermeiden, kämpfte er jedoch mit sich selbst und legte schlussendlich seine Lippen auf den Hals von Tim, womit sich Gisela scheinbar zufrieden gab. Dort drückte sie dem Größeren einen leidenschaftlichen Kuss auf.

Als Tim ein zufriedenes Seufzen von sich gab, war es um Jan geschehen. Obwohl sein Tic längst zu Ende war, blieben seine Lippen am Hals des Größeren kleben. Das Brummen des Handys war längst verstummt.

Jans Lippen wanderten wie von selbst den Hals von Tim nach oben und verteilten doch federleichte Küsse. Tief in seinem Inneren wusste Jan, dass er all das bereuen würde, doch es hielt ihn nicht davon ab, seine Gefühle zurückzuhalten.

Auf einmal spürte Jan eine Hand in seinen Haaren, die seinen Kopf noch näher zog. Dabei schaffte Jan es nicht, ein zufriedenes Seufzen zu unterdrücken. Die andere Hand von Tim schob sich vorsichtig unter sein Shirt und malte währenddessen kleine Muster auf seinen Rücken.

Ein geflüstertes „Jan.“ lies den Kleineren kurz aufblicken. Brauen Augen trafen auf blaue, verschlafene.

Ehe Jan etwas erwidern konnte, verschwand die warme Hand aus seinem Rücken. Das missmutige Brummen konnte der Youtuber nicht zurückhalten. Doch es verging nur ein kurzer Augenblick, ehe sich Tims andere Hand ebenfalls in den Haaren von Jan vergrub.

Bevor der Tourette-Erkrankte realisieren konnte, was passierte, zog Tim ihn die letzten Zentimeter nach unten und vereinte ihre Lippen miteinander.

Es fühlte sich für Jan an, als würde sein Herz stehen bleiben. Die Zeit stand für ihn still. Kurz fragte sich Jan, ob er nicht doch noch schlafen würde. Doch in seinen Träumen hatte sich das alles noch nie so real angefühlt. Die rauen und doch so weichen Lippen des Größeren bewegten sich fordernd unter seinen eigenen.

Der unausgesprochenen Bitte von Tim nachkommend, vertiefte Jan den Kuss der Beiden und ließ los. Er gab seinen Gefühlen, die er so lange unterdrückt hatte, freien Lauf. Zeit verlor an Bedeutung. Nur sein bester Freund und die Nähe zu ihm war wichtig.

Tims Hand löste sich erneut aus seinen Haaren, nur um wieder ihren alten Platz auf Jans Rücken einzunehmen. Dort angekommen, schob sich die Hand unter das Shirt des Kleineren.

Der schnelle, hektische Kuss verwandelte sich zu einem langsameren, zärtlicheren. Jan würde ihn fast schon liebevoll bezeichnen. Doch leider musste der Kleinere irgendwann die Lippen von seiner heimlichen Liebe trennen, um zu atmen.

„Nicht aufhören.“ Brummte Tim unzufrieden, ehe er seine Lippen auf Jans Hals ablegte.

„Hatte ich nicht vor.“ Gab Jan frech zurück. Kurz zog sich Tim zurück und funkelte Jan mit einem gespielt bösen Blick an. Der Druck der Hand auf seiner Hüfte verstärkte sich und plötzlich drehte sich für Jan alles.

Auf einmal befand er sich unter Tim und blickte in dessen blauen Augen auf. „Nicht frech werden, Kleiner.“ Kam es neckisch von Tim.

Dieses Mal war es Jan, der in die Haare seines besten Freundes griff, um ihre Lippen miteinander zu vereinen.

Plötzlich war wieder das penetrante Brummen neben seinem Bett zu hören. Auch Tim schien das zu realisieren, denn er drückte Jan leicht von sich weg und griff nach seinem IPhone, dass auf den Nachttisch lag.
Auf dem Bildschirm war ein Bild eines schönen, blonden Mädchen zu erkennen, darunter der Name Sophie mit einem kleinen Herzchen.

Entsetzt riss Tim die Augen vollständig auf, ehe er Jan komplett von sich schob, schnell aufstand und hastig aus dem Zimmer verschwand.

Mit wirren Gefühlen und einem schnell schlagendem Herz setzte sich Jan auf und sah seinem besten Freund hinterher. Nur langsam realisierte er, was zwischen ihnen gerade passiert war.

Sie hatten sich geküsst.

Was würde das für Ihre Freundschaft bedeuten? Für Jan war klar, dass sich etwas verändern würde. Er wusste nur noch nicht, ob positiv oder negativ.

Ein kalter Schauer jagte über seinen Rücken. Was war, wenn Tim seine Gefühle nicht erwidert? Würde er seinen besten Freund und seine wichtigste Stütze im Leben verlieren? Er wusste nicht, wie er ohne seinen besten Freund weiterleben sollte. Eine einzelne Träne rollte über seine Wange.

Gedämpft durch die Tür, konnte er Tims Stimme hören, doch er konnte dem Gespräch des Größeren nicht folgen.

Einige Minuten später wurde Jan aus seinen Gedanken gerissen, als sich seine Zimmertür öffnete. Tim stand mit einem verlegenen Lächeln in der offenen Tür.

Dornröschen ist endlich aufgewacht. Wichser!“ begrüßte Gisela den Größeren. Dieser fing daraufhin an zu lachen, was auch Jan dazu verleitet, miteinzustimmen. Vielleicht würde sich ja doch alles zum Guten entwickeln.

Nachdem die zwei Freunde sich wieder etwas beruhigt hatten, kam Tim auf Jan zu und ließ sich neben seinem besten Freund aufs Bett fallen.

„Jan?“ Die Stimme von Tim klang seltsam verunsichert und auch sein Blick, der aus Unschlüssigkeit und Bedaueren bestand, ließ leichte Panik in dem Tourette Erkrankten entstehen. „Ich glaube, wir müssen reden.“

Kein Gespräch, das mit diesen Worten begann, hatte jemals glücklich geendet.

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Holy shit. Ich hab keine Ahnung, wie das Kapitel so schnell eskaliert ist... Eigentlich war das so nicht geplant. Hoppala.

Ich hoffe, es hat euch (trotzdem) gefallen.

Lasst doch ein Kommi da

Stay Posi
Eure Jess 🖤




Gewitter im Kopf - Unerwartet-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt