Kapitel 1

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(Y/N)s Sicht

Blühende Landschaften waren das einzige, was ich während der Fahrt zu dem abgelegenden Internat, wo ich heute meinen ersten Tag verbringe sollte, sah. Es war Ende Sommer und das hieß: ein neues Schuljahr begann.
Ein neues Schuljahr und gleichzeitig auch ein neuer Lebensabschnitt für mich. Es war nämlich das erste Mal, dass ich für so lange von zu Hause weg sein werde.

Von der Mittelschule sollte ich jetzt zur Highschool, weswegen ich sehr aufgeregt und nervös war, weil ich Veränderungen hasste. Ich malte mir immer die schlimmsten und meist unrealistischsten Szenarien aus, die passieren könnten, was es nicht gerade besser machte.
Naja, mein Motto war nunmal: man sollte immer vom Schlimmsten ausgehen, dann würde man am Ende positiv überrascht werden.

Immerhin war ich froh, dass wir alle auf die selbe Schule gehen werden. Und mit "wir" meine ich Mauke, Ella und mich. Die beiden sind meine besten Freundinnen, die ich schon seit der Mittelstufe kenne.

Ich verstand immer noch nicht, wie meine Eltern mich, Antisocial in Person, auf ein Internat mit so vielen Schülern stecken konnten! Da laufen sicherlich nur solche dummen, straight Tussen und scheiß Typen rum.

Das Thema ,,Internat" war zwischen meinen Eltern und mir immer ein Streitthema, denn ich hatte anfangs überhaupt keinen Bock drauf und hab mich dementsprechend geweigert. Aber als ich erfuhr, dass Mauke und Ella zu dieser Schule gehen werden, habe ich mich schlussendlich dafür entschieden.
Ihre Antworten, warum ich dahin musste, waren immer sowas wie ,,Es tut dir gut, wenn du mehr mit Gleichaltrigen unternimmst und blah, blah, blah... "

,,So, dann sind wir wohl da.", rief meine Mama vom Vordersitz des Autos. Ich war so in Gedanken vertieft, dass ich gar nicht mitbekam, dass wir schon angekommen waren. Also riss ich meine Kopfhörer aus meinem Ohr, mit denen ich die ganze Zeit Musik hörte, um die negativen Gedanken zu vertreiben und öffnete die Autotür.
Mein Vater half mir noch dabei, mein Gepäck aus dem Kofferraum zu holen und dann verabschiedeten wir uns voneinander. Ich schaute ihnen noch traurig nach, wie sie wegfuhren. Am liebsten würde ich schon wieder lieber nach Hause, weil ich echt keinen Bock drauf hatte, hier zu bleiben.

Mauke und Ella waren noch nicht da, weshalb ich vor dem Schultor wartete und mir das Gebäude von dort aus ansah. Es war größer, als ich es mir vorgestellt hatte und moderner als alle old-school halbeinstürzende Schulbauten, die ich schon besucht hatte.
Vor dem Gebäude erstreckte sich eine riesige frischgemähte Wiese, welche mit ein paar Bänken, vielen Blumen und einem Springbrunnen verziert war, was der Idylle einen fast märchenhaften Touch verlieh.
,,Wow...", flüsterte ich zu mir selbst. Sowas hatte ich sonst immer nur in irgendwelchen Teenie-Filmen gesehen. Mal sehen, ob drinnen genauso schön aussieht.

Ein paar Minuten später hörte ich ein Auto etwas entfernt von mir parken und erkannte, dass Mauke dort ausstieg und dann zu mir kam mit einem angepissten Blick auf dem Gesicht.
,,Na, alles okay? Siehst voll angestrudelt aus."
,,Nein, ich werde meine Babys jetzt soo lange nicht mehr sehen!!", jammerte sie in einem weinerlichen Ton. Ich schaute sie verwirrt an, begriff aber dann:,,Ach, du meinst deine Katzen!" Sie nickte nur traurig und wechselte dann schnell das Thema:,,Wo bleibt denn Ella schon wieder?" Ich antwortete genervt von Ellas Unpünktlichkeit:,,Die kommt doch immer zu spät..."
,,Ach ja, stimmt."

Wir unterhielten uns noch ein wenig darüber, was wir alles im Internat erwarteten, während die anderen Schüler schon alle auf den Schulhof gingen. Wir jedoch standen immer noch ungeduldig vor dem Tor.

Dann kam endlich die klappernde Schrottkiste von Ella angefahren. Sie stieg aus und nahm ihren Koffer raus. Ihre Mutter brüllte ihr noch hinterher:,,Und werd' mir bloß nicht schwanger, Fräulein!"
,,Ja, ja, ja, ja...", wimmelte Ella angepisst ab und winkte ihr noch zu, bevor sie auch wegfuhr.

,,Jetzt komm, wir sind schon viel zu spät dran!! ", drängelte ich, da ich es hasste, zu warten und andere warten zu lassen und dies ohne sie überhaupt erstmal zu begrüßen. ,,Hallo erstmal. Bleib doch ruhig, wir haben doch noch zwei Minuten!", sagte Ella gechillt, woraufhin ich ausrastete:,,Zwei Minuten?! Kennst du nicht den Spruch: Fünf Minuten vor der Zeit ist des Soldaten Pünktlichkeit!"
,,Sind wir im Militär, oder was?", fragte Ella dumm. ,,So schrecklich, wie das hier bestimmt werden wird... ", meinte Mauke, daraufhin stimmt ich ihr zu. Ich bin wohl nicht die einzige, die über die ganze Internat-Sache pessimistisch denkt, nur Ella scheint sich darüber zu freuen. Die machte sich ja auch über nichts Gedanken, weil sie dumm war.

Wir standen nun alle auf dem Schulhof und die Lehrer drängten uns dazu, alle in einer Reihe zu stehen. Als wären wir im Kindergarten, ey..., dachte ich mir, jetzt schon genervt von Allem. Ich glotzte nur angestrudelt zu Ella, die neben mir stand. Sie rollte bloß mit den Augen.

Die Direktorin stand im Zentrum des Schulhofes mit einem Mikrofon in der Hand. Sie schlug einmal leicht dagegen, um zu testen, ob es funktionierte, was es auch tat. Sie war eine 0815-Direktorin: alt, dick und ähnelte einer Hexe.
Mit ihrer kräftigen Stimme, von der man Albträume bekommen konnte, fing sie an, ihre Rede zu halten, um das neue Schuljahr einzuweihen. Ich hörte ihr nicht wirklich zu, da es ja eh immer dasselbe Gefasel ist.

Die Schüler standen in einem Kreis um sie herum, weshalb ich anfing, diese mir genauer anzusehen. Es waren mal wieder viele Make-up-beklatschen Tussis dabei, Jungs waren aber auch viele. Ich schaute mir sie weiter an, bis ich bei mir einen allzubekannten Gesicht inne hielt. Er starrte in dem Moment auch zu mir und seine Augen weiteten sich.

Es war Hyunjin, mein ehemaliger bester Freund aus der Grundschule, mit dem ich durch dick und dünn ging, bis sich unsere Wege nach der Grundschule trennten, da wir auf verschiedene Mittelschulen gingen.

Ein fettes Grinsen bildete sich auf seinem Gesicht - er scheint mich wohl wieder erkannt zu haben. Ich lächelte zurück und lief auf ihn zu. Mir war es in dem Moment egal, ob uns alle Schüler blöd anglotzten.

Das Internat scheint doch nicht so kacke zu sein!

Hyunjin fing an, zu kreischen und rannte mir auch entgegen. Ich sprang ihn an und er wirbelte mich einmal im Kreis. Da ich Angst hatte, runterzufallen während der Drehung, umschloss ich hektisch mit meinen Beinen seine Hüfte. Er ließ mich danach zum Glück wieder runter und die Direktorin laberte irgendwas von:,,Könnt ihr euer Wiedersehen auf heute Nachmittag verschieben?"
Ich hörte ihr gar nicht wirklich zugehört, da ich mich so sehr freute, Hyunjin nach so langer Zeit wiederzusehen. Ich sagte neckend:,,Du bist aber ganz schön gewachsen, Hyunjin! Ich weiß noch, als ich in der zweiten Klasse größer war als du."
,,Das ist ja schon Ewigkeiten her und außerdem-"

Weiter kam er nicht, da unsere "liebenswürdige" Direktorin ihn schreiend unterbrach:,,DAS IST EINE FRECHHEIT! ICH HAB EUCH ERMAHNT UND IHR QUATSCHT TROTZDEM WEITER! IHR KOMMT GLEICH MAL IN MEIN BÜRO!!!"
Hyunjin und ich sahen uns an und mussten uns ein Lachen verkneifen, weil das einfach zu lustig war, wie die sich wegen sowas aufregte. Wir gingen wieder auf unsere angestammten Plätze und Mauke flüsterte mir pädohaft zu:,,Ey, wer war das? Dein heimlicher Freund etwa?"

Ich antwortete nicht, da die Hexe mich schon so warnend ansah, weswegen mir ein kalter Schauer über den Rücken lief. Ella meinte:,,Kein Kommentar. Alsoo..." Ich drehte mit den Augen und murmelte:,,Das ist Hyunjin."
Ich hatte zwar nicht sehr viel über ihn erzählt, weil mich das sonst nur traurig gemacht hätte, aber erwähnt hatte ich Hyunjin schon öfter. ,,Ach, der!", Mauke checkte es wenigstens, Ella jedoch wieder nicht:,,Hä, wer?" Ich schüttelte nur mit dem Kopf, um anzuzeigen, dass sie es vergessen sollte.

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Ich hoffe, euch hat das erste Kapitel meiner SKZ FF gefallen.
Kritik ist immer erwünscht.
Vielen Dank an Mingyus__Wife und Woozella, die mir beim Schreiben dieses Buches geholfen haben. ^^

You Again? || Han Jisung x ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt