26. Harit x Mc Kennie

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31.12.2019- Gelsenkirchen

FEAR
makes STRANGERS
of those
who would be FRIENDS.

PoV. Amine
Schweigend betrat ich die Kabine, in der die anderen bereits, wie immer, rumblödelten. "Guten Morgen.", murmelte ich leise, ließ mich dabei auf meinen Platz, in der Ecke sinken. Begann mich aus meiner Jacke und meinem warmen Pulli zu schälen, hier in Deutschland, war es um einiges kälter, als in Marokko, wo ich die Weihnachtsfeiertage bei meiner Familie verbracht hatte. Gezwungenermaßen tauschte ich meine warmen Sachen, gegen ein langes Funktionshirt, ein kurzes Trainingsoberteil und zuletzt meinen Trainingspulli auf bei den Hosen setzte ich bei der Kälte auf Zwiebellook. "Guten Morgen Boys.", erklang plötzlich Westons gut gelaunte Stimme durch das Stimmengewirr der anderen Jungs. Kurz blickte ich auf, fing mit meinen Augen das freudige Lächeln des Amerikaners ein, ehe ich mich wieder meinen Schuhen widmete, bei denen ich gerade begonnen hatte, die Schnürsenkel etwas aufzuziehen. "Morgen Amine.", setzte er sich schließlich neben mir auf seinen Platz. "Morgen.", gab ich leise, kaum hörbar zurück und machte mich hastig daran meine Schuhe anzuziehen, um auf den Rasen hinaus zu joggen. Gemütlich lief ich einige Runden, um den Platz bis die anderen alle da waren und David uns schließlich zusammen rief. "Guten Morgen Jungs, ich hoffe ihr hattet schöne Feiertage und konntet euch bei euren Familien erholen. Wir werden nun als erstes mit einfachen Passspielen und Linienläufen beginnen, verteilt euch gleichmäßig auf die aufgebauten Stationen.", begrüßte er uns und wies uns die erste Aufgabe an, worauf wir zügig begannen uns zu verteilen, um die Aufgaben zu erledigen und warm zu bleiben. Zügig arbeiteten wir uns durch die sechs unterschiedlichen Stationen, ehe der Coach uns wieder zusammen rief. "Okay Jungs wir werden heute für die restliche Einheit neue Standardmöglichkeiten einstudieren, welche wir im neuen Jahr im Trainingslager noch genauer vertiefen werden....", begann er uns vom restlichen Plan für die erste Einheit nach der Winterpause zu erzählen, ich schlang meine Arme währenddessen fröstelnd um meinen Körper, vergrub mein Kinn so gut es ging im Kragen des Trainingspullis, um mich etwas zu wärmen, da ich meinen Schaal in der Eile vorhin in der Kabine vergessen hatte, ebenso, wie meine Handschuhe. "Willst du meinen Schaal haben?", hielt mir Weston plötzlich seinen schwarzen Schaal hin. Erschrocken zuckte ich zusammen. Schüttelte nur kurz den Kopf. So gern ich den Schaal auch annehmen würde, doch wenn ich das jetzt tun würde, wüsste doch sofort die ganze Mannschaft, dass ich schwul war und auf Weston stand. Davon durfte auf keinen Fall jemand auch nur den Hauch eines Verdachts bekommen. Sonst war ich dran, wer würde denn schon noch, was mit mir zu tun haben und welcher Verein würde mich denn noch unter Vertrag nehmen. Wer wollte denn mit einer Schwuchtel zusammen spielen? Ich würde den Rest meines Lebens geliefert sein. Unauffällig trat ich einen Schritt beiseite, konzentrierte mich wieder auf die Worte des Trainers.

"Kommst du heute Abend auch?", stieß Alex mich an, als wir total durch gefroren, auf dem Weg in die Kabine waren. "Die Silvesterparty?", fragte ich den Keeper etwas irritiert, schlang meine Arme fröstelnd vor dem Körper zusammen. "Ja, du bist der einzige der nicht geschrieben hat, ob er kommt oder nicht.", teilte mir der Jüngere mit, weshalb ich sofort ein schlechtes Gewissen bekam, dass ich so gar keine Rückmeldung gegeben hatte, aber ich hatte die Nachricht nur ganz grob überflogen, dann jedoch sofort damit geplant hatte alleine zu feiern, da ich auf keinen Fall dabei sein wollte, wenn die Jungs Feuerwerk zündeten. "Tut mir leid, ich will jetzt auf keinen Fall irgendwelche Umstände...", "Alles gut. Genügend eingekauft ist definitiv.", wank der baldige Bayernspieler ab und stieß die Tür zum Gebäude auf. "Nein, ich will da jetzt nicht so unangemeldet reinplatzen...", schüttelte ich nur hektisch den Kopf, als uns ein paar der anderen eingeholt hatten. "Wie feierst du denn dann ins neue Jahr? Ganz alleine?", legte Markus mir einen Arm, um die Schultern, worauf ich schüchtern nickte, genau die falsche Reaktion in diesem Moment, wie mir augenblicklich klar wurde. "Dann kommst du auf jedenfall. Man feiert doch nicht allein in ein neues Jahrzehnt hinein.", beschloss Weston da einfach so voller Euphorie für mich und riss die Kabinentür auf, ließ die Gespräche der anderen, die bereits in der Kabine waren, damit kurzzeitig verstummen. "Ich will aber wirklich keine Umstände machen.", murmelte ich noch, während ich mich auf meinen Platz sinken ließ. "Machst du nicht, Amine, wirklich.", redete auch Markus auf mich ein, als die ersten unter die Duschen verschwanden. "Ist okay, ich komme. Wann soll ich da sein? Gibt es irgendetwas, was ich mitbringen kann?", gab ich schließlich nach, hoffte inständig, dass keiner Feuerwerke zünden würde. "Um 18:00 Uhr bei Alessandro. Wenn du Feuerwerk hast kannst du das gerne mitbringen.", kam es noch von Alex, ehe er in die Duschen verschwand, ich hingegen widmete mich nach seiner Bemerkung eilig meinen Schuhen, dass niemand meine Unsicherheit bemerkte. Wie sollte ich diesen Abend denn bloß überstehen, ohne dass die Jungs nur den Hauch einer Ahnung bekamen, dass ich schwul war und panische Angst vor Feuerwerken hatte. Ich wäre nicht nur vereinslos danach, ich wäre auch noch das totale Weichei. Das durfte auf keinen Fall passieren.

Fußball OS -2-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt