Kapitel 1

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*Sicht Peter*

Ich schaute aus dem kleine Hotelfenster in meinem Zimmer. Wie langsam die Schneeflocken den Himmel hinunterfallen und sanft auf dem verschneiten Boden landen. Wie einfach doch das Leben als Schneeflocke sein muss. Anders als bei uns Menschen. Wir werden enttäuscht , verlassen und auf uns herrscht viel Druck. Vorallem auf mir, dem slowenischen Überflieger. Aber wie soll ein einziger Springer eine ganze Mannschaft halten? Wie soll dieser einzigste Springer alleine Erfolge feiern? Und das ohne Halt? Keine Freundin, die hinter einem steht? Viele Fragen , aber keine Antwort.

,,Willst du wirklich nichts essen , Peter?" , fragte mich mein Zimmerkollege Anze Lanisek besorgt. Ich schüttelte nur den Kopf. Ich hörte  wie er seufzte und kurz danach die Tür ins Schloss fiel. Immerhin stand ein Großteil des Teams noch hinter mir. Ohne sie wäre ich komplett am Ende. Langsam lief ich vom Fenster auf das Bett zu. Ich wusste , dass ich morgen abliefern musste um die Medien zu beruhigen. In unserem Team lief es momentan ziemlich schlecht. Keiner von uns konnte regelmäßig unter die besten 5 oder besten 10 Springen. Die einzigsten waren mein kleiner Bruder Domen und ich. Auf mir lastete doppelt so viel Druck wie auf meinem Bruder. Logisch, er hat noch kein Weltcupgesamtsieg ,Olympia Silber oder die Tournee gewonnen. Trotzdem steht hinter Team Slowenien nicht nur der Name Peter Prevc oder Domen Prevc , sondern noch reichlich weitere. Doch das vergessen viele leider.

Plötzlich klopfte es an meinem Zimmer. ,,Pero? Darf ich reinkommen?" Ich wusste erst nicht genau wer das war. Ich vernahm die Stimme aber als die meines anderen Bruders Cene. Also stand ich vom Bett auf und lief zu der Tür. Vorsichtig öffnete ich sie und tatsächlich stand mein Bruder davor. Ich ließ in hinein und er setzte sich auf ein Stuhl. Ich kam langsam hinter ihm her und legte mich zurück auf das Bett. ,,Ich glaub wir müssen reden." Oh nein bitte nicht. Ich will nicht meine Familie mit meinen Problemen belastend. ,,Ich kann erahnen wie es dir geht.Du darfst dich nicht aufgeben,bitte. Wir , dein Team, deine Brüder wissen, dass du sau gut springst und du wirst es auch wieder. Lass die Medien in Ruhe und konzentriere dich auf dich." ,,Cene, es ist nicht nur das." ,,Was dann? Rede mit mir!" War ich bereit dafür? Eher weniger, aber er ließ nicht locker das wusste ich jetzt schon. ,,Seit der Trennung von Ida geht es mir nicht mehr gut. Das was ich noch hatte war das Skispringen, aber das ist jetzt auch weg. Der ganze Druck der auf mir liegt. Und dann steht ja noch die Tournee an nach Weihnachten und Weihnachten ist nächsten Mittwoch! Wie soll ich dem Druck standhalten? Cene, wie?" Erstaunt über mich selbst sah ich Cene an. Ich merkte wie mir die Tränen in die Augen stiegen. Irgendwie war es eine Erleichterung endlich jemanden zu erzählen was in mir vorgeht. ,,Du musst dich erstmal fragen wer dir den Druck macht. Nur die Medien oder du dir selber? Du hast ein komplettes Team hinter dir , deine Familie und bald unser neues Au-Pair-Mädchen. Wir werden das alles schaffen , ich verspreche es dir, aber bitte geb dich nicht auf. Denk an Nika und Ema. Du bist ihr Vorbild. Du musst alleine für sie weiterkämpfen. Aber alleine für dich musst du es. Es gibt ein Leben abseits der Schanze. Willst du das wirklich aufgeben wegen dem Springen, weil es momentan nicht läuft?"

Recht hat er ja. Ich darf mich nicht aufegeben. Nicht wegen dem Skispringen. Er sagt das immer so leicht, aber es ist nicht so einfach wie es scheint. ,,Du hast ja Recht. Aber es ist nicht so einfach. Aber was war da mit dem Au-Pair-Mädchen?" Tatsächlich hatte ich keinen blassen Schimmer worum es ging. ,,Das haben Domen und ich dir doch gesagt. Ab Dienstag kommt ein Au-Pair aus Österreich zu uns für ein Jahr erstmal." ,,Ich hab nicht viel von der Außenwelt mitbekommen. Wie heißt sie?" ,,Klara,kommt aus der Nähe von Innsbruck, ist 20 Jahre alt und leider habe ich keine Ahnung wie sie aussieht."  Ein kleines bisschen Freude kam bei mir hoch. Meine Mutter braucht dringend Hilfe, da wir drei meistens weg sind und die zwei kleinen noch zu jung sind. ,,Geht doch. Mission Peter-ablenken-und-ihn-auf-andere-Gedanken-bringen ist erledigt. So und jetzt konzentriest du dich auf morgen, machst zwei ordentliche Sprünge und dann ab nach Hause." Ich boxte ihm leicht gegen seine Schulter und wir beide mussten lachen. Darauf verabschiedete er sich und ließ mich alleine. Er hatte Recht;Fokus nochmal auf morgen und dann geht es zurück zur Familie und zu Klara. Ich freute mich sie kennenzulernen.

--Dein Leuchten--Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt